Es ist ein recht mühsames und bisweilen auch staubiges Geschäft, das Karl Imkeller sich da dieser Tage zumutet. Geduldig wälzt er Band um Band mit Ausgaben des Boten vom Grabfeld aus den letzen Jahrzehnten des vorigen Jahrhunderts auf der Suche nach Berichten über seine Familie. Denn die Imkellers mit ihren Nebenlinien Glückstein und Eschenbach sind in der jüngeren Geschichte der Stadt nicht eben unbedeutend.
Der Vater des Ahnenforschers war zum Beispiel 27 Jahre lang bis zu seinem frühen Tod mit 63 Jahren im Jahre 1983 Zweiter Bürgermeister der Stadt. 1952 war der spätere Vorstandsvorsitzende der örtlichen Raiffeisenbank als jüngstes Mitglied in den Stadtrat gewählt worden. Auch als Feuerwehrkommandant war er lange Jahre tätig. Alois Eschenbach war Bürgermeister und Landtagsabgeordneter. „Mir geht es darum, herauszufinden, welche Funktionen und welchen Einfluss sie auf das kommunalpolitische Geschehen in der Stadt hatten“, sagt Imkeller über seine Vorfahren. All zu lange Zeit hat er im Moment noch nicht, um die Spuren zusammenzutragen. Denn schon in der nächsten Woche fliegt Imkeller wieder zurück in die USA, wo er seit 1979 lebt. Nach einer Banklehre bei der örtlichen Raiba war er in jungen Jahren zur damaligen Genossenschaftlichen Zentralbank gewechselt.
Die schickte ihn schließlich – da war er 25 Jahre alt – zum Aufbau der inneren Revision in die Filiale nach New York.
Auf der ersten Sprosse der Kariereleiter blieb „Charli“, wie ihn alle in seinem Umfeld nennen, natürlich nicht stehen. Der Vornamen Karl gilt in den Staaten als ein so genanntes „4-Letter-Word“, als „bad“. Das kommt daher, weil auch viele Schimpfworte nur vier Buchstaben haben. Sein starker Akzent entlarvt den zweitjüngsten der ehemals vier Brüder, die alle in Bad Königshofen aufgewachsen sind, im englischsprachigen Raum auch heute noch als echten Franken. Ein Umstand, auf den Imkeller geradewegs stolz ist, denn er ist gerne Franke und kommt auch immer wieder in seine Heimat zurück.
„Das war ein Schlager“
Karl Imkeller zu den Reaktionen über die Geburt seiner Drillinge
Bis 2001 war er bei dem Geldinstitut tätig, das heute unter dem Begriff Deutsche Zentralgenossenschaftsbank firmiert und brachte es bis zum Leiter des Finanzbereichs der Filiale mit gut 100 Beschäftigten. In diese Zeit fielen auch die Hochzeit mit seiner Frau, einer Amerikanerin und zehn Jahre später die Geburt seiner Kinder.
Die drei Söhne Christian, Mathias und Jonathan kamen als Drillinge am gleichen Tag zur Welt – ausgerechnet am 7. Januar, dem Tag nach Dreikönig. „Das war natürlich der große Schlager“, amüsiert sich Imkeller noch heute über die Aufregung, für die die Geburt bei Arbeitskollegen, Freunden und Bekannten sorgte.
23 Jahre später sind die Söhne „über die ganze Welt verstreut“, wie Imkeller sagt. Der eine studiert Mathematik in Heidelberg und eifert damit dem Vorbild seines Onkels Peter nach, der sich bis zu seiner Pensionierung in Berlin als Mathematikprofessor mit Wahrscheinlichkeitstheorie beschäftigt hatte. Der Zweite arbeitet in einer Marketingagentur in London und der dritte Sohn in einer französischen Bank in New York.
Damit ist es wohl auch ein wenig ruhiger geworden in dem Anwesen mit zwei Hektar Grund in Chappaqua, das Imkeller seit 1988 besitzt. Eine Größenordnung, die dort nicht außergewöhnlich ist. Bei dem New Yorker Vorort mit dem indianischen Namen handelt es sich um eine gute Wohngegend. Das wird schon anhand der Grundsteuer deutlich, die mit über 20 000 Dollar pro Jahr für hiesige Verhältnisse in schwindelerregender Höhe liegt, in den USA aber durchaus üblich ist.
Finanziert werden damit unter anderem qualitativ bessere Schulen. Auch Hillary und Bill Clinton besitzen hier ein Haus. „Hier gibt es Bären, Kojoten und Stinktiere“, sagt Imkeller über seinen Wohnort, der nur 45 Zugminuten von der Manhattener Skyline entfernt im ländlichen Idyll liegt. Und: „Seit kurzem haben wir sogar einen Wolf.“
Seit 2001 arbeitet Imkeller in der New Yorker Vertretung der Bayerischen Landesbank. Mit seinen 62 Jahren bereitet er sich aber langsam auf den Ruhestand vor. Bleibt noch die Frage nach dem neuen Präsidenten Donald Trump. Imkeller macht keinen Hehl daraus, dass er zu den gut 70 Prozent Wählern im State New York zählt, von denen Trump nichts zu erwarten hatte. Persönlich hofft er, dass die Präsidentschaft des umstrittenen Milliardärs nicht allzu lange dauern wird. „Er wird an sich selbst scheitern“, sagt Imkeller und glaubt, dass Trump ein Misstrauensvotum von Senat und Repräsentantenhaus zu Fall bringen wird.