Am Wochenende ist große Aktion in Oberleichtersbach: Die Hutzelbuben sind unterwegs. Sie sammeln ausgediente Christbäume für das Hutzelfeuer am 23. Februar. In Oberleichtersbach und Umgebung ist das selbstverständlich, ja Jahrhunderte alte Tradition. Doch ist es auch erlaubt? Rund um Gerolzhofen zum Beispiel ist es verboten, Christbäume auf freiem Feld aufzustapeln und zu verbrennen.
„Verordnung über die Beseitigung von pflanzlichen Abfällen außerhalb zugelassener Beseitigungsanlagen“ heißt die Bestimmung, die das regelt. Sie ist seit 1. Januar 2002 in Kraft.
Zwar gibt es eine Ausnahme: Krautige und holzige Abfälle aus der Landwirtschaft sowie dem Obst- und Weinbau dürfen verbrannt werden. Aber nur dann, wenn sie bei der üblichen Bewirtschaftung der Anbaufläche anfallen.
Für zuvor gesammelte Christbäume gilt das nicht, heißt es vom Landratsamt in Schweinfurt.
Das Resultat: Kaum eine örtliche Feuerwehr holt mehr ausgediente Christbäume vor der Haustür ab. Und auch die Feste, die drum herum stattfanden und die den Feuerwehren einige Euro einbrachten, sind passé. Nur die Jugendfeuerwehr Kolitzheim sammelt und feiert noch – ohne zu verbrennen.
In der Rhön ist die Welt hingegen noch in Ordnung, versichert Walter Muth, Kommandant der Oberleichtersbacher Wehr. Die Hutzelbuben dürfen weiter Christbäume sammeln und den Brauch des Hutzelfeuers pflegen. Die Aktionen müssten nur bei der Gemeinde oder der Polizei ordnungsgemäß angemeldet sein.
Das bestätigt Stefan Seufert, Pressesprecher beim Landratsamt Bad Kissingen. Grundsätzlich könne man das, was auf Acker oder Weinberg anfällt, mit Genehmigung jederzeit verbrennen. Bedingung sei, dass das Feuer mindestens 100 Meter von Siedlungsbauten entfernt angezündet wird.
Genau so sei das Vorgehen bei den Johannisfeuern, die alljährlich im Juni zur Sommersonnenwende entflammt werden. Wahrscheinlich ohne Weihnachtsbäume.
Für das Hutzelfeuer in Oberleichtersbach ist alles Nötige veranlasst: „Der Bürgermeister hat das Feuer am 23. Februar genehmigt. Die Polizei weiß auch Bescheid.“
So scheint alles bereitet für das große Fest, bei dem der Winter ausgetrieben wird, die Kinder sich die Gesichter schwarz machen und nach Süßigkeiten jagen.
Auch im oberen Sinntal wird bald der Winter ausgetrieben – am 16. März mit dem Hutzelfeuer des Männerstammtischs in Wildflecken und am 17. März mit der Blees, organisiert vom Rhönklub in Oberbach. Die Feuer sind angemeldet.
Christbäume sind nicht angesagt. Die werden in diesen Tagen von der Gemeinde eingesammelt und übers Grüngut entsorgt. Verwaltungsleiter Dieter Feller: „Für die Feuer hat jede Gruppe ihre eigenen Quellen.“
Beim Schondraer Hutzelfeuer werden dagegen Christbäume verwendet. Und zwar nur die. Bürgermeister Bernold Martin wies bei der jüngsten Bürgerversammlung darauf hin, dass die Feuer nicht dazu da sind, um einfach Müll zu entsorgen.
Hutzelfeuer
Lokales Brauchtum Die Hutzelfeuer, bei denen meist die Christbäume entsorgt werden, sind ein alter Brauch in der Region. Ähnliche Feuer sind aber auch in anderen Gegenden bekannt. Sie sind meist schon vor vielen Jahrhunderten belegt. Zurückgeführt werden sie auf alte heidnische oder römische Bräuche. Mancher Ort im Altlandkreis Brückenau hat eine eigene Bezeichnung für sein Hutzelfeuer. So sprechen die Schondraer vom Kalarebusch, in Schönderling heißt es Baladebusch und in Oberbach entzündet man den Blees. Das Hutzelfeuer wird manchmal ein Opfer der Rivalitäten unter Nachbardörfern. So wurde etwa den Mottenern ihr Hutzelfeuer 2006 vorzeitig abgebrannt. mm