Strahlungen
Das Dorf macht derzeit seinem Namen tatsächlich alle Ehre. Strahlungen strahlt. Den Grund liefert die Theatergruppe des Pfarrgemeinderates
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Sie hat wieder eine blitzsaubere wie bestens gelungene Aufführung auf die Theaterbretter gebracht. Das Publikum war begeistert, der Applaus überwältigend. Für die Strahlunger Theaterleute wieder ein Beweis, welch hohen Stellenwert sie nach vierzehn Jahren Aktivitäten in Sachen Mundarttheater erreicht haben.
Was an den Akteuren auf, neben und hinter der Bühne besonders auffällt, ist ihre Begeisterung für das Amateurtheater. Einsatz auf hohem Niveau ist selbstverständlich, das fängt beim Bühnenbau und den Kostümnäherinnen an und setzt sich beim Herrichten der Maske bis in den Besetzung der Hauptrollen fort.
Fragt man, wer nun hauptsächlich für diese tollen Erfolge verantwortlich ist, zeigt einer auf den anderen – eine Gemeinschaftsleistung also. Hebt sich der Vorhang, dann schaut man auf eine Bühne, die professionellen Ansprüchen gerecht wird. Dieses Mal ist detailgetreu der Empfangsraum eines kleinen Rhöner Gasthofes mit vielen Jagdtrophäen aufgebaut. Dafür hat Armin Burger mit seinem „Bautrupp“ schon wochenlang gezimmert, geschraubt und gemalt. Ein Kunstwerk.
„Ne Macke hat doch jeder!“ So heißt das diesjährige Stück. Beate Irmisch ist eine junge Autorin aus der Eifel, identisch mit der Rhön. Und da kommt die nächste Überraschung. Rhöner Mundart paart sich mit rheinländischem Dialekt. Wie das geht? Während die einheimischen Protagonisten mit Strahlunger Mundart glänzen können, ohne sich die Zunge verbiegen zu müssen, setzen die „Hotelgäste“ aus dem Rheinland mit nahezu perfektem rheinischen Dialekt noch einen oben drauf. Ein gewagtes Spiel, aber perfekt gelungen. Des Rätsels Lösung? Hotelgast und Unternehmer von Knöttelmeier – Peter Wolf durfte Kostproben seiner rheinischen Wurzeln abgeben; und das ist ihm phantastisch gelungen. Auch seine Theaterfamilie mit Frau Auguste (Andrea Kiesel) und das recht unbeholfene und „spät entwickelte“ Muttersöhnchen Albatius (Ronny Kapp) wussten mit dem für einen Rhöner recht schwierigen Dialekt gut umzugehen.
Dass sie ihre Rollen bestens angenommen haben, beweisen sie auch nach der Vorstellung, als sie im Kölsche Umgangston noch weiter kalauerten. Die Nachfrage nach der wortgetreuen Wiedergabe des Dialekts bei Papa Werner Wolf, der sich amüsiert im Publikum das Treiben auf der Bühne betrachtete, lautete schmunzelnd: „Dat jeht janz präschtisch!“ Was für ein Lob aus berufenem Mund.
Spontaner Szenenapplaus
Dass alle Spieler ihre schauspielerischen Talente vollends abriefen, gab dem Stück sehr viele Höhepunkte, die immer wieder vom spontanen Szenenapplaus unterbrochen wurden. Peter Wolf fasste es Richtung Publikum so zusammen: „Ihr habt uns mit eurem Beifall durch diese Vorstellung getragen, wir haben uns von eurer Freude anstecken lassen“. Egon Wehner als Gastwirt Ferdinand Gockel, Hanni Pretscher als seine Frau Agathe oder Carolin Pretscher als Tochter Heidi, dazu Carola Rösler als Köchin Berta Sauerkraut verkörperten ihre Rollen mit einer die Zuschauer begeisternden Selbstverständlichkeit und Routine. Dazu kam Jochen Müller als Förster Hannes Waldeck, der gar einen Jagdhund mit auf die Bühne brachte und damit dem Spiel noch zu einem bildhaft guten Nebeneffekt verhalf. Bernhard Burger war als Waldarbeiter Franz Hirsch unterwegs, in seiner Mimik und seinen unverwechselbaren Bewegungen auf der Bühne wirklich unübertroffen. Für Katja Pretscher wiederum war die recht exzentrisch und „aufgedackelte“ Rolle der Gloria Pappendeckel als Freundin des Kölner Unternehmers Gotthart wie auf den Leib geschneidert.
Ein Zusammenspiel der Extraklasse. Von der ersten Minute bis zur Schlussszene ein durchgehender Spielfluss, wie es bei Amateurtheatergruppen so nicht zu erwarten ist. Dass dann auch noch durch Lichtabsenkung und dem Uhrenrichten eine Zeitverschiebung angedeutet wurde, ohne den Vorhang zu schließen, lässt auf weitere intensiv durchdachte Regiearbeit schließen.
Auch eine Antwort auf die Frage nach einem Spielleiter weichen die Strahlunger lachend aus: „Das ist Sache der gegenseitigen Kontrolle“, sagt Peter Wolf, wobei er feststellte, dies hätten Spieler bereits von Anfang an richtiggehend verinnerlicht.
Eine Geschichte hat die Komödie freilich auch. Sie beginnt im Waldhotel „Zum wilden Gockel“, Ferdinand (Egon Wehner) erwartet Jagdfreund Gotthart von Knöttelmeier (Peter Wolf) mit Auguste (Andrea Kiesel) und Sohn Albatius (Ronny Kapp). Knöttelmeier als passionierter Jäger hat es auf den Prachthirsch des Reviers abgesehen. Dann kommt aber auch noch die heimliche Freundin Gloria (Katja Pretscher) von Gotthard ins Hotel, wobei es in der Folge zu den komischsten Verwechslungen kommt. Wirtsfrau Agathe (Hanni Pretscher) und Auguste wollen Wirtstöchterlein Heidi (Carolin Pretscher) und Unternehmersöhnchen Albatius (Ronny Kapp) zusammenbringen. Doch Albatius verwechselt Heidi mit der Freundin seines Vaters und landet nach turbulenten Verwechslungen gar in deren Bett, was zu Irritationen bei Mutter und Vater führt. Schließlich holt sich Gotthard eine Abfuhr bei Köchin Berta (Carola Rösner), nachdem dieser sich im Zimmer irrt.
Weil Prachthirsch Rudi aber nicht geschossen werden darf, verkleiden sich Wirt Ferdinand und Waldarbeiter Franz (Bernhard Burger) in den Sechzehnender Rudi. Prompt bekommt Ferdinand beim Reviergang von Albatius eine Ladung Schrot verpasst. Förster Hannes (Jochen Müller) muss schließlich das Chaos aus Lügen, Verwechslungen und Ausreden aufklären. Für ihn gibt es dann auch das Happy End, er bekommt die hübsche Wirtstochter. Die weitere Zukunft für die beiden Familien bleibt am Ende genau so offen wie die Frage, ob Köchin Berta ihren Waldarbeiter Franz gekriegt hat.
Am kommenden Wochenende geht das Spiel gleich dreimal über die Bühne der Strahlunger Halle. Am Freitag, 28., und Samstag, 29. November, beginnen die Vorstellungen um 19.30 Uhr, am Sonntag, 30. November, bereits um 17.30 Uhr.