(wz/geo) Mit seinem Namen ist das Rhöner Kulturleben untrennbar verbunden: Hans Kleiner war wie kaum ein anderer in der Region - und darüber hinaus – wegen seiner jahrzehntelangen Kulturarbeit bestens bekannt. Am Montag hat Hans Kleiner im Alter von 90 Jahren in seinem Haus in Gersfeld für immer die Augen geschlossen.
Sein Leben hat Hans Kleiner einmal als lebenslanges Selbststudium bezeichnet. Am 3. Mai 1920 in einem „Neue Welt“ genannten Weiler, einem Ortsteil von Ober-Kamnitz in Nordböhmen geboren, waren ihm nach der Matura (Abitur) nur einige Ferienwochen geblieben, dann wurde er zur Wehrmacht eingezogen und war sechs Jahre Soldat. Das Studium der Geschichte, der Volkskunde und der Rechtskunde war kriegsbedingt unvollständig und so fristete er nach Kriegsende als ungelernter Arbeiter und Dolmetscher sein Leben, bevor er bei der Justiz als Diplom-Rechtspfleger bis zu seiner Pensionierung tätig war.
Klassische Musik, Bildungsreisen und die Literatur pflegte er leidenschaftlich, seine Buchbesprechungen mit dem Markenzeichen „Ex libris Kleiner“ füllten die Kulturbeiträge der lokalen Zeitungen. Anerkannt waren seine kunsthistorischen, heimat- und volkskundlichen Publikationen. Er dozierte an Volkshochschulen, war zeitweise Leiter des Rhönmuseums Fladungen und führte die hessische Burgenvereinigung. Die musikalisch-literarischen Kaminabende im Gersfelder Barockschloss waren ihm wie auf den Leib geschneidert, er gewann europäische Spitzenensembles für die von ihm initiierten Burgserenaden in der Kirchenburg in Ostheim und so kam es nicht von ungefähr, dass er schon frühzeitig für die Errichtung eines Rhöner Freilandmuseums in Fladungen und für ein Kirchenburgmuseum in Ostheim eintrat.
So gibt es kaum ein Gebiet in Sachen Kultur, an dem sich Hans Kleiner nicht versucht hätte und immer mit großem Erfolg und überregionaler Beachtung. Dies zeigt sich nicht zuletzt in seinen dafür erhaltenen Auszeichnungen: das Bundesverdienstkreuz am Bande, Emil-Neder-Plakette für Volkskunde vom Heimatverband Tetschen-Bodenbach, Ehrenbrief des Landes Hessen, August-Sauer-Medaille für die Wahrung Sudetendeutschen Kulturgutes, Kulturpreis Rhön, Justus-Schneider-Medaille, Silberne Ehrenmedaille der Stadt Gersfeld, Ehrenbrief der Stadt Kamnitz in Böhmen, seinem Heimatort, und viele andere Auszeichnungen.
Neben der Burgenkunde waren die Goethe- und Hölderlinforschung seine weiteren Spezialgebiete. Nicht zuletzt wurden Kleiners Kenntnisse auch vom bischöflichen Stuhl in Leitmeritz (Litomerice) als Gutachter genutzt. Außerdem wirkte er als Rezitator und Moderator bei den Konzerten der „Capella Nova Civitas“ in Bad Neustadt mit.
Hans Kleiner wird am Freitag, 28. Januar, um 14 Uhr auf dem Parkfriedhof in Mellrichstadt beigesetzt.