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RHÖN-GRABFELD/HAUSEN: Das Wetter kommt automatisch

RHÖN-GRABFELD/HAUSEN

Das Wetter kommt automatisch

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    Weissagung aus der Kugel: Wetterbeobachter Roland Hack am Sonnenscheinautographen.
    Weissagung aus der Kugel: Wetterbeobachter Roland Hack am Sonnenscheinautographen. Foto: Foto: Isolde Krapf

    Ab 1. Juli wird die Wetterwarte auf Automatikbetrieb umgestellt. Für die meteorologischen Beobachter Roland Hack und Peter Krammer heißt es Abschied nehmen. Künftig wird das, was die Messgeräte auf dem Berg am Rodweg aufzeichnen, über Sensoren an Computer übertragen und in die Zentrale des Deutschen Wetterdienstes (DWD) in Offenbach gebeamt. „Der Trend zur Automatisierung wird sich fortsetzen“, prognostiziert Volker Wünsche, Leiter der Niederlassung München, auf Anfrage.

    „Der DWD ist angehalten, Personal einzusparen“, formuliert der Meteorologe geradeheraus. Schon allein deshalb, weil man nach der Wende aus der Zusammenlegung der beiden deutschen Wetterdienste lange Zeit einen Personalüberhang mitschleifte. Inzwischen sind von 3000 Stellen (1990) rund 600 abgebaut. Aus den Äußerungen des Münchner Leiters ist herauszuhören, dass noch immer ein gewisser Druck besteht, Personal einzusparen. Deswegen wurde die Kissinger Wetterstation auch jetzt schon, und nicht, wie geplant, erst 2012 umgerüstet, sagt Wünsche.

    Parameter in höherer Auflösung

    Der DWD unterhält rund 2000 Wetterbasen, darunter 183 Meldestellen, die noch mit Wetterbeobachtern besetzt sind. Die anderen laufen teils im Automatikbetrieb, teils haben sie weniger Messgeräte. In Bayern wurden in den vergangenen drei Jahren auch schon etliche Stationen umgestellt. So verlässt man sich beispielsweise in Weiden, Straubing, Mühldorf und Kempten auch schon auf Automaten.

    Der Vorteil liegt für Wünsche darin, dass jetzt die Wetterparamter in höherer Auflösung erstellt werden können. Man könne jetzt beispielsweise die Schneehöhe jede Stunde messen, während die Beschäftigten bislang nur morgens und abends je einen Wert aufzeichneten. Aber auch einen Nachteil gesteht der Wettermann zu: „Die Augenbeobachtung über die Wolkenart ist nicht mehr möglich.“ Damit konnten die Wetterbeobachter nämlich einschätzen, welches Wetter zu erwarten ist.

    Dass die hiesige Wetterwarte bald an Bedeutung verliert, mag alteingesessene Kissinger ein bisschen schmerzen. Denn die können sich noch daran erinnern, dass der Wetterbericht für Deutschland früher einmal eine Zeit lang untrennbar mit Bad Kissingen verbunden war. Denn am 2. August 1945 wurde die Wetterwarte in der früheren US-Zone in Bad Kissingen zur Wetterzentrale umfunktioniert. Ein paar Jahre lang rang man noch darum, ob die Zonen und späteren Länder eigene Wetterdienste unterhalten sollten. Am 1. April 1952 formierte sich aus den drei Westzonen der Deutsche Wetterdienst mit Sitz in Bad Kissingen. Das Zentralamt wurde aber 1957 nach Offenbach verlegt.

    In Bad Kissingen werden schon seit 122 Jahren Wetteraufzeichnungen gemacht. Zuletzt war der DWD in Hausen angesiedelt, wo man vor sieben Jahren noch eine neue Wetterstation errichtete. Zwei Wetterbeobachter sind bereits weg: Rüdiger Ansorg arbeitet seit 2010 in Meiningen, Konrad Meißner ging im Februar 2011 in Pension. Krammer wird ab Juli in Regensburg Dienst tun. Und Hack, der Leiter der Wetterwarte, wird die automatsche Messstation übergangsweise noch für ein Jahr betreuen. Dann geht auch er in den Ruhestand. Melancholisch ist er schon jetzt. Als er während unseres Besuchs draußen an den Geräten die Werte abliest, steht er plötzlich auf und blickt in Richtung Rhön: „Es war schon sehr schön hier.“

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