Das lange Warten hat ein Ende. Es war genau 9.05 Uhr am Mittwochmorgen, als Gustav Schrenk den Schaltkasten öffnete und den Schlüssel drehte. Der 90-PS-Dieselmotor dröhnte und der Arnsberg II Lift setzte sich erstmals in diesem Jahr in Bewegung. Die Skisaison 2011/2012 ist auch in der bayerischen Rhön eröffnet.
Allerdings eine knappe halbe Stunde früher als zunächst angekündigt. „Die sind alle total heiß aufs Skifahren“, begründete Schrenk den Frühstart. Das lag nicht nur daran, dass man in dieser Saison wie überhaupt seit rund einem Jahr in der bayerischen Rhön nicht mehr über die Pisten wedeln konnte, sondern auch an den idealen Wetterbedingungen. Ein wolkenloser, blauer Himmel und strahlender Sonnenschein sorgen für das beste Wetter, an das sich Schrenk je zu einer Saisoneröffnung erinnern kann.
Die Ersten im Lift waren Daniela Schrenk und Matthias Fuß. Allerdings musste die resolute Schrenk-Tochter erst einen Snowboarder nach hinten verweisen: „Das geht nicht, dass ein Snowboarder als erstes den Lift hochfährt“, lautet die Begründung. Der junge Mann aus Hammelburg nimmt das gelassen, streckt beim Start den Daumen in die Höhe und strahlt wie fast alle an diesem Morgen.
„Die sind jetzt alle total heiß aufs Skifahren“
Gustav Schrenk über die ungeduldigen Skifahrer
Am Vortag waren vier Abfahrtsstrecken mit der Pistenraube präpariert worden. Die Bedingungen sind bestens, berichtet Gustav Schrenk. Zwischen 15 und 30 Zentimeter hoch liegt der Schnee. Vor allem sorgen die Schneereste vom Jahresanfang für den passenden Untergrund. Das gilt allerdings nur für den höher gelegenen Arnsberg-II-Lift, der über die Kreuzbergstraße erreichbar ist.
Der „Einser-Lift“ in Oberweißenbrunn kann derzeit noch nicht in Betrieb genommen werden. In den tieferen Lagen lieg einfach noch zu wenig Schnee. Das gilt auch für die nahen Kreuzberglifte. Hier nimmt diesen Donnerstag um 9.30 Uhr der Rothanglift den Betrieb auf. Für den Dreitannenlift reicht der Schnee in den tiefen Lagen wohl auch noch nicht aus.
Inzwischen haben die ersten Skifreunde die „Jungfernfahrt“ absolviert. „Hart aber saugut“, kommentiert der Hammelburger Snowboarder den Zustand der Pisten. Matthias Fuß hatte die erste Fahrt etwas misstrauisch mit seinen alten „Rhönbrettern“ absolviert. Ebenfalls angetan von der Schneequalität holt er für den Rest des Tages seine neuen Skier aus dem Auto.
Obwohl es noch immer nicht 9.30 Uhr ist, füllt sich der Parkplatz zusehends. Es sind vor allem Autonummern aus Bad Kissingen und Rhön-Grabfeld zu sehen. „Junge Leute und Rentner haben die Zeit, am Mittwochmorgen zum Skifahren zu kommen“, meint Gustav Schrenk. Das bestätigt auch Peter Bergmann aus Haselbach. Der 68-jährige Rentner aus Haselbach nutzt die Gelegenheit, bei so einem Wetter und nicht soviel Betrieb in die Skisaison zu starten.
Aus Schönau sind Kai Zimmer und Johannes Stäblein mit ihren Snowboards gekommen. Einer der beiden jungen Männer hat Urlaub, der andere ist Student. Für sie werden ab dem Wochenende noch bessere Bedingungen herrschen, denn bis dahin, so Schrenk, wird der Funpark hergerichtet sein.
Strahlend begrüßt wird eine weitere Bekannte: Tanja Bott von der Bergwachtbereitschaft Oberbach. Die Waldbergerin hat Dienst am Arnsberglift. Solange sie keinen Einsatz hat, kann sie sich den ganzen Tag über auf der Piste aufhalten, was bei diesem Wetter besonders Spaß macht.
Sichtlich zufrieden, dass der Liftbetrieb endlich startet, ist auch Lilo Degand. Sie betreibt den Kiosk neben dem Lift und freut sich auf das anlaufende Geschäft, auf das sie in dieser Saison so lange warten musste.
Wie die anderen Rhöner Liftbetreiber wohl auch, hofft Gustav Schrenk, dass heuer doch noch ein Geschäft zu machen ist. Wie er aus Erfahrung weiß, ist es schließlich nicht ungewöhnlich, dass der Winter erst so spät Einzug in der Rhön hält. Zunächst hofft er auf das Wochenende, bis zum Beginn der kommenden Woche soll das Wetter stabil und schön bleiben.
Dann ruhen alle Hoffnungen auf den Faschingsferien. Von 18. bis 26. Februar müssen die Kinder in Bayern nicht in die Schule. Liegt dann Schnee, ist Hochbetrieb an den Liften garantiert. Das wäre nach der bisher verkorksten Saison wichtig. Schließlich stehen Investitionen am Lift an. Statt mit einem Dieselmotor soll der möglicherweise mit Strom betrieben werden.
Matthias Fuß hat da offensichtlich keine Zweifel. Einer Bekannten, der sich da offensichtlich noch nicht schlüssig ist, rät er: „Nimm dir eine Jahreskarte!“
Diesen Donnerstag haben der Arnsberg-II-Lift und der Rothanglift ab 9.30 Uhr geöffnet. In der hessischen Rhön sind auf der Wasserkuppe der Märchenwiesenlift von 09.30 bis 22 Uhr und der Paradisolift ab 11 Uhr in Betrieb. Die Skiarena Zuckerfeld hat ebenfalls bis 22 Uhr geöffnet. Weitere Meldungen von Liften liegen nicht vor. Durch den Neuschnee herrschen gute Bedingungen für Klassiker und Skater auf den Loipen. Das Loipenzentrum, die Alte Reichsstraße, der Holzberghof, Kreuzberg- und Guckas-Loipe sind teils gewalzt und gespurt. Weiter Infos am Schneetelefon Tel. (0 97 72) 212.