Eckartsroth ist ein kleiner Weiler in der Nähe von Oberbach, am Fuße des Kleinen Auersbergs gelegen. Nur eine Straße führt dorthin. Gleich das erste Gebäude rechter Hand ist der Hof der Familie Ziegler. Am Hang gelegen, geht man hier zwischen Wohnhaus und Nebengebäuden hindurch, wenn man hinauf zum Altenberg mit seiner kleinen Kapelle wandern will. Und liest vielleicht das Schild an einer Wand: „Lanz-Bulldog-Hof“.
Was man jetzt im Winter kaum wahrnimmt, denn Garagen- und Scheunentore sind geschlossen – auf dem Hof dreht sich vieles um historische Landmaschinen – vor allem der Marke Lanz. Hermann Ziegler, der am Donnerstag, 21. Februar, 70 Jahre alt wird, steht aber schon wieder in den Startlöchern, um endlich an einem besonderen historischen Modell weiterarbeiten zu können.
Der alten Landtechnik, vor allem eben der Marke Lanz gilt schon sein ganzes Leben lang seine Leidenschaft. „Und wer rastet, der rostet“, meint er dazu. „Jeder Mensch muss irgendein Hobby haben, vor allem im Alter“.
Und stolz zeigt er ein eisernes Ungetüm – für den Laien einfach nur ein Uralt-Traktor, der nicht mehr funktionsfähig erscheint. Auf den zweiten Blick fallen dann einige bereits erneuerte Teile auf. Hermann Ziegler aber kann sich für das Gefährt restlos begeistern.
Sein neues Projekt hat eine besondere Geschichte. Das Fahrzeug ist ein original Lanz-Bulldog des Baujahrs 1938. „Der hat ein Eigengewicht von vier Tonnen und war in Australien im Wüstenklima eingesetzt“, erklärt er. Das Ungetüm ist aus massivem Eisen hergestellt. „Hier in unserem Klima wäre der schon längst vollkommen verrostet“.
Vor vier Jahren wurde der einst in Deutschland gebaute Traktor wieder zurückgeholt – als Schrott, in lauter Einzelteilen in Containern. Wie man auf so etwas kommt? „Ja, das ist so – als Bulldogfreund hat man weitverzweigte Verbindungen und bekommt immer wieder Informationen“, so Ziegler. Mehr will er nicht verraten.
Unter seinen Händen ist aus den Schrottteilen seither schon wieder das beeindruckende Monstrum geworden, als das es sicher schon vor 75 Jahren jeden Bulldogfreund begeistert hat. Rund um das Gefährt, das in der Originalfassung mit Eisenrädern ausgestattet war, sind Einzel- und Ersatzteile aufgeschichtet.
„Derzeit ist es einfach zu kalt, um hier weiter zu arbeiten, sagt Ziegler. „Ich freu mich schon darauf, wenn es weiter geht. Und wenn alles gut geht, haben wir ihn bis zum Sommer fertig und betriebsfähig gemacht“, sagt Ziegler. Mit wir meint er sich und seinen jüngeren Sohn Ralf. Die Leidenschaft für alte Landtechnik hat Ziegler also weitergegeben. „Mein Sohn sagt, das braucht er einfach als Ausgleich zu seinem Beruf“, erzählt er. Eigentlich seien alle männlichen Mitglieder der Familie Ziegler von diesem Virus angesteckt, so Hermann Ziegler, aber jeder hat eine andere Lieblingsmarke.
Die Begeisterung für alte Landmaschinen, die Freude am Schrauben, Tüfteln, Wiederherstellen und daran, vermeintliche Totalschäden wieder einsatzbereit zu machen, wurde Herrmann Ziegler selbst schon von seinem Vater vermittelt. Als kleiner Bub erlebte er, wie sein Vater mit Einsatz geringer Geldmittel, viel gebrauchtem Material und vielen technischen Kenntnissen den ersten funktionsfähigen Traktor zusammenbaute, erzählt er.
„Das war nämlich so: Mein Vater hat hier herüben in Eckartsroth eingeheiratet. Damals wurde ja alles noch mit Ochsen- oder Kuhgespannen bewirtschaftet. Aber mein Vater schaute voraus. Einen neuen Traktor konnte man sich in kleinbäuerlichen Betrieben nicht leisten. Also fing er an zu tüfteln und baute sich aus vielen Einzelteilen einen zusammen. Da haben die Leute damals schon gestaunt“, erinnert sich Ziegler. „Und ich war natürlich immer mit dabei.“
Die Lust an historischen Landmaschinen – in seinem Fall der Marke Lanz – hat ihn seither nie mehr verlassen. Er ist Gründungsmitglied bei den Bulldogfreunden Vordere Rhön, die ihren Sitz in Obererthal haben. Man sah Ziegler viele Jahre auf restaurierten Lanz-Bulldogs bei historischen Festzügen oder Feiern im ganzen Landkreis. „Ja und dann habe ich eine Zeit lang mit einem Team auch Dreschvorführungen mit einer alten Maschine gemacht. Aber das zieht heute nicht mehr. Wer es einmal gesehen hat, geht da halt nimmer hin“, bedauert er. Der Aufwand sei da aber sehr hoch, fügt er hinzu.
Seine Frau Renate stehe voll hinter ihm, erzählt Ziegler. In der schönen Jahreszeit unternehme er mit einem seiner historischen Traktoren auch Ausflüge in die Rhön, mit Frau oder Enkel an Bord. „Ich habe da eine spezielle Genehmigung“, sagt er. „Es ist immer schön, wenn man unterwegs auf Bulldog-interessierte Leute trifft. Da ergibt sich schnell ein Gespräch.“
Auch in den Spessart habe er viele gute Beziehungen. Und dann gäbe es da auch noch die Treffen für Landmaschinen-Oldtimer. „Da gibt's immer Action. Da blüht man richtig auf und das macht Freude.“ Man sieht es Herrmann Ziegler an, wenn er zu erzählen beginnt.