Gaststätten, Hotels und Vereinsheime geschlossen und auf unabsehbare Zeit auch kein Biergarten- oder Festbetrieb: Die Corona-Krise hat die deutschen Bierbrauer mit voller Wucht getroffen. So gab unlängst im Nachbarlandkreis Schweinfurt die Leitung der Wernecker Brauerei bekannt, dass sie wegen der Krise im September den Betrieb einstellen wird.
Kurzarbeit auch bei der Brauerei Lang
Werner Lang, Brauereichef der im Saaler Ortsteil Waltershausen ansässigen Privatbrauerei Lang, geht dagegen davon aus, dass die Corona-Krise seinen Betrieb nicht gefährden wird – vorausgesetzt, sie dauert nicht allzu lange. „Einige Wochen können wir problemlos überstehen“, so Lang, der die Brauerei seit dem Jahr 1976 führt und zudem noch für das Wirtshaus Bräustüble, eine Mälzerei und Central-Getränke in Wülfershausen die unternehmerische Verantwortung trägt. „Kurzzeitig können wir die erheblichen Umsatzeinbußen durch Überstundenabbau und Kurzarbeit für einen Teil der insgesamt 25 Mitarbeiter abfedern“, so Lang, der die Verluste noch nicht beziffern kann. Dafür sei es noch zu früh. „Wegen der Schließung der Wirtshäuser und der ausfallenden Feste fällt aber jetzt schon ein Riesenbrocken weg.“
Handel funktioniert noch
Dass die Einbrüche für die Brauerei Lang derzeit noch nicht ganz so dramatisch sind, liegt nach den Worten des Waltershäusers daran, dass der Bierverkauf und der Absatz anderer Getränke aus seinem Haus über den Handel nach wie vor funktioniert. „In diesem Bereich läuft es weiterhin gut.“ Schmerzhaft sei die Verlegung von sportlichen Großveranstaltungen wie Olympische Spiele oder die Fußball-Europameisterschaft, weil solche Events erfahrungsgemäß den Bierausstoß in die Höhe treiben. Das sei aber alles zu verschmerzen, sollten die aktuell geltenden Einschränkungen in naher Zukunft wieder zurückgefahren werden. „Dauert das aber alles länger, dann geht es auch bei uns ans Eingemachte“, so die Einschätzung von Werner Lang.

Umsatzeinbruch bei Streck
„Unser Umsatz ist binnen kurzer Zeit um 90 Prozent eingebrochen“, so Axel Kochinki, Inhaber von Streck-Bräu in Ostheim. Das liege vor allem an der Schließung von Gaststätten und der Absage von Feiern und Festen, schließlich mache der Verkauf über den Handel gerade mal zehn Prozent des Erlöses aus. „Das hat es so seit dem Zweiten Weltkrieg noch nicht gegeben“, resümiert der Brauereichef, der das vor 300 Jahren gegründete Unternehmen in zehnter Generation führt.
Kochinki bezeichnet die eingetretene Situation nicht nur für sein Handwerk, sondern für viele Bereiche der Wirtschaft als „surreal“. Existenzbedrohend sei sie für seinen Betrieb aber noch nicht, wie er betont. „Das hängt ganz davon ab, wie lange sich die Krise hinzieht.“ Ein paar Monate könne man durchstehen, zumal die Politik schnell gehandelt habe. „Unsere 24 Mitarbeiter werden ab dem 1. April in Kurzarbeit gehen und unser Betrieb dann in eine Art verspäteten Winterschlaf fallen“, so der 49-jährige Brauereichef, der den großen Zusammenhalt nicht nur unter seiner Belegschaft, sondern auch mit seinen Abnehmern lobt. „Wir Brauer und unsere Wirtsleute stehen in dieser Krise zusammen und kommen da auch ordentlich durch“, so seine Hoffnung, die er auch mit zu erwartenden Aufholeffekten begründet: „Wenn das alles vorbei ist, werden wir sehen, dass die Menschen umso mehr in die Wirtschaften, Biergärten und auf die Feste strömen werden.“
Einschnitte bei Rother Bräu
Harte Einschnitte wird es wegen der Corona-Krise auch im Betrieb von Xaver Weidringer geben, der seit 13 Jahren Gesellschafter und Geschäftsführer von Rother Bräu ist. Denn auch die im Hausener Ortsteil Roth seit 1788 ansässige Brauerei musste in den vergangenen Wochen erhebliche Umsatzeinbußen hinnehmen - und es ist nicht abzusehen, wie die Situation in ein paar Wochen sein wird. „Wir schicken unsere 35 Mitarbeiter am 1. April in die Kurzarbeit“, so Weidringer, der betont, dass sein Betrieb die Durststrecke über einen gewissen Zeitraum durchstehen kann, auch wenn der Fassbier-Ausstoß und auch die Getränke-Lieferungen in die Gastronomie und die Vereine praktisch auf Null gesunken sind. „Dafür funktioniert das Geschäft über den Getränkehandel noch ganz gut“, so der Brauereichef, der skeptisch ist, dass sich die Lage der Brauer dadurch bessern könnte, dass bald wieder große Feste zum Beispiel in Bierzelten gefeiert werden könnten. „Ich sehe dafür vor dem Sommer keine Chance.“