„Man kann sich Akzeptanz erarbeiten“: Die Zufriedenheit über die Ergebnisse der zweiten Umfrage zum Biosphärenreservat Rhön war aus diesem Fazit von Martin Kremen von der hessischen Verwaltungsstelle, der die Studie jetzt auf der Wasserkuppe vorstellte, ebenso herauszuhören, wie aus den Stellungnahmen der Leiter der drei Verwaltungsstellen des Biosphärenreservats. Sowohl Torsten Raab (Hessen) wie auch Karl-Friedrich Abe (Thüringen) und Michael Geier (Bayern) sahen durch die Befragung die Arbeit, die seit Gründung des Biosphärenreservats vor 20 Jahren geleistet wurde, bestätigt.
In der Tat belegt die 35 000 Euro teure Studie von TNS-Infratest aus München nicht nur, dass die weit überwiegende Zahl der Rhöner mit der Arbeit des Biosphärenreservats sehr zufrieden ist, sie belegen auch, dass diese Zufriedenheit erheblich gewachsen ist.
Schon als im Zuge der ersten Überprüfung des Biosphärenreservats durch die Unesco 2002 eine repräsentative Umfrage erstellt wurde, waren die Verantwortlichen stolz auf die Ergebnisse. Dass diese jetzt, wo die zweite Überprüfung des Biosphärenreservats ansteht, noch einmal überboten wurden, sorgte wieder für eine sehr entspannte Stimmung. „Das Biosphärenreservat ist nach 20 Jahren bei den Bürgern in den drei Bundesländern angekommen“, kommentierte Kremer. Die Vorbehalte aus der Anfangszeit scheinen ausgeräumt.
752 Rhöner befragt
In der Befragung wurden in allen Gemeinden im Biosphärenreservat Telefoninterviews durchgeführt. Stichprobenartig wurden 752 Rhöner, gleichmäßig verteilt auf alle drei Länder, befragt, wobei in allen drei Ländern die Ergebnisse ähnlich waren. Die Fragen entsprachen denen von 2002, was die Vergleichbarkeit der Ergebnisse möglich macht.
Und die, so Kremer, können sich sehen lassen. So leben 94 Prozent der Befragten gerne in der Rhön. 91 Prozent sind stolz darauf, in der Rhön zu leben. Gerade in Thüringen ist hier die Zustimmung enorm gestiegen. Auch die Lebensqualität wird von 97 Prozent der Befragten mit gut bis sehr gut bewertet. 53 Prozent sind gar der Auffassung, dass sich die Lebensqualität in den letzten zehn Jahren verbessert hat.
Auf die Frage, ob das Biosphärenreservat eher Vorteile oder Nachteile für die Region bringt, sind 66 Prozent überzeugt, dass die Vorteile überwiegen. Hier gibt es allerdings im Vergleich zu 2002 ein minus von 6 Prozent. Aber auch die Zahl derer, die Nachteile durch das Biosphärenreservat sahen, ist gesunken.
Als erfreulich gewertet wurde, dass sich die Zahl derer, die die Rhön für eine Wirtschaftsregion mit zukunftsträchtigen Arbeitsplätzen hält, von 16 Prozent in 2002 auf 32 Prozent verdoppelt hat. Die Frage, ob durch das Biosphärenreservat neue Arbeitsplätze in der Region entstanden sind, beantworten 37 Prozent, positiv. 26 Prozent der Firmen arbeiten mit dem Biosphärenreservat zusammen oder unterhalten Kontakte, was als Beleg dafür gesehen wird, dass das Biosphärenreservat inzwischen seine Rolle als Feindbild der Wirtschaft verloren hat.
Einige Entwicklungen geben den Verantwortlichen auch zu denken. So kennen acht von zehn Befragten eines der Informationszentren, aber nur knapp ein Viertel der Befragten hat schon einmal an Vorträgen oder Führungen teilgenommen.
Betroffen machte auch, dass nur 27 Prozent der gegenwärtigen und ehemaligen Schüler im Unterricht etwas über das Biosphärenreservat erfahren haben. Rätselhaft bleibt ein weiteres Ergebnis. Nur gut die Hälfte der Befragten war sich darüber im Klaren, dass ihr Wohnort innerhalb des Biosphärenreservats liegt. Diese Zahl hat sich seit 2002, als sie bei gut einem Drittel lag, zwar deutlich gesteigert, nachvollziehbar ist sie für die Verantwortlichen nicht.
Die sahen noch einen weiteren Problempunkt. Bei der Frage nach der Wichtigkeit des Biosphärenreservats lag die durchschnittliche Einstufung auf einer Skala von 10 „Das Biosphärenreservat ist mir außerordentlich wichtig“ bis 0 „Ist mir ganz unwichtig“ bei guten 7,6. Die Berufsgruppe, die dem Biosphärenreservat hier die geringste Bedeutung zumaß, ist aber für die Verantwortlichen in den Verwaltungsstellen eine besonders wichtige: die Landwirte. Die sollen für den Erhalt der Kulturlandschaft im Land der offenen Fernen sorgen, fürchten allerdings offensichtlich Einschränkungen durch Naturschutzauflagen.
Wenn also nicht alle Ergebnisse den Wünschen von Kremer, Raab, Abe und Geier entsprachen, waren sie doch zufrieden. Belegt die Studie nach ihrer Einschätzung, dass im Biosphärenreservat schnelle Erfolge eher selten sind, viele Maßnahmen greifen erst später. Es sei gelungen den Rhönern Heimatbewusstsein, Stolz auf ihre Region und Identität zu vermitteln. So werde jetzt die Ernte einer langen, kontinuierlichen Arbeit eingefahren.
Die vollständige Akzeptanzstudie ist nachzulesen auf: www.brrhoen.de