Welche Art von Neugier hatte Dieter Glogowski zuerst beseelt? Die touristische oder die spirituelle? Bei seinem Vortrag am Mittwochabend zum Auftakt des Welt-Dia-Vision-Festivals in Mellrichstadt flossen jedenfalls beide Motivationen zusammen: beim Bereisen von Nepal, dem Land am und im Himalaya, wurde der touristische Aspekt in der ersten Hälfte des Vortrags hervorgehoben, der spirituelle im zweiten. Das ergab eine faszinierende Mischung, welche das Publikum in den Bann zog. Zeitweise war es in der Oskar-Hebig-Halle so still, dass man als Besucher das Gefühl bekommen konnte, man sei ganz allein mit den Bildern, Klängen und Erläuterungen von Dieter Glogowski.
Es ist die zwölfte Auflage der Welt-Dia-Vision in Mellrichstadt, und die Herbig-Halle war gleich zum Auftakt voll besetzt. Klaus Schemmerling von der Volkshochschule Rhön und Grabfeld und Hans-Georg Link von Outdoor Link aus Mellrichstadt haben sieben Weltreisende und Bildreporter für ein Programm gewinnen können, das die Besucher an ganz unterschiedliche Orte führt: Nepal war die erste Station, weiter ging es am Donnerstag mit Myanmar (früher Burma). Korsika steht an diesem Freitag im Mittelpunkt, in das europäische Baltikum und nach Kanada-Alaska führt die Bilderreise am Samstag und am Sonntag nach Skandinavien und Hawaii.
Gestochen scharfe Bilder
Technisch aufwendig produziert, auf einer riesigen Leinwand in gestochen scharfer Bildqualität übertragen, stand der Vortrag über „das Dach der Welt“, wie Nepal und der Himalaya oft genannt werden, seinen Vorgängern der vergangenen Jahre in nichts nach – im Gegenteil.
Der rote Faden war um die magische Zahl „Acht“ geknüpft, und so lautete auch der Vortragstitel: „Acht – Nepal, der Weg hat ein Ziel“. 16-mal war Glogowski im Himalaya gewesen, in fünf Jahren hat er Bergriesen fotografiert, Landschaften zu allen Jahreszeiten, Menschen in ihrem Alltagsleben, bei der Ausübung ihrer Religion; er berichtet von Festen und Katastrophen, von abgestürzten Bergsteigern, von aufblühendem Tourismus und einem einfachen, aber glücklichen Leben, von menschlicher Nähe, von Liebe und Geborgenheit unter den Herausforderungen einer herben Natur.
Acht, das sind für Glogowski acht Bergriesen, alle über 8000 Meter hoch: Dhaulagiri, Annapurna, Manaslu, Makalu, Everest, Cho Oyu, Lhotse und Kanchenjunga. Acht, das ist aber auch die Zahl von buddhistischen Glückssymbolen, die Glogowski in Kupferplatten eingeprägt erworben hat. Diese acht Glücksbringer wollte er zu den acht Achttausendern bringen und sie an einer geeigneten Stelle in eisiger Bergeshöhe wie Votivgaben niederlegen. Auf der Reise durch den Himalaya begleiteten ihn alte und neue Freunde: der Sadhu Shiva Das, zwei Gurung-Schamanen, der Mönch Kesang, seine Sherpa-Freunde Lama Nawand Sherpa und Tensing Sherpa sowie die Sherpani Ningma. Auch sein langjähriger Freund Shiva Shresta begleitete ihn, und der 46-Jährige war am Mittwoch sogar in der Oskar-Herbig-Halle anwesend und half Glogowski beim Verkauf der reichlich ausgelegten Bildbände, Bildkalender und DVDs. Es gab esoterische Bücher über die Frömmigkeit und Lebensweisheit Asiens, Gebetsfahnen und weitere buddhistischer Devotionalien – einen Teil des Erlöses spendet Glogowski für die Erdbebenopfer von Nepal.
Auf dem oft gefahrvollen, beschwerlichen Weg durch Steinwüsten, Wasserfluten, Schluchten, Schneefelder und Unwetter zu den Himalaya-Riesen fand Glogowski reichlichst Gelegenheit, um das Land und seine Menschen im Bild und in kurzen Filmsequenzen festzuhalten. Bilder von einer faszinierenden Intensität, mit Musik und Klängen aus Nepal unterlegt, begleitet von den Erzählungen und Episoden, von den Erlebnissen und Begegnungen des Weitgereisten mit den Menschen vor Ort. Die Zuhörer spürten immer deutlicher, wie sehr Glogowski von der Güte, der Menschlichkeit, dem ausstrahlenden Lebensglück der Menschen beeindruckt war, von der uralten Lebensweisheit, die in den Religionen des Buddhismus und Hinduismus enthalten ist, von der Lebensart, die sich so diametral von der westlichen unterscheidet. So endete der Vortrag auch mit Fragen, die Glogowski aus seinen spirituellen Erfahrungen mit Nepals Religiosität abgeleitet hatte: Haben wir am Ende die Mitte in uns selbst gefunden? Wie viel Liebe haben wir geschenkt? Hatten wir den Mut, wir selbst zu sein?
Ansturm auf den Büchertisch
Hatten sich die Besucher schon vor Beginn des Vortrags um den Verkaufstisch gedrängt, so war der Andrang nachher noch viel größer. Ein Wunder war das nicht. Denn Glogowski hatte Neugier und Interesse an der Schönheit, der Kultur Nepals und seiner Weltanschauung geweckt.
Parallel zu den Dia-Vorträgen gibt es auch in diesem Jahr die Ausstellung für Wanderer, Naturfreunde und Globetrotter als passendes Beiprogramm zu den Diavorträgen. Dabei finden sich auch Stände mit Verkaufsartikeln aus Ländern der Dritten Welt oder von Naturschützern und ehrenamtlichen Helfern wie den Ladakhpartners aus Meiningen, die in Kashmir in der Himalaya-Region den Menschen zahnärztliche Hilfe bringen. Außerdem hatten Schemmerling und Hans-Georg Link wieder die Auslosung von drei Gewinnen organisiert, Mellrichstadts Bürgermeister Eberhard Streit zog die Gewinnerlose aus der Lostrommel.