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BAD KÖNIGSHOFEN: Das leise Sterben der Mühlen

BAD KÖNIGSHOFEN

Das leise Sterben der Mühlen

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    Die Kreuzmühle an der Kreck unterhalb der Heldburg in Südthüringen ist heute immer noch Wohnsitz von Inge Grohmann und ihrem Mann Werner.
    Die Kreuzmühle an der Kreck unterhalb der Heldburg in Südthüringen ist heute immer noch Wohnsitz von Inge Grohmann und ihrem Mann Werner. Foto: FOTO Archiv Grohmann

    Eine außergewöhnliche Veranstaltung, denn nur mit Erläuterungen zu Mühlen, den Orts- und Landschaftsbeschreibungen und dem Hinweis auf die vielen Märchen, Sagen und Mythen, die sich um Mühlen ranken, begnügte sich die Autorin nicht, sie gab einen sehr persönlichen und zugleich ergreifenden Einblick in die Geschichte ihrer Familie.

    Inge Grohmann stammt aus der Kreuzmühle, die am Flüsschen Kreck unterhalb der Heldburg in Südthüringen über Jahrhunderte Getreide für die Bewohner des Umlandes gemahlen hatte. Ihr Vater war der letzte Müller, der diese Tätigkeit noch ausgeübte.

    Viele Erzählungen innerhalb der Familie und eine sechs Kilogramm schwere Bibel mit zahlreichen familiären Aufzeichnungen ließen Inge Grohmanns Wunsch nach einer Zusammenfassung der Ereignisse über Jahre reifen. Mit ihrer Erzählung “Mühlen sterben leise“ entstand nicht nur die Familiengeschichte, sondern auch ein Bericht über das Mühlenwesen, das über die Jahrhunderte fest geregelt war, um das Mehl für das Brot zu sichern.

    Spannend und menschlich anrührend ist jedoch die Geschichte der Familien Both und Ritz. Inge Grohmann hat sorgfältig recherchiert und lässt ein pralles, zugleich erschütterndes Leben vor dem geistigen Auge der Zuhörer entstehen. Mutige, tatkräftige Männer wechseln in den Generationen mit zurückhaltenden, körperlich schwachen ab und die Frauen beweisen oft mehr als Stärke, sie führen ein straffes Regiment, sie steuern alle Entscheidungen, die die Familie betreffen.

    Schwere Schicksalsschläge bestimmen die Entwicklung. Liegt es an dem Fluch, den Rosine, die Witwe des Müllers Wilhelm Both, ausspricht, als sie die Kreuzmühle verlässt? Ihr Sohn Arthur war nach kurzer Ehe mit Frieda verunglückt, den Sohn Wilhelm hinterlassend. Frieda verliebt sich in den angestellten Müller Albin Ritz. Rosine macht nach schwerer Entscheidung Platz auf der Mühle, damit die Eheleute Frieda und Albin für Rosines Enkel Wilhelm das Anwesen erhalten. Meta, die jüngste Tochter des Paares verunglückt tödlich, ebenso wie Albin, der durch einen Herzinfarkt plötzlich aus dem Leben geht. Friedas Enkelin Hilda wird in die Transmission der Mühle gerissen und verstirbt, Inge Grohmanns Mutter Milda kommt bei einem Fahrradunfall ums Leben. Weil sich diese schrecklichen Ereignisse zum Teil am gleichen Datum ereignen, mag niemand mehr von Zufall sprechen. Ist hier Rosines Fluch wirksam?

    Neben den Tragödien dieser Müller-Familie zeichnet Inge Grohmann aber auch ein Bild von tiefer Zuneigung, Zugehörigkeit und menschlicher Wärme. Ihre Beschreibungen lassen das Leben nicht nur vor fünfzig Jahren sondern viel weiter zurück, bis ins 19. Jahrhundert, plastisch werden. Mit großem Charme und Humor ergänzt sie ihre Lesung mit erläuternden Schilderungen, wie sie die bewegte Familiengeschichte selbst gehört und erfahren hat.

    Da Mühlen für die Menschen immer besondere Orte waren, ranken sich viele geheimnisvolle Geschichten und Märchen um sie, die Inge Grohmann in einem weiteren Buch, „Mühlenmärchen“, aufgeschrieben hat. Märchen, die durch Kindheitserlebnisse der Autorin entstanden waren – beide Bücher bilden so eine wunderbare Einheit, denn Mühlengeschichte ist zugleich auch Zeitgeschichte.

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