Mit der Uraufführung von „Wahnfried – Bilder einer Ehe“ unter der Regie von Jan Steinbach läutet das Meininger Theater das Wagner-Jahr 2013 ein. Reinhard Baumgarts Schauspiel stellt das außergewöhnliche Paar Richard und Cosima Wagner von ungewohnt privater Seite vor. Premiere des Spiels ist am kommenden Freitag, 11. Januar, um 19.30 Uhr im Großen Haus.
„Der Platz wird knapp“, titelt dieser Tage die überregionale Presse und meint nicht die Theater-Reihen, sondern zeigte auf die Büsten in der legendären Walhalla, dem Ruhmestempel bei Regensburg. Dort, wo Kaiser und Könige, Künstler und Forscher thronen, steht auch Richard Wagner seit genau 100 Jahren. Und daran wird auch für die Zukunft nicht gerüttelt. Im Gegenteil, denn zu den vielen Regalmetern an Wagner-Publikationen dürften sich gerade zum Jahrestag des 200. Geburtstags des Komponisten noch zahlreiche Ellen hinzuaddieren.
Und nun auch noch ein Schauspiel? – Ja! Denn Wagner, den Erfinder vom „Gesamtkunstwerk“, muss man einfach kennen. Erst recht, wenn man in Meiningen wohnt, wo der Herzog den Wagner-Traum ins Werk zu setzen suchte. Man möchte es sehen, wenn man nicht nur den großen Kopf und seine Musik, sondern auch dessen Welt begreifen will. Und vor allem bietet es ein Vergnügen, wenn man all dies in den bizarren „Bildern einer Ehe“ aus unmittelbarer Nähe erfährt, gerahmt durch historische Persönlichkeiten.
Basierend auf dem Drehbuch für den gleichnamigen Film „Wahnfried“ aus dem Jahr 1986, beleuchtet das Theaterstück zahlreiche Momente des 14 Jahre andauernden gemeinsamen Lebensabschnitts von Richard und Cosima Wagner, dargestellt von Peter Bernhardt und Chris Pichler. Das durch Tagebuchaufzeichnungen von Cosima Wagner inspirierte Album dieser ungewöhnlichen Beziehung zeigt in Realität und Traum, Erinnerung und Vision die Verbindung zweier Menschen, die Außergewöhnliches erschaffen: ein Haus mit dem einzigen Zweck, Wagners Werke aufzuführen. Ein Leben voller Leidenschaft, Affären und Machtspiele, an dessen Ende nicht allein besagter Bühnenbetrieb steht, sondern „Die Herrin des Hügels“.
Vom Land-Idyll am Vierwaldstätter See über Bayreuth bis Venedig blättert das Stück „Bilder einer Ehe“ bezeichnende Seiten im Leben des „hohen Paares“ auf. Baumgarts Spiel strickt szenische Gegenwart und retrospektive Reflexion subtil ineinander. Ein Prinzip, das sich Regisseur Jan Steinbach auch für die Bühne zunutze macht, in dem er eine zweite, kommentierende Cosima-Figur etabliert, die Zeit und Geschehen wieder und wieder durchleben lässt.
Bühnenbildner Frank Albert, inspiriert durch architektonische Elemente der „Villa Wahnfried“ und des Bayreuther Festspielhauses, bietet zum Wagnerschen Streben nach Größe und Unendlichkeit eine ungeheuer vielschichtige Stufenlandschaft. Zusammen mit diesem Raum im dynamischen Auf und Ab illustrieren die historisch orientierten Kostüme von Lisa Däßler die bewegte „Partitur des Lebens“, die Noten einer Frau, die alles für Wagners Lebenswerk tut und sich unterwirft, um zu herrschen.