Gefeiert wurde in der Saaletalklinik das 15-jährige Bestehen der Adaptionsrichtung Maria Stern. Die Leistungen zur Wiedereingliederung von suchtkranken Menschen erfuhren ihre Würdigung, daneben gab es aber auch einen zweiten Schwerpunkt: den berührenden Dank an den scheidenden Geschäftsführer Jörg Rieger.
Blumen von den Mitarbeitern, ein persönlicher Händedruck und viele Worte aufrichtiger Anerkennung für Riegers Wirken mischten sich ins Programm, das dadurch eine ungewöhnlich emotionale Note bekam.
Bewegendes bot die Rehabilitationseinrichtung Maria Stern selber mit einem Film über ehemalige Patienten, die von ihrem gelungenen Neustart in ein suchtfreies Leben berichteten und für die Chance dankten, die ihnen Maria Stern dazu bot. Auch eine 60-Jährige hat es geschafft, sich nach Alkoholmissbrauch mit ihrem Leben auseinanderzusetzen und einen Neuanfang zu wagen. „Es geht“, lautete ihre ermutigende Botschaft. Eine ehemalige Drogenabhängige bekannte: „Ich bin froh, hier gewesen zu sein“.
Nicht immer gelinge der Weg, räumte die Leitende Therapeutin Claudia Ziegner ein und berichtete von manchen Bauchschmerzen, die das Betreuungsteam unterwegs habe, wenn längst nicht klar sei, ob die berufliche Laufbahn gelingen könne. Mut mache es, wenn jemand zehn Jahre nach der Therapie nun sein Studium beende. Deshalb sei es wichtig, dass auch die Therapeuten immer wieder ihre eigenen Hürden überwinden.
Bezugstherapeut Heiko Burger betonte, dass die Adaption, ein Baustein in der Therapie Suchtkranker, nur gelingen könne mit guten Praktikumsstellen, „die Geduld haben mit unseren Leuten“.
In den vergangenen 15 Jahren konnte ein Netz von Praktikumsplätzen in mehr als 200 Unternehmen des Landkreises aufgebaut werden. Siemens betreute insgesamt 70 Praktikanten in den letzten zehn Jahren. Winfried Schumann vom Sozialdienst des Unternehmens schilderte eindrücklich, dass die Praktikanten immer auch Spuren im Betrieb hinterlassen und Rücksichtnahme und Sozialkompetenz der Mitarbeiter erhöhen. Nicht selten werde der eigene Konsum hinterfragt. Die berufliche Belastungserprobung der Patienten erfolge in einem vorbehaltlosen und wertschätzenden Klima.
Zur Entwicklung der Adaptionseinrichtung führte Rieger aus, dass sie ursprünglich als Anschlussbehandlung ehemaliger Drogenpatienten der Klinik Neumühle konzipiert war. 1998 wurde dann die externe Adaptionseinrichtung Maria Stern in der Kurhausstraße eröffnet. Hier stehen 18 Behandlungsplätze zur Verfügung. In drei bis vier Monaten wird die Wiedereingliederung ins berufliche und soziale Alltagsleben vor allem durch Praktika angestrebt, soziale und psychotherapeutische Arbeit begleitet den Prozess. 2012 wurden 77 Rehabilitanden behandelt.
Verbessert werden soll künftig der Übergang von stationär nach draußen durch die Gründung eines externen betreuten Wohnens. Die ärztliche Leitung von Maria Stern liegt wegen der räumlichen Nähe in den Händen von Dr. Helmut Röthke, dem Ärztlichen Direktor der Saaletalklinik.
Dass auch im 48-Betten-Haus der Neumühle Organisationsreformen, ein neues Gruppen- und Therapiekonzept anstehen, kündigte der neue Chefarzt Dr. Christoph Bätje an.
Stellvertretender Landrat Kurt Mauer dankte für die Arbeit, die in Maria Stern geleistet werde und zweite Bürgermeisterin Anne Zeisner unterstrich, dass es notwendig sei, die suchtkranken Menschen im Alltag zu begleiten und dazu biete Bad Neustadt gute Voraussetzungen. Nicht zuletzt atme die Geschichte des Hauses den Geist der Ordensschwestern von Maria Stern, die um die Schwierigkeiten wussten, am scheinbaren Nullpunkt neu anzufangen.
Abschließend dankte Dr. Röthke Jörg Rieger für seine Großzügigkeit und seinen langen Atem. Die Gruppe „Whistling to the Bird“ – Sängerin Susanne Schlössinger ist Leitende Ergotherapeutin in Maria Stern – begleitete den Mitarbeiterchor beim liebevollen Abschiedssong.