Ihr Bereich sind die Zahlen. Die liegen ihr. Zwar war die Rupbodenerin bis zum Eintritt in ihren Ruhestand kaufmännische Angestellte bei den Metallwerken. Zu ihrem Bedauern aber nie in der Buchhaltung. So hat sie auch gleich zugesagt, als sie vor 17 Jahren im Kirchenvorstand gefragt wurde, ob sie das Amt des Kirchenpflegers übernehmen würde. „Das war absolutes Neuland für mich.“ Ein dreitägiger Kurs für Kirchenpfleger in Heilsbronn sollte sie in die Materie einarbeiten.
Seither hat die 67-Jährige mit diesem Amt auch viel Verantwortung übernommen. Schließlich oblag ihr das Haushalts-, Kassen- und Rechnungswesen. Und die Guthaben hat sie verwaltet. Christa Günther hat mit geschickten Anlagen das Geld vermehrt, so dass sie ihren letzten Jahresabschluss Ende Juni ohne Schulden an die Gesamtkirchenverwaltung in Aschaffenburg abgeben konnte. Dort wird künftig die Verwaltung übernommen. „Ich habe eben immer verhandelt.“ Und um den besten Zinssatz zu bekommen, ging sie nicht nur zu einer Bank. „Die Meistbietende bekam den Zuschlag.“ Dafür hat sie auch schon mal die Bank gewechselt.
„Nur so war es möglich, dass die Kirchengemeinde die bisher erfolgten Projekte, Anschaffungen und Baumaßnahmen meistern konnte. In den letzten zehn Jahren hat sich viel getan, um die Gebäude in Schuss zu halten“, betont Pfarrerin Barbara Weichert. Die Mauer am Kirchgarten, das Pfarrhaus und schließlich die Kirche. Hier musste wegen Feuchtigkeit eine Drainage gelegt werden. Außerdem erhielt sie einen neuen Anstrich. Als nächstes steht die Innenrenovierung an.
„Das Gemeindehaus wurde in viel Eigenleistung renoviert“ erzählt Christa Günther. Eigenleistung hat auch ihre Familie erbracht. Ihr vor drei Jahren verstorbener Mann Erich hat gemeinsam mit seinem Schwiegersohn die Küche eingebaut. Günther hat ihr Amt immer als Ehrenamt verstanden. Neben einer kleinen Aufwandsentschädigung hat sie sich weder Fahrt-, Telefon- noch Materialkosten ersetzen lassen.
Da die Spenden und auch die Zuweisungen der Landeskirche immer mehr zurückgehen, hat Christa Günther vor etwa zehn Jahren damit begonnen, die Kirchgeldbescheide zu schreiben. Diese werden an die Gemeindemitglieder verschickt, die es auch nach der Erinnerung im Kirchenboten versäumt haben, das fällige Kirchgeld entsprechend ihrer Einnahmen zu bezahlen. Mit diesen Zahlungserinnerungen hat Günther die Kirchgeld-Einnahmen verdreifacht. „Das ist der psychologische Aspekt. Denn so merken die Leute, dass man über die Zahlungen oder Nicht-Zahlungen jedes Einzelnen genau Bescheid weiß.“
Wenn Günter auch im neuen Jahr nicht mehr Kirchenpflegerin ist, bleibt sie dennoch im Kirchenvorstand, dem sie seit 1982 angehört. Auch sonst wird es ihr nicht langweilig werden. „Ich brauche die Gesellschaft“, sagt sie. Sie hat zuhause drei Enkel, die sie an bestimmten Tagen bekocht, ist aktiv in der Rheuma-Liga und beim Nordic-Walking, turnt in der Damengymnastik des SV und geht Kegeln. Das alles aber nur, wenn sie nicht gerade in fernen Ländern unterwegs ist. Im vergangenen Jahr hat sie sechsmal ihre Koffer gepackt und dem Fernweh nachgegeben. Nächstes Jahr steht für Pfingsten eine Reise mit dem Dekan im Programm. Nach Bulgarien. Zu den Klöstern.
Im März aber möchte sie bereits nach Chile. Punta Arenas. Denn die Rupbodener spenden ihre Einnahmen aus der alljährlichen Waldweihnacht stets für die Straßenkinder in dieser Stadt. „Und ich möchte das Geld dort persönlich abgeben.“