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Das lange Martyrium des Opfers

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Das lange Martyrium des Opfers

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    Den Freundinnen Beatrice K. (21), Michaela F. (21), Daniela R. (21) und Sabrina H.(19) aus Bad Salzungen im Wartburgkreis wird der brutale Raubmord an Ernst Steinmann aus dem nahe gelegenen hessischen Philippsthal-Gehtsemane vorgeworfen. Die Vier kannten den alleinstehenden 36-jährigen Handwerker durch regelmäßige, gemeinsame Besuche in der Diskothek "Palm Beach" in Tiefenort (bei Bad Salzungen).

    Jede der arbeitslosen jungen Frauen hatte mindestens eine abgebrochene Lehre hinter sich, hatte Schulden oder war in Geldnot. Sie glaubten, der Mann sei wohlhabend. Deshalb musste Ernst Steinmann in der Nacht vom 18. zum 19. Mai 2001 sterben.

    Unter einem Vorwand lockten sie Ernst Steinmann in den Wald. Am Abend zuvor hatten die Mädchen bereits eine giftige Mischung aus Haushaltsreinigern und Tabletten vorbereitet. Im Wald begann das Martyrium für den 36-Jährigen, als eine der Vier vom Hintersitz aus ihm den Arm um seinen Hals legte. Der Mann, der ahnungslos war, wehrte nicht mal ab. Er fragte nur verwundert: "Was soll das?"

    Eines der Frauen ritzte ihm mit dem Messer am Hals eine oberflächliche Wunde. Also verriet er ihnen die Geheimzahl seines Kontos. Später trank Steinmann die Mixtur. Ein Mädchen hielt seinen Kopf nach hinten, eines flößte sie ihm ein. Schließlich gaben sie ihm die ätzende Brühe mit den Worten: "Trink das, morgen wachste auf und alles ist wieder in Ordnung."

    Nun warteten die Vier auf den Tod des Gepeinigten, den sie in den Kofferraum verfrachtet hatten.

    Aber Steinmann starb nicht. Als sie den Kofferraum öffneten, sah er sie noch immer an. Er sagte: "Macht wieder zu, lasst mich schlafen." Minuten später lebte er immer noch. Die Mädchen traten und stachen auf ihn ein. Unglaublich, aber der geschundene Mann sagte zu ihnen: "Hört auf, ich bin so wie so in zwei bis drei Minuten tot."

    Nach weiteren Tritten bäumte er sich mit letzter Kraft auf, stolperte aus dem Kofferraum - um dann zu Tode gemeuchelt zu werden. Mit weiteren Stichen, mit weiteren Tritten und zu guter Letzt, weil "er immer noch röchelte", durch Würgen mit dem Hosengürtel.

    Den leblosen Körper rollten die Mädchen einen Hang hinunter und bedeckten ihn mit Zweigen. Dort fand ihn am 20. Mai ein Jäger. Die Mädchen wurden durch die Spur, die ihre Geldabhebungen vom Konto des Toten hinterließen, gefasst.

    Nach dem Motiv dieser Tat, fragte die beisitzende Richterin die Angeklagten. Tränen waren die Antwort. Albträume hätten sie gehabt, sagte ein Mädchen. Immer wieder alles vor Augen gehabt. Aber eine Antwort hätten sie nicht gefunden. Nicht wirklich. Wohl aus Angst vor Steinmann, weil sie ihn beraubten.

    Weil sie den Raub verdecken wollten, nennt es die Staatsanwaltschaft. Neben Habgier das zweite Mordmerkmal. Die Angeklagten streiten nichts ab. Sie haben auch nur so eine Chance, sich vor der Strafverschärfung - der besonderen Schwere der Schuld - zu retten.

    Als gestern die Mädchen in Handschellen zur Anklagebank geführt wurden, herrschte Stille. Eine ist jungenhaft und sportlich, zwei klein und zierlich und eine etwas stabiler gebaut. Zwei weinten und wollten sich abwenden von den Blitzlichtern der Kameras. Als die Kameras, die der vorsitzende Richter mit den Worten, "genug nun", hinaus schickte, war die Reihe an ihnen.

    Sie wurden vom Gericht sehr ausführlich zu ihrem Vorleben befragt. Drei stammen - bis auf die Jüngste (die wegen Beihilfe angeklagt ist, weil sie ihr Auto zur Tat zur Verfügung stellte) - aus geschiedenen Ehen, haben Konflikte im Elternhaus hinter sich.

    Vor allem Beatrice K., die von ihren Freunden "André" genannt wird und wegen ihrer transsexuellen Neigungen von der Familie abgelehnt wurde, hatte keine Nestwärme. "André" wohnte mit Michaela F. in Partnerschaft zusammen. Die Eltern dieses Mädchens erlitten schon einen Schicksalsschlag, als die fünf Jahre ältere Schwester Michaelas vom Pferd stürzte und tödlich verunglückte.

    Daniela R. wurde mit 14 Jahren vergewaltigt und geriet in eine Tablettenabhängigkeit.

    Es sind noch mehrere Verhandlungstage vorgesehen.

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