Wie wichtig es ist, dass sich Senioren in der digitalen Welt zurechtfinden, zeigte sehr anschaulich ein Beispiel, das beim Besuch der Bayerischen Digitalministerin Judith Gerlach in Bad Königshofen erörtert wurde. Eine Seniorin berichtete, dass sie am Morgen in ihrer Wohnung gestürzt war und nicht mehr hochkam. Telefonanrufe bei ihren Kindern blieben unbeantwortet, ein Versuch per SMS klappte sofort. Wie gut, dass sie wusste, wie das funktioniert.
Die Bayerische Staatsministerin für Digitales eröffnete in Bad Königshofen das Projekt "zusammen digital", durch das Senioren und andere gesellschaftliche Gruppen, die Informationen über die Nutzung von Internet, Tablet und Smartphone brauchen, eine kostenlose Beratung vor Ort erhalten. Die Kommunen als Träger des Projekts sind angehalten, sogenannte "Beratungstheken" und telefonische Sprechstunden einzurichten.
In Kooperation mit dem Mehrgenerationenhaus
In Bad Königshofen wird die Umsetzung überwiegend in den Museen in der Schranne geschehen in Kooperation mit dem Mehrgenerationenhaus in der Trägerschaft der vhs Rhön und Grabfeld und dem Jugendzentrum. Ziel ist, digitale Technologien, die längst Einzug in alle Lebensbereiche gehalten haben, auch für Menschen zugänglich zu machen, die sich überfordert, abgehängt und ausgeschlossen fühlen. "Die Medienkompetenz ist mittlerweile – unabhängig von Alter, Kultur, Bildung und sozioökonomischem Status – ein wesentlicher Bestandteil der sozialen Teilhabe. Daher sollen bei "zusammen digital" alle Personen unterstützt werden, an der digitalen Welt teilzuhaben und diese mit Spaß und Sicherheit für sich zu nutzen", heißt es in der Projektbeschreibung.
Förderung von 6000 Euro
Der allgemeine Projektstart war im April 2023. Mehr als 60 Kommunen hatten sich für das Projekt beworben, 15 wurden für das Jahr 2023 ausgewählt, darunter Bad Königshofen. Weitere 15 kommen im nächsten Jahr dazu. Die Kommunen erhalten eine jährliche Förderung in Höhe von 6000 Euro, eine Verlängerung um 12 Monate ist möglich. Im Sinne eines Generationendialogs werden die Beratungen vor allem von jüngeren Menschen durchgeführt, die dafür von medienpädagogischen Fachkräften des JFF – Instituts für Medienpädagogik geschult werden.
"Finanzielle Mittel kann man zur Verfügung stellen, die Menschen vor Ort müssen das Projekt mit Leben erfüllen", sagte Ministerin Gerlach, die sich freute, dass einige kompetente junge Leute anwesend waren. "Wer keine Anleitung in der Familie hat, steht manchmal vor Problemen, zum Beispiel beim Online-Banking oder beim Buchen eines Ruf-Busses." Menschen mit geringen Digitalkenntnissen fänden Unterstützung und das niederschwellig und kostenlos vor Ort.
Updates bringen Laptop wieder zum Laufen
Wie Beratung geht, wurde sogleich vor Ort ausprobiert: Eine der anwesenden Seniorinnen konnte ihren Laptop wieder benutzen, nachdem ein junger Mann ein Update durchgeführt hatte, einer anderen wurden Kurzwahltasten auf ihrem Handy eingerichtet. Das Menschliche und das Miteinander seien unbezahlbare Gratiseffekte, in Bad Königshofen komme noch der internationale Aspekt hinzu, freute sich die Ministerin. Man lerne sich besser kennen und verstehen. Sie überreichte ein Schild, das am Museum angebracht wird und trug sich ins Gästebuch der Stadt ein. Bürgermeister Thomas Helbling begrüßte das Projekt und wies auf die gute Zusammenarbeit in Bad Königshofen zwischen Stadt, dem Museum als soziokulturelles Zentrum, der Vhs-Rhön und Grabfeld und dem Jugendzentrum hin.