Die Abschlussfeier an der Staatlichen Berufsfachschule für Holzbildhauer in Bischofsheim ist immer ein besonderes Event. Sie ist ein Stelldichein für Kunstinteressierte, Freunde und Familienangehörige der Schülerschaft. Auch wenn der obligatorische Tag der offenen Tür in diesem Jahr nicht stattfinden konnte und nur geladene Gäste in kleinen Gruppen durch die Schule geführt werden konnten, um die Abschlussarbeiten zu besichtigen, war die Schulschlussfeier wieder eine Gelegenheit, um Ehrungen auszusprechen und Preise zu verleihen.
Bischofsheim sei ein Ort der Durchreise, eine Zwischenstation für drei Jahre und zugleich ein Ort, an dem wertvolle Erfahrungen gesammelt werden konnten, betonte zu Beginn der Feierstunde Naomi-Fernette Semma, eine Absolventin in diesem Jahr. Mit einem weinenden und lachenden Auge wurden die Zeugnisse in Empfang genommen und der letzte Schultag in Bischofsheim zelebriert. Klassenleiter Dietmar Balling oblag es, die Zeugnisse zu überreichen und sich zugleich für die "knackigen Auseinandersetzungen sowie die schonungslos selbstkritische Selbstreflexion" zu bedanken. Es seien drei wertvolle gemeinsame Jahre gewesen, in denen auch er sehr viel dazu lernen durfte.
Gewachsene Klassengemeinschaft
Michael Kühnert, kommissarischer Schulleiter, erinnerte an den ersten Schultag vor drei Jahren. In einen leeren, weißen Raum, mit einer "fürchterlichen Akustik" seien die Neuzugänge an der Holzbildhauerschule begrüßt worden. "Es war frisch gestrichen, roch noch nach Farbe und Bohnerwachs." In den folgenden Jahren wuchs die Klassengemeinschaft und damit auch die Ausgestaltung des Raumes. Nun zum Ende des Schuljahres sei der Raum wieder geleert worden. Lediglich die Abschlussarbeiten seien noch zu sehen, werden aber auch von jedem Einzelnen in die Heimat mitgenommen, sodass für die neue Klasse im Herbst wieder ein leerer, weißer Raum mit entsprechender Akustik zur Verfügung stehe.
Die stellvertretende Landrätin Eva Böhm sprach über das hohe künstlerische Niveau der Schule, was durch die Belobigungen, Staatspreise und den Philipp-Mendler-Preis des Landkreises zum Ausdruck gebracht werde. "Die Holzbildhauerschule ist für die Stadt Bischofsheim und den gesamten Landkreis eine wichtige Einrichtung mit Tradition." Der Rohstoff Holz habe im ländlichen Raum seit je her einen wirtschaftlich hohen Stellenwert. 1852 wurde die Schule als "Holzschnitzschule" gegründet, um der Rhöner Bevölkerung mit dem Schnitzhandwerk eine weitere Einkommensquelle zu eröffnen. Die Abschlussarbeiten würden einmal mehr die außerordentliche Entwicklung des Ausbildungsangebotes zeigen. Welche überregionale Strahlkraft die Schule habe, sehe man daran, dass die Schülerschaft international aufgestellt ist. Die Ausbildung an der Schule beinhalte eine moderne Interpretation der Bildhauerei, ohne die Vermittlung handwerklicher Kenntnisse zu vernachlässigen. "Die Einrichtung wird so weiterhin Impulsgeber für die Zukunft der Bildhauerei in Franken sein."

Staatspreis und Philipp-Mendler-Preis vergeben
Der Staatspreis ging in diesem Jahr an Michaela Heigl. Voraussetzung für diese Auszeichnung ist ein Notendurchschnitt von mindestens 1,5 oder besser. Der Philipp-Mendler-Preis für die Abschlussarbeit ging an Oskar Aemmer. Er sei an die Grenzen der statischen Belastbarkeit des Materials Holz gegangen, habe dabei Sollbruchstellen provoziert, die er in die fortlaufende Arbeit einbezog und mit Stahl stabilisierte. "Sowohl im Bereich der notwendigen Statik als auch der bildhauerischen Formgebung ist eine überzeugende Lösung erarbeitet worden", lautet die Begründung der Jury.
Bürgermeister Georg Seiffert freute sich über die tollen Abschlüsse, die trotz Einschränkungen durch die Corona-Pandemie aufgetreten seien. Doch mit Engagement und Kreativität sei dies an der Holzbildhauerschule in hervorragender Weise gemeistert worden. Die Zeit habe auch gezeigt, wie wichtig Kunst und Kultur und die Auseinandersetzung um künstlerische Fragen sei. Die Stadt Bischofsheim habe sich daher in diesem Jahr entschieden, den städtischen Förderpreis nicht an einzelne Personen zu vergeben, sondern im Form eines Sponsorings für eine Teambuilding-Maßnahme. Verwendet werden soll der Gutschein über 500 Euro unter anderem für einen Aufenthalt im Kletterpark, dankte Michael Kühnert dem Bürgermeister.
Die Absolventen der Berufsfachschule für Holzbildhauer in BischofsheimDie erfolgreichen Absolventen: Oskar Aemmer, Nürnberg; Antonia Berndt, Niederoderwitz; Michaela Heigl, Neuburg a. d. Donau; Thomas Hora, Leipzig; Nora-Marieke Meinhard, Krefeld; Suhwan Park, Busan, Südkorea; Julius Plaszczyk, Bielefeld; Marleen Schmietenknop, Poppenhausen-Schwarzerden; Naomi-Fernette Semma, Buchen-Hainstadt; Rainer Stamm, Lichtenfels und Pauline Stinglwagner, München.Quelle: