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BAD KÖNIGSHOFEN: Bräuche als Höhepunkte des Lebens

BAD KÖNIGSHOFEN

Bräuche als Höhepunkte des Lebens

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    Eine sehenswerte Ausstellung mit dem Titel "Erinnerungen: Kommunion und Konfirmation im letzten Jahrhundert" eröffnete Landrat Dr. Fritz Steigerwald am Palmsonntag im Prähistorischen Museum "Schranne". Zu sehen sind dort bis Mitte Juni Exponate aus den vergangenen hundert Jahren: Kerzen, Gesang- und Gebetbücher, Erinnerungsbilder, Geschenke, Gebetsbilder, Glückwunschkarten, Sammeltassen sowie Kommunion- und Konfirmationsfotos.

    Die ältesten Stücke stammen aus den 80er Jahren des 19. Jahrhunderts und stehen im krassen Gegensatz zu einer Vitrine mit modernen Kommunion-Geschenken: Gameboys, Elektronikartikel und - vor allem - Geld.

    Willkommen hieß die Ehrengäste Kreiskulturreferent Hanns Friedrich. Er kündigte an, dass die Ausstellung nach Bad Königshofen auch in Bad Neustadt, Mellrichstadt und Fladungen zu sehen sein wird.

    Dank sagte Friedrich vor allem seinen beiden Mitstreitern, Kreisheimatpflegerin Cilli Pigor aus Unsleben und Reinhold Albert aus Sternberg sowie Museumsleiter Andreas Rottmann. Außerdem bedankte sich der Kulturreferent bei den zahlreichen Leihgebern aus dem ganzen Landkreis. Die Resonanz aus der Bevölkerung auf nur einen einzigen Presse-Aufruf hin sei überwältigend gewesen.

    Veränderte Prioritäten

    Die Idee zur Ausstellung sei ihm gekommen, so Friedrich, als ihm selbst in seinem Keller eine Sammeltasse mit der Aufschrift "Zur Erstkommunion" in die Hände fiel. Die Sammlung zeige, dass früher wohl Glaube und Kirche bei den hohen Familienfesten einen weit höheren Stellenwert besaßen als heute. Im Vordergrund habe der christliche Glaube und nicht die Zahl der Geschenke gestanden.

    Diese Ausstellung rufe Erinnerungen wach, stellte auch Bezirksheimatpfleger Dr. Klaus Reder fest. An Kommunion und Konfirmation könnten Volkskundler exemplarisch festmachen, was sie mit "Sitte und Brauch" bezeichnen. Eben dies sei für jeden Menschen unabdingbar und schaffe Gemeinschaft. Bräuche seien Höhepunkte des Lebens, zitierte Dr. Reder seinen Amtsvorgänger Dr. Reinhard Worschech.

    Den Verein für Heimatgeschichte im Grabfeld als Träger der Ausstellung bezeichnete Dr. Reder damit auch als Träger der Erinnerung. Die eigene Geschichte und die eigene Tradition geben ein festes Fundament, um sich den Herausforderungen der Zukunft wie "Globalisierung und Fusionitis" stellen zu können, unterstrich Reder die Bedeutung der Heimatpflege.

    Auf die Historie von Erstkommunion und Konfirmation ging schließlich Reinhold Albert ein. Dass beispielsweise der Rosmarinzweig darin eine wesentliche Rolle spielte, belegte Albert mit einer Quelle aus der Gemeinde Saal und dem Jahr 1911. Dieses Lebenssymbol begleitete die Menschen von der Wiege bis zur Bahre. Kommunikanten und Konfirmanden trugen den Rosmarinzweig mit sich, eingesteckt in eine Pomeranze, oder - falls es an Südfrüchten mangelte - in einen Apfel. Albert berichtete auch von der Tradition des Ausflugs am Weißen Montag, die eine Kleinbardorfer Erzählung aus dem Jahr 1936 schildert.

    Erster Schnaps

    Wie ein Konfirmationsgottesdienst 1824 in Sulzdorf verlaufen ist, erzählte Reinhold Albert ebenfalls, und eine Chronik aus dem Jahr 1938 beklagt auf amüsante Weise die Völlerei, der sich die Konfirmanden in Mühlfeld hingaben, zumal ihnen an ihrem Ehrentag der erste Schnaps und die erste Zigarre genehmigt wurde.

    Jugenderinnerungen steuerte auch Landrat Dr. Steigerwald bei, dessen Erstkommunion 1946 in sehr bescheidenen Verhältnissen gefeiert werden musste. Damals hätten die Kirchenfeste noch Werte vermitteln und Orientierung fürs Leben geben können. Daher sei es besonders begrüßenswert, dass die Ausstellung in der "Schranne" vergessene Werte in Erinnerung rufe.

    Pigor zitierte abschließend den Brief eines Kindes an seinen Paten im 19. Jahrhundert, der eindrucksvoll die Ehrfurcht vor dem großen kirchlichen Ereignis beschreibt.

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