Angesichts der vielen Starkregenereignisse und Flutkatastrophen in den vergangenen Wochen fordert der Bund Naturschutz der ein Umdenken beim Umgang mit Niederschlagswasser.
"Was wir brauchen, ist eine Wasserspeicherung in der Fläche, also im Boden und in der Landschaft. Dies dient nicht nur der Grundwasserneubildung, sondern ist auch der wirksamste Schutz gegen Hochwasser", betont die Wasserexpertin des BN, Christine Margraf.
In einer Pressemitteilung sagt Helmut Bär, Vorsitzender der BN-Kreisgruppe Rhön-Grabfeld: "Es ist zwingend erforderlich, Kanalisation und Kläranlagen von starken Niederschlägen zu entlasten und gleichzeitig die Versickerung vor Ort zu fördern." Ein wichtiges Steuerungsinstrument sei eine getrennte Schmutzwasser- und Niederschlagswassergebühr. Die gesplittete Abwassergebühr schaffe finanzielle Anreize zur Entsiegelung, zur Regenwassernutzung sowie zur Regenwasserversickerung vor Ort und sei ein Beitrag zur Hochwasservorsorge. Diese Gebühr hätten laut einer BN-Umfrage bisher nur vier von 37 Kommunen im Landkreis Rhön-Grabfeld umgesetzt: Bad Neustadt, Bad Königshofen, Salz und Sulzdorf.
Bei der gesplitteten Abwassergebühr werden die Kosten der Wasserentsorgung nach zwei Maßstäben verteilt: Die Kosten der Niederschlagswasserbeseitigung werden nach der versiegelten Fläche mit Kanalanschluss berechnet und die Kosten der Schmutzwasserbeseitigung nach dem Trinkwasserverbrauch. „Diese Aufteilung ist sinnvoll, denn bei der herkömmlichen Berechnung wird nur der Trinkwasserverbrauch als Maßstab für die Kostenberechnung der gesamten Wasserentsorgung herangezogen. Niederschlagswasser wird dabei kostenfrei in die Kanalisation abgeleitet, belastet aber Kanal und Kläranlage“, so Helmut Bär. "Ein Gebührensplitting ist damit auch gerechter."
In Bayern ist das Abwassersplitting gesetzlich verpflichtend, ermöglicht aber eine Ausnahme, wenn der Kostenanteil des abgeleiteten Niederschlagswassers niedriger liegt als zwölf Prozent der Gesamtkosten. Der Bund Naturschutz fordert daher die Anwendung des Gebührensplittings ohne Ausnahme. Die Maßnahmen für eine Regenwasserversickerung oder eine Regenwassernutzung müssen dabei gar nicht so aufwändig sein. Regentonnen für Gießwasser oder Rigolen (Mulden mit Kies) ließen sich relativ einfach realisieren. Wenn man dann auch noch seine Gartenwege oder Autostellplätze mit Kies statt mit Pflaster anlege, habe man schon viel getan, um mehr Regenwasser versickern zu lassen.