Icon Menü
Icon Schließen schliessen
Startseite
Icon Pfeil nach unten
Rhön-Grabfeld
Icon Pfeil nach unten
Mellrichstadt
Icon Pfeil nach unten

MELLRICHSTADT: Blick auf 50 000 „laufende Akten“

MELLRICHSTADT

Blick auf 50 000 „laufende Akten“

    • |
    • |
    Rarität: Abteilungsleiter Stefan Werner zeigt dem Besucher ein altes Grundbuch, genauer: ein bayerisches Hypothekenbuch von 1861. Die hundertprozentige Erfassung aller Grundstücke gab es damals noch nicht. Die wurde erst nach 1900 eingeführt. Der Band umfasst handschriftliche Einträge von nur drei Jahren.
    Rarität: Abteilungsleiter Stefan Werner zeigt dem Besucher ein altes Grundbuch, genauer: ein bayerisches Hypothekenbuch von 1861. Die hundertprozentige Erfassung aller Grundstücke gab es damals noch nicht. Die wurde erst nach 1900 eingeführt. Der Band umfasst handschriftliche Einträge von nur drei Jahren. Foto: Foto: Fred Rautenberg

    Grundbuchamt – wie oft hat ein Bürger Kontakt mit dieser Abteilung des Amtsgerichts? Eher selten wohl. Und darum kann sich der Bürger auch nur selten etwas Konkretes unter der Arbeit dieser Behörde und von ihren Räumlichkeiten vorstellen. Am Donnerstag gab es freilich dazu Gelegenheit in Mellrichstadt. Denn im Rahmen der Woche der bayerischen Justiz vom 19. bis 24. Mai hatte die in Mellrichstadt angesiedelte feste Außenstelle des Amtsgerichts Bad Neustadt, eben das Grundbuchamt, seine Türen für die Bevölkerung geöffnet.

    Jeder interessierte Bürger konnte sich einer der vier Führungen durch das Haus anschließen. Dienststellenleiter und Rechtspfleger Stefan Werner hatte sein Amt und seine Mitarbeiter gut auf den Tag der offenen Tür eingestellt. Am Eingang im Schlosshof wurden die Besucher von Werner, von Rechtspfleger Timo Henß oder von Helmut Seufert, dem Geschäftsleiter des Amtsgerichts Bad Neustadt, empfangen. Die Besucher wurden dann durch drei Stockwerke geführt.

    Dort sahen sie im Hochparterre die Registratur mit den „laufenden Akten“ (etwa 50 000 an der Zahl); im ersten Stock sind die Arbeitszimmer der Angestellten und der Amtsleitung, und unter dem Dach befindet sich das eigentliche Archiv mit den alten, nicht mehr virulenten Akten. Alles macht einen sauberen, peinlich genau geführten Eindruck. Und diese Ordnung sei auch dringend nötig, sagte Werner, denn ohne ein strenges System ließe sich in den rund 1600 Metern an Regalböden nichts mehr finden.

    Die Besucher wurden auch in die Dienstzimmer der Mitarbeiter geführt, so in das von Thomas Sziegel, der unter anderem den Eingang von Urkunden in der rechtlich bedeutsamen zeitlichen Reihenfolge festhält. Erika Balling ist schon seit 1973 Mitarbeiterin im Grundbuchamt. Sie hatte den Umzug dieses Amts von Bad Neustadt nach Mellrichstadt angeregt, wie Werner mitteilte. Darauf könne Erika Balling wirklich stolz sein. Kordula Seidenzahl und Margarete Sieben sind zwei weitere Mitarbeiterinnen des Grundbuchamts, die die bei Sziegel eingegangenen Urkunden weiter bearbeiten. Das meiste geschieht jetzt auf elektronischem Weg, der Schriftverkehr und die Urkunden werden seit 2002 elektronisch gespeichert. Zuvor waren die Dokumente in Lose-Blatt-Sammelordnern aufbewahrt worden, wo sie bei Bedarf entnommen und ergänzt werden konnten.

    Spektakulär sind natürlich die Regalwände, in denen die Akten aufbewahrt werden. Die Großgliederung erfolgt nach den Namen der Ortschaften, allerdings werden hier noch die alten Gemarkungsbezeichnungen vom Anfang des 20. Jahrhunderts verwendet. Der Registratur-Raum mit den „laufenden Akten“ ist mit hochmodernen Schiebe-Regalwänden ausgestattet, im Flur finden sich viele Meter deckenhohe Regale alter Art, wie sie schon in Bad Neustadt verwendet worden waren. Das eigentliche Archiv mit den alten und ganz alten Akten ist unter dem renovierten Dach untergebracht, und auch hier bestechen die Räume durch klare Übersichtlichkeit und Sauberkeit. Insgesamt war eine sechsstellige Summe für die Renovierung des Hauses ausgegeben und damit „eine zufriedenstellende Lösung“ (Werner) für das Grundbuchamt gefunden worden.

    Geschäftsleiter Seufert machte keinen Hehl daraus, dass es dem Amtsgericht Bad Neustadt auch um das Gewinnen von qualifiziertem Nachwuchs geht. So waren Schulklassen zum Besuch des Grundbuchamts eingeladen worden. Und sie kamen auch, zumindest zwei Klassen vom Gymnasium in Bad Königshofen. Und die jungen Leute konnten erkennen, dass im Bereich der Justiz qualifizierte und Existenz tragende Berufe möglich sind – und zwar nicht nur Richter und Staatsanwälte.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden