Gerade jetzt in der dunklen Jahreszeit hat man oft ein mulmiges Gefühl, wenn man nachts oder in der Dämmerung mit dem Auto in einem waldreichen Gebiet unterwegs ist. Die Gefahr, dass unverhofft ein Wildschwein oder ein Reh die Straße quert, ist relativ groß. Die Polizeimeldungen belegen regelmäßig, dass diese Sorge begründet ist. So gab es im Jahr 2017 laut polizeilicher Statistik1375 Wildunfälle im Landkreis Rhön-Grabfeld. Die offizielle Statistik für 2018 liegt zwar noch nicht vor, nach Polizeiangaben sah es im vergangenen Jahr aber ähnlich aus wie 2017. Die meisten Unfälle gab es übrigens mit Rehen und Wildschweinen.

Es gab schon groß angelegte Projekte, um etwas gegen die Gefahr für Autofahrer durch Wild zu unternehmen. Manchmal hängen am Straßenrand alte CDs. Die sollen Lichter von Autos reflektieren und Wildtiere abschrecken. Blaue Wildwarner an Leitpfosten dienen dem gleichen Zweck. Alles mit mehr oder weniger Erfolg. In Sachsen-Anhalt gibt es derzeit ein Pilotprojekt zur Wildunfallprävention des Ministeriums für Landesentwicklung und Verkehr in Sachsen-Anhalt in Zusammenarbeit mit dem ADAC, bei dem die Kombination von optischen und akustischen Signalen Wildtiere von den Straßen fernhalten sollen.
Einfache Methode
Dabei gibt es doch eine viel einfachere Methode, sich vor Wildunfällen zu schützen. Davon ist Franz Mock aus Bad Neustadt überzeugt. Er fährt schon über 40 Jahre Auto - ohne Wildunfall. Und das führt er auf ein ganz einfaches Mittel zurück, auf das er einst aus reinem Zufall gestoßen ist. Er hat an seinem Auto zwei akustische Wildwarner angebracht. Kleine, unscheinbare, nur ein paar Zentimeter große Teile, die er am Kühlergrill seines Wagens befestigt hat. Genaugenommen handelt es sich dabei nur um zwei kleine Pfeifen. Ab 50 Stundenkilometer erzeugen diese durch den Fahrtwind Töne, die Menschen nicht hören, wohl aber Tiere.

Wie Mock erzählt, hat er schon oft beobachtet, dass Wildtiere am Straßenrand zurückgehen, wenn er gefahren kommt. Er führt das auf seine Wildwarner zurück. "Ich hab' die sogar schon oft an Bekannte verschenkt", erzählt er. Fast immer, so Mock, hat er eine positive Rückmeldung von ihnen bekommen. "Da, wo die früher oft am Straßenrand Rehe gesehen hatten, gab es dann keine mehr."
Im Zubehörhandel
Mock, der inzwischen Rentner ist und sich um ein etwa 6000 Quadratmeter großes Biotop bei Heustreu kümmert, hat die Fahrzeuge seiner ganzen Familie mit den akustischen Wildwarnern ausgerüstet, die es nach seinen Angaben inzwischen in verschiedenen Farben im Kfz-Zubehör-Handel gibt. Es wundert ihn, dass nicht viel mehr Menschen diese Möglichkeit kennen. Dass man damit einen hormonverwirrten brünftigen Rehbock aufhalten kann, das glaubt auch Mock nicht, aber normalerweise könne man sich damit gut gegen Wildunfälle rüsten, davon ist er überzeugt.

In Internetforen wird über diese Wildwarner übrigens viel diskutiert. Da gibt es viele Berichte von Menschen, die total zufrieden sind mit ihren Wildwarnern. Es gibt aber auch viele kritische Stimmen, die beim Einsatz der unmelodisch pfeifenden Teile keine Wirkung, also keine Reaktion von Wildtieren am Straßenrand erkennen konnten.
Nicht sehr bekannt
Sehr bekannt scheint diese Art des Schutzes vor Wildunfällen allerdings nicht zu sein. Jedenfalls nicht bei Leuten, die von berufs- oder verbandswegen mit dem Thema zu tun haben. Weder Hubert Türich von der Forstabteilung des Amts für Landwirtschaft und Forsten, noch Wolfgang Harich von der Jagdbehörde am Landratsamt haben bisher von diesen Wildwarnern gehört. Auch Thomas Schmitt, dem Vorsitzenden der Kreisgruppe des Landesjagdverbandes, ist diese Methode des Schutzes vor Wildunfällen unbekannt. Dass es funktionieren könnte, können sie sich allerdings vorstellen. Man müsste das halt einmal überprüfen. "Wenn man mit den Wildwarnern jahrelang ohne Wildunfall unterwegs ist, dann ist das ja kein definitiver Beleg für ihre Wirksamkeit", sagt Schmitt. "Man weiß ja nicht, ob man ohne nicht auch unfallfrei gefahren wäre." Schaden werde es wohl aber eher nicht, wenn man die Teile für ein paar Euro am Auto anbringt.
Am vernünftigsten, so Schmitt, sei es aber auf jeden Fall, wenn man in Waldgebieten prinzipiell eher vorsichtig, also nicht zu schnell unterwegs ist – besonders dann natürlich, wenn am Straßenrand das Verkehrsschild Nummer 142 steht. Das rote Dreieck mit dem springenden Hirschen warnt vor Wildwechsel.