Die elektronische Tafel ist an einen Computer angeschlossen, das Bild wird von einem Beamer projiziert. Mit Whiteboards kann man im Internet surfen, Dokumente beliebig bearbeiten und abspeichern oder Fotos und Filme ansehen. Gesteuert wird die Tafel per Fingerdruck oder Mausklick. Mit einem batterie- und kabellosen Stift ist sie beschreibbar.
In Hamburg sollen bis 2010 alle Schulen mit diesen digitalen Tafeln ausgerüstet sein und in Berlin hat die erste staatliche Schule bereits sämtliche alte Tafeln aus den Klassenzimmern geräumt. In Rhön-Grabfeld ist die flächendeckende digitale Revolution bislang ausgeblieben. Was nicht heißt, dass nicht einige Schulen – darunter die Fachoberschule sowie die Realschule Bad Neustadt und Bad Königshofen – bereits mit ein, zwei oder auch drei Whiteboards arbeiten.
Für die 7b des Rhön-Gymnasiums ist der Englisch-Unterricht mit der digitalen Tafel Alltag: Die Kinder finden ihr Whiteboard super: „Wir müssen keine Kreide mehr holen und keine Tafel mehr wischen“, zählt ein Junge die Vorteile auf. Vier Whiteboards hat das Rhön-Gymnasium mittlerweile angeschafft: Zwei stehen in EDV-Räumen, und jeweils eine in den Klassenzimmern von Norbert Dietzel und Referendarin Vivian Müller. Eine Tafel kostet rund 5000 Euro.
An diesem Tag steht bei der 7b Robin Hood auf dem Lehrplan. Gemeinsam mit Referendarin Vivian Müller bringen die Schüler an der Tafel eine Robin Hood-Bildergeschichte in die richtige Reihenfolge – alles in Sekundenschnelle per Fingerdruck über den Touchscreen. Die Siebtklässer beschreiben innerhalb der Bildergeschichte Sprechblasen mit dem kabellosen Stift. Bereits gefüllte Sprechblasen können sie über die Audiofunktion auf Englisch anhören.
„Das Whiteboard kombiniert das Digitale mit der individuellen Handschrift des Lehrers und der Schüler“, sagt Müller. Würde alles digital ablaufen, bestünde die Gefahr, dass der Unterricht monoton wird. So aber könnten die Schüler die Aktivität des Lehrers mitverfolgen. „Das Whiteboard hat das Beste aus beiden Welten“, ist auch Lehrer Norbert Dietzel überzeugt. Der 55-Jährige ist der Whiteboard-Spezialist am Rhön-Gymnasium. „Die Tafel ist ja nicht verschwunden. Alle neuen Anwendungen sind in die Tafel integriert.“
„Mit dem Whiteboard ist der Unterricht lebendiger, aktiver, bildhafter, visueller und aktueller“, zählt Müller die Vorteile auf. So könne sie beispielsweise tagesaktuell die Titelseite der New York Times im Internet aufrufen, den gewünschten Artikel heranzoomen, unbekannte Vokabeln unterstreichen, wichtige Passagen markieren – und zum Stundenende das bearbeitete Dokument abspeichern. „Die Schüler lernen spielerisch mit den Medien umzugehen, werden von klein auf fit in diesen technischen Dingen und sind so gewappneter für ihr Berufsleben“, so Müller.
Wie viele Whiteboards es tatsächlich im Landkreis gibt, ist nur schwer zu ermitteln: Der Kämmer des Landkreises Winfried Miller schätzt, dass es noch unter zehn sind. Doch er kann nur für die weiterführenden Schulen sprechen, für die der Landkreis Sachaufwandsträger ist. Denn für diese übernimmt der Landkreis die Whiteboard-Anschaffungskosten. Und nicht einmal da müssen alle digitalen Tafeln vom Träger finanziert worden sein, häufig kämen bei solchen Anschaffungen auch Sponsorengelder zum Einsatz.
Für Gymnasiallehrer Norbert Dietzel sind Whiteboards die Zukunft: „Es wird nicht mehr lange dauern, in zwei, drei Jahren werden die digitalen Tafeln überwiegen.“ Schulleiterin Edith Degenhardt ist etwas zurückhaltender: „Das ist auch eine Frage des Geldes und die Frage, geben wir es für Personal oder für die Technik aus.“
Während Dietzel fast ausschließlich mit dem Whiteboards arbeitet, nutzen es viele seiner Kollegen selten oder gar nicht. Was daran liege, dass man sich schon in die Technik einarbeiten müsse. Das lohne sich nicht, wenn man nur sporadisch die Gelegenheit habe, das Whiteboard zu nutzen. Referendarin Müller arbeitet erst seit Schuljahresbeginn mit dem Gerät: „Es war Liebe auf den ersten Blick“, sagt sie, „für den Lehrer, der auch zuvor mit dem PC gearbeitet hat, der das Internet nutzt und weiß, was ein Podcast ist, ist der Schritt zum Whiteboard nicht groß.“