Auf eine lange Tradition blickt das Gasthaus Dickas in Bischofsheim zurück. Die Chronik der Familie liest sich wie ein spannender Historienroman und dank der Nachforschungen von Claus Vorndran, der heute mit seiner Frau Brigitte das Gasthaus führt, kommen immer wieder neue Details zum Vorschein. Bei Umbauarbeiten stießen er und seine Frau auf ein gesticktes Amulett mit den Initialen AS. "Es ist sehr gut erhalten. Uns war sofort klar, dass es sich um ein historisches Stück einer hochrangigen Person handelt", berichtet Vorndran von der Überraschung. Doch mit den Initialen konnte er zunächst nichts anfangen.

Im Familientresor liegt eine "Familienbibel", in der sich die Urschrift der Chronik der Stadt Bischofsheim befindet. Diesen Schatz hütet Vorndran seit langem. "Auf einmal machte es Klick." Diese erste Chronik wurde von einem Anton Schumm erstellt. Seine Vermutung wollte Vorndran urkundlich belegen lassen. Im Würzburger Diözesan-Archiv wurde er fündig.
Stadtchronist Anton Schumm wurde im heutigen Gasthaus Dickas geboren
Anton Schumm war Sohn von Michael und Katharina Schumm, die eine geborene Dickas war, und er wurde im heutigen Gasthaus Dickas geboren. "Durch die aufgefundenen, urkundlichen Belege lässt sich ihre Annahme bezüglich Anton Schumm bestätigen", heißt es im Antwortschreiben von Dr. Thomas Wagner (Ahnenforschung, Würzburg).
Mit dieser Bestätigung in Händen beantragte Vorndran bei der Stadt Bischofsheim ein entsprechendes Hinweisschild, das er am Haus anbringen möchte. Die Aufschrift lautet: "Geburtshaus von Johann ANTON Schumm, 12. Februar 1839 – 27. Juli 1902, Pfarrer in Arnstein, 1887 Mitglied des Bay. Parlaments, Verfasser der Bischofsheimer Chronik (erschienen 1875)."

Für die Vorndrans ist dies ein weiteres Puzzlestück zur Geschichte des Hauses und ein schönes Geschenk. Es kam auch rechtzeitig zum Jubiläum, das sie in diesem Jahr feierten: 140 Jahre Gastwirtschaft, über 130 Jahre Brennrecht und 25 Jahre "Aus der Rhön – für die Rhön"
Die Geschichte des Hauses Dickas beginnt schon im 30-jährigen Krieg
Die Geschichte des Hauses Dickas beginnt mitten im 30-jährigen Krieg (1618 bis 1648). In der Armee von König Gustav Adolph von Schweden befand sich ein General mit Namen "Islem von Diccas". Er starb 1632 bei Kämpfen. Seine Witwe wurde mit ihrem Sohn Jonas in Bischofsheim, auf Betreiben der Baronin von Effern, der König Gustav Adolph das Amt Bischofsheim geschenkt hatte, aufgenommen.
Jonas Dickas (1626-1706), genannt der "Schwed", verdingte sich als Torwart am Unteren Tor. Seither wurde die Familienchronik der Familie Dickas lückenlos geführt. Die Dickas waren Tuchmacher, Müller und Posthalter. Johann Georg Dickas (1688 bis 1762) war der berühmteste und erfolgreichste Tuchmacher während der gesamten Phase der Tuchmanufaktur von Bischofsheim.
Johann Josef Dickas (1777 bis 1842) ließ 1832 Ofenplatten aus Gußeisen mit der Familiengeschichte und dem schwedischen Wappen gießen. Seither sind die Dickas in Bischofsheim auch bekannt als die Familie mit der gußeisernen Geschichte. Die Platten schmücken noch heute die Gaststätte Dickas.
In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts kam die Gastronomie hinzu
Josef Dickas (1810 bis 1885) wurde "der Posthalter" genannt. Er war im Besitz der Poststation und dem Gasthaus Löwen-Post in Bischofsheim, dem Sitz der heutigen Raiffeisenbank. Mit ihm beginnt die gastronomische Geschichte der Familie Dickas. Sein Sohn Karl (1839-1908) erbte von seinen Eltern das Gebäude, in dem sich das heutige Gasthaus Dickas und die Brennerei befindet. Es gehörte ursprünglich einer Familie Schumm und wurde 1791 erbaut.
1879 erhielt die Familie Dickas das Schankrecht und 1886 die Genehmigung zur Branntweinherstellung. Der Betrieb und die daran gekoppelte Landwirtschaft wurden von Generation zu Generation innerhalb der Familie weitergegeben.
Wilhelmine Dickas heiratete 1959 Benno Vorndran, sie führte mit ihrem Mann bis 1999 den Betrieb. Seither steht ihr jüngster Sohn Claus Vorndran gemeinsam mit seiner Frau Brigitte in der Verantwortung. Er ist sich bewusst, dass er das Erbe seiner Väter fortführt. Stolz ist er, dass das Gasthaus und die Familie den Hausnamen "Wirts-Karl" trägt, benannt nach seinem Urgroßvater Karl Dickas. Heute gehe es darum, einerseits Traditionen zu bewahren, aber auch weiterzuentwickeln und dem Leben im Biosphärenreservat entsprechend zu gestalten. Die Philosophie der Wirtekooperation "Aus der Rhön - für die Rhön", deren Vorsitzender Vorndran ist, setze er in seinem Haus konsequent um. Nachhaltiges Wirtschaften im Einklang mit der Natur, Verarbeitung von Produkten aus der Region, sei es in der Küche, der Brennerei oder beim Hausbau, sind für Vorndrans Lebenseinstellung.
