Kein Wunder also, dass das Seminar für Berufstätige mit dem viel versprechenden Titel "Zeit- und Geldmanagement im Haushalt" des Landwirtschaftsamtes Bad Kissingen/Bad Neustadt, Abteilung Hauswirtschaft bis auf den letzten Platz besetzt ist. "Ich möchte hier erfahren, wie ich Zeit sparen kann", hofft eine Teilnehmerin. "Ich möchte wissen, wie ich meinen Haushalt besser organisieren kann", formuliert eine andere. Tipps dazu gibt es an drei Abenden. Seminar-Leiterin Christine Niderehe stellt jeden davon unter ein bestimmtes Thema: Zeit, Geld und Einkaufen.
Eins kristallisierte sich ganz schnell heraus: Den 24 Teilnehmern - übrigens nicht nur Frauen - fehlt es vor allem an Zeit. Verwunderlich ist das nicht. Der Haushalts-Pass, den Christine Niderehe für alle anhand der von ihnen genannten Daten zu Familienmitgliedern, Wohnungsgröße und Einrichtung vom Computer erstellen lässt, bringt viele zum Staunen: Sechs bis acht Stunden Arbeitszeit für die Versorgung eines Vierfamilien-Haushaltes sind normal: Einkaufen, Kinderbetreuung, Kochen, Wäsche waschen und Kochen kostet so viel Zeit. Zeit, die bei Berufstätigen neben den Stunden im Job noch dazu anfällt.
In den Griff bekommt man den dadurch entstehenden Stress nur durch Planung - etwa indem man sich Tages-, Wochen-, Monats- oder sogar Jahrespläne für die anfallenden Termine und Arbeiten aufstellt. Wer sich zum Beispiel einen Speiseplan für mehrere Tage ausdenkt, spart sich den allmittäglichen Stress beim Überlegen und schnellen Einkaufen.
Genauso wichtig: Arbeit zu delegieren. "Den Mülleimer rausbringen, muss man nicht immer selber", sagt Christine Niderehe. Aber auch das Hinunterschrauben der eigenen Ansprüche kann helfen: Nur weil die Nachbarin fünfmal im Jahr die Fenster putzt, muss man das selber nicht auch so machen. Eigene Prioritäten setzen ist angesagt. Auf keinen Fall vergessen beim Planen: die eigenen Ruhezeiten einzubauen.
Genaue Planung ist auch das Zauberwort beim Thema Geld. Man sollte schon genau wissen, wieviel Geld der Familie zur Verfügung steht und welche Fixkosten jährlich anfallen. "Den Überblick behalten ist wichtig", betont Niderehe. Dabei kann ein Haushaltsbuch helfen - allerdings nur, wenn es konsequent geführt wird. Dann verschafft es einen Preisüberblick, hilft beim Einteilen des Geldes und ermöglicht eine Ausgabenplanung. Das Geld ist weg, aber man weiß wenigstens, wo es geblieben ist.
Dass man als Verbraucher, noch dazu als mündiger, permanent Entscheidungen treffen muss, macht Christine Niederehe beim Thema "Einkaufen" am letzten Abend deutlich. "Gerade der Überfluss macht uns immer wieder Probleme." Ihre Ratschläge, wenn zum Beispiel bei der Suche nach der richtigen Waschmaschine oder der Couch fürs Wohnzimmer die Wahl mal wieder zur Qual wird: Immer zweckentsprechend einkaufen! Dazu müssen die Bedürfnisse genau analysiert und ein finanzieller Rahmen festgelegt werden.
Wichtig für die Kauf-Entscheidung: Die Prüf- und Sicherheitszeichen beachten, schadstoffarme Erzeugnisse wählen und umweltbewusst einkaufen. Niderehe macht auch auf die Verbraucherschutzgesetze und Testvergleiche für verschiedene Produkte aufmerksam.
Nach den drei Abenden rund ums Thema Haushalt steht eins jedenfalls fest: Wer will, kann an seiner Haushaltsführung einiges ändern. "Also ein Haushaltsbuch will ich führen, das habe ich mir vorgenommen." Diesen Tipp von Christine Niderehe will Lissy Großmann aus Bad Neustadt in die Tat umsetzen. Sigrid Gerhäuser aus Wegfurt hätte sich sogar "noch mehr Verbraucher-Tipps" gewünscht, "um bewusster einzukaufen". Die Idee mit dem Terminkalender findet sie gut, "das praktiziere ich schon seit Jahren".
Und noch eine Einsicht nimmt eine der Teilnehmerinnen nach den drei Seminar-Abenden mit nach Hause: "Ich weiß jetzt, dass ich nicht alles im Haushalt schaffen kann."