Tot gesagt wird er immer wieder, der Euro. Dabei feiert die europäische Gemeinschaftswährung einen runden Geburtstag. Vor einem Jahrzehnt, am 1. Januar 2002, ist der Euro als Zahlungsmittel in elf europäischen Ländern eingeführt worden, zehn Jahre später ist er in 17 Ländern der EU als Zahlungsmittel gültig. Es handelte sich dabei um die größte Währungsumstellung aller Zeiten. Eine spannende Zeit auch in Rhön-Grabfeld.
Klaus Balling, Marketingleiter der Sparkasse Bad Neustadt, kann sich noch gut an die Einführung des neuen Zahlungsmittels erinnern. Große Geldmengen wurden damals angeliefert. „Die Münzen waren so schwer, dass man sie nicht in die Bank bekommen hat. Wir mussten uns deswegen einen Hubwagen anschaffen“, erinnert sich der Banker.
Starter-Kits zum Eingewöhnen
Jeder Bürger konnte sich für 20 Mark ein Starter-Kit kaufen, in dem 20 Münzen im Wert von 10,23 Euro waren. Es sollte die Bevölkerung Europas mit dem Geld vertraut machen und die Einführung des Münzgeldes erleichtern. „Die Starter-Kits waren im Landkreis gar nicht so nachgefragt“, erinnert sich Klaus Balling“.
„Die Umstellung auf den Euro wird von vielen privaten Kunden unterschätzt“, glaubte Horst Lang, Euro-Beauftragter der Sparkasse Bad Neustadt, vor zehn Jahren. Tatsächlich gab es aber keine Schwierigkeiten. „Die Umstellung von Mark auf Euro verlief problemlos“, sagt Klaus Balling nach einem Jahrzehnt Euro rückblickend, „es war alles gut geplant.“
Die lange Vorlaufzeit habe es gebraucht und die Logistik war gut. „Die Leute konnten sich alle darauf einstellen“, so der Banker. Bereits 1999 war der Zahlungsverkehr an den Börsen auf Euro umgestellt, drei Jahre später wurde er offizielles Zahlungsmittel. Bis Ende Februar 2002 wurden zwei Währungen geführt. Diese zweimonatige Übergangsfrist sollte die alten Mark-Bestände ausradieren. Was laut Balling auch geklappt hat. Zwei Jahre lang kamen die Kunden noch, um ihre restliche Mark in Euro zu wechseln, „danach hat es sich verflacht.“
Doch wie es aussah, wollten die Neustädter so schnell wie möglich die D-Mark aus ihren Geldbeuteln haben, wie aus einem Zeitungsbericht vom 3. Januar 2002 zu erfahren ist. Vor den Bankschaltern standen den ganzen Tag 25 bis 30 Leute an. Wie bei allen Banken war man damals bei der Sparkasse zwar auf großen Andrang vorbereitet, mit so vielen Umtauschwütigen hatte man aber nicht gerechnet. Weil so viele D-Mark zurück kamen, waren bei den meisten Instituten vermehrt Entsorgungstouren für die alte Währung nötig, schrieb die Main-Post vor zehn Jahren. Auch jetzt noch können D-Mark gegen Euro getauscht werden. Allerdings nur in Filialen der Landesbank in Würzburg oder Meiningen.
In einem Laden in Bad Neustadt kann man noch mit der D-Mark bezahlen. Der Besitzer sagt, dass durchschnittlich zwei Kunden pro Monat mit der alten Währung zahlen. Manche zahlen Beträge von 50 Pfennig, andere kaufen für 200 Mark ein. Der Geschäftsmann beobachtet auch, dass zunehmend mit Zehn- und Fünf-Mark-Münzen bezahlt wird. „Die Leuten haben die Münzen gehortet in der Hoffnung, sie werden im Wert steigen“, glaubt der Geschäftsmann, der ungenannt bleiben will.
Verglichen mit dem Euro war die Mark leichter, aber auch kratziger. Die Kanten waren schärfer als beim Euro, der angenehmer in der Hand liegt, sagt der Geschäftsmann.
Euro gut für Wirtschaft im Kreis
Klaus Balling und der Neustädter Geschäftsmann sehen die Einführung des Euro als die richtige Entscheidung. Der Finanzexperte spricht dabei die Exportorientierung der Unternehmen im Landkreis an. „Die Wettbewerbsfähigkeit ist gestärkt und gesichert.“ Man müsse weniger das Stabilitätsthema des Euros diskutieren als vielmehr das Thema Verschuldung. Es fehle weiterhin eine einheitliche Wirtschafts- und Finanzpolitik, kritisiert der Banker.
Auch wenn der Euro momentan in der Krise ist, Angst um die Währung hat die Bevölkerung nicht, wie eine Umfrage der Main-Post im Juli 2011 gezeigt hat. Kritik wird dagegen an den Banken geübt. Der Verwaltungsapparat der EU sei mittlerweile si aufgebläht, dass Kontrollmechanismen versagt haben.