Dass es in Eichenhausen ein Schloss gegeben hat, ist seit langem bekannt. Nicht aber, wie es ausgesehen hat.
Jetzt ist bei Nachforschungen über das ehemalige Rittergut eine Zeichnung im Thüringischen Staatsarchiv Meiningen aufgetaucht. Kein Meisterwerk, aber sie vermittelt eine gute Vorstellung, welche Gestalt das Schloss und seine Nebengebäude in der Mitte des 18. Jahrhunderts gehabt haben.
Anfang Dezember des Jahres 1757 wurde der Plan aufgenommen im Auftrag des Regierungsrates Johann von Hagen aus Meiningen. Anlass für eine genaue Gutsbeschreibung von Eichenhausen war der Tod des Besitzers Johann Michael Schaudi Freiherr von Schauenfels. Da er keine männlichen Erben hatte, fiel das Mannlehen „Sitz und Bauhof zu Eichenhausen“ zurück an die Lehensherrschaften, die Herzogtümer Sachsen-Meiningen (zwei Drittel) und Sachsen-Saalfeld-Coburg (ein Drittel).
Der erwähnte Freiherr gehört zu den buntesten Figuren des 18. Jahrhunderts. Geboren als Sohn eines Gastwirts aus Leutershausen bei Ansbach erhielt er eine gute juristische Ausbildung und machte am markgräflich-hohenzollerischen Hof eine Blitzkarriere. Als geheimer Rat erwarb er sich das Vertrauen des Markgrafen Karl Friedrich Wilhelm von Brandenburg-Ansbach. Vor allem auch dadurch, dass er beim Kaiser in Wien die Erhebung der Kinder, die sein Fürst mit seiner bürgerlichen „Nebenfrau“ Elisabeth Wünsch gezeugt hatte, als „von Falkenhausen“ in den Freiherrenstand bewirkte. Dabei beschaffte er ein Freiherren-Patent mit dem Namenszusatz „von Schauenfels“ auch für sich selbst.
In der Residenzstadt Ansbach ließ sich der Geheimrat ein prächtiges Haus bauen, auf das sein Regierungskollege Julius Gottlieb Freiherr Voit von Salzburg ein Auge warf. Für den protestantischen Zweig des alten, von der ehrwürdigen Salzburg über Bad Neustadt stammenden Adelsgeschlechts war Mittelfranken längst zum Lebensmittelpunkt geworden. Da wollte man entsprechend repräsentieren können. So kam es zum Tausch. Schauenfels gab sein Haus in Ansbach auf und erhielt das Voitsche Rittergut Eichenhausen. Zusammen mit rund 280 Morgen (rund 55 Hektar) Acker-, Wiesen- und Waldland und einigen Voitschen Untertanen in Burglauer wird der Wert des Gutes auf 16 000 Gulden fränkisch festgesetzt.
Juden siedeln sich an
Was der neue Besitzer mit der für ihn doch etwas entlegenen Immobilie vorhat, wurde schon bald deutlich. 1754 beantragte er bei den beiden Lehenherren, das Gut in Privatbesitz umzuwandeln. Er wolle es zerschlagen und zwölf Bauernstellen schaffen. Was der Freiherr als Verbesserung und Wertsteigerung (Melioration) sieht, setzte er auch ohne die Zustimmung aus Meiningen und Coburg um. Doch wollte die geplante Bauern-Ansiedlung nicht gelingen. Damit die neu gebauten Wohnungen nicht leer stehen, erinnert sich Schauenfels, dass mit dem zur Reichsritterschaft Rhön-Werra gehörenden Gut auch das „jus recipiendi Judaeos“ – das Recht, Juden anzusiedeln – verbunden ist. Dieser Ansatz war offenbar erfolgreich, denn am 22. Juni 1757 wird für Eichenhausen eine Judenordnung (Jnstruction der Judenschafft) erlassen; und fünf Jahre später sind zwölf jüdische Familienvorstände namentlich erfasst.
Im übrigen Dorf Eichenhausen, das aus Untertanen des Hochstifts Würzburg besteht, scheinen die neuen Mitbewohner nicht beliebt gewesen zu sein. So wurde den Juden die Benutzung des Dorfbrunnens untersagt. Das Wasser für ihre kleinen Wirtschaften müssten sie aus dem Bach holen, schreibt Johann von Hagen in einem Bericht. Dort ist auch die Rede von der Wasserknappheit, die den schwerwiegendsten Mangel des Gutes darstelle. Andererseits zeigt der gleichzeitig aus demselben Anlass entstandene Übersichtsplan gleich zwei Brunnen im inneren Hof.
Freiherr von Schauenfels starb nach kurzer Krankheit am 20. Oktober 1757, was sein Neffe Wilhelm von Rosa am nächsten Tag an den Ritterschaftskanton Rhön-Werra in Schweinfurt meldete. Rosa ist zu dieser Zeit in holländischen Diensten Hauptmann im zweiten Regiment Oranien Nassau. Bei der Lehensherrschaft wollte er erreichen, nun selbst mit dem Rittergut Eichenhausen belehnt zu werden. Dies misslang. Herzog Anton Ulrich von Sachsen-Meiningen lehnte ab, weil man das heimgefallene Gut nun selbst von Römhild aus bewirtschaften lassen wolle.
Geldhahn bleibt zu
Hauptmann von Rosa macht daraufhin geltend, dass sein Onkel allein in den letzten beiden Jahren über 3000 Gulden in die Verbesserung des Rittergutes – darunter etwa 1500 Gulden für den Bau der Wohnungen über den Wirtschaftsgebäuden – gesteckt habe. Außerdem gehörten die Untertanen in Burglauer ebenso wie einige privat erworbene Felder nicht zum sächsischen Mannlehen und müssten aus der Erbmasse als Allodialgut (Eigengut) herausgenommen werden. Gegen letzteres konnten die beiden Herzöge wenig erwidern, hinsichtlich der dazugebauten Wohnungen aber heißt es aus Meiningen und Coburg fast gleichlautend, Rosa könne sie ja wieder abreißen lassen, bezahlen werde man sie jedenfalls nicht.
Um die Belehung mit Eichenhausen bewirbt sich dann auch ein Nachbar: Am 16. September 1760 schreibt Egid von Borié, Reichsfreiherr auf Neuhaus, Salzburg und Dürrnhof, an Herzog Anton Ulrich, dass er Eichenhausen sehr gut von Neuhaus aus mit verwalten lassen könne. Letztlich wird seinem Antrag statt gegeben, aber das ist schon wieder eine andere Geschichte.
Wenn in Eichenhausen heute so wenig an das Schloss erinnert, so liegt das an dem Verkauf an die ortsansässigen Bauern im 19. Jahrhundert, der vielerlei Veränderungen nach sich zog.