Doch auch wenn die Schule ohne Burghard Stöhr und Burghard Stöhr ohne die Schule auskommen wird: Leicht fiel der Abschied nicht, das war in allen Reden und Grußworten zu spüren.
Hansjörg Bosch hielt Rückschau auf die berufliche Vergangenheit des scheidenden Schulleiters, der seine Karriere in den 60er Jahren als Werkzeugmacher-Lehrling begann. Der Berufsschulunterricht fand dabei in demselben Gebäude statt, in dem er später als Schulleiter tätig wurde, merkte Burghard Stöhr später an. Nach Ingenieurstudium und einem weiteren Studium für das höhere Lehramt an beruflichen Schulen trat Burghard Stöhr 1972 sein Referendariat an. 1984 wurde er Studiendirektor, im Schuljahr 1992/93 trat er sein derzeitiges Amt an.
Der Ministerialbeauftragte würdigte zudem Burghard Stöhrs Arbeit als Referent und Lehrgangsleiter für die Lehrerfortbildung. In der Frage der Fremdsprachensonderregelung sei er eine unverzichtbare Stütze für das Ministerium gewesen und insbesondere durch seine Mitarbeit in der Lehrplankommission habe Stöhr den Wandel der Schule hin zur Kompetenzorientierung mitvollzogen.
„Das hat schon Spaß gemacht, mit Ihnen zusammenzuarbeiten“, sagte Landrat Thomas Habermann als Vertreter des Landkreises, der Sachaufwandsträger für die FOS/BOS ist. Diese Schule, so der Landrat, erfüllt einen zentralen Auftrag im Hinblick auf die Durchlässigkeit des gegliederten Schulsystems, indem sie Schülern über mittlere Bildungsabschlüsse oder eine Berufsausbildung eine Hochschulzugangsberechtigung zu erlangen ermöglicht.
Bad Neustadts Bürgermeister Bruno Altrichter hob Burghard Stöhrs Einsatz im Kuratorium der Dr.-Paul-König-Stiftung zur Förderung des beruflichen Nachwuchses hervor, die Jugendliche auch materiell unterstützt, wenn sie ein Studium aufnehmen möchten. Er dankte dem scheidenden Schulleiter für sein Wirken.
Als Vorsitzender des Fördervereins der Schule dankte Dieter Federlein Burghard Stöhr, der einer der Initiatoren dieses Vereins gewesen sei und damit eine Brücke zwischen Schülern und Absolventen gebaut habe. Matthias Kriesche vom Christlichen Bildungswerk Bad Neustadt hielt Rückschau auf das gemeinsame Projekt zur Integration von Migrantenkindern, das 2007 nach 30 Jahren wegen Ausfalls der Fördermittel eingestellt werden musste.
Die Elternbeiratsvorsitzende, Claudia Stengele, würdigte den Einsatz von Burghard Stöhr, den Schülern nicht nur Wissen, sondern auch ethische Grundsätze zu vermitteln, und die Personalratsvorsitzende Monika Horbelt hob das konstruktive Konfliktmanagement, die Kommunikationsfähigkeit und Kollegialität des Schulleiters hervor, der zuhören und gegebenenfalls seine Meinung auch einmal habe ändern können.
„Herr, vergib denen, die mich gelobt haben, und mir, dass ich's gern gehört habe“, sagte Burghard Stöhr nach den vielen Lobesworten. Seinerseits dankte er allen, die ihm seine Aufgabe leicht gemacht haben, für die gelungene Zusammenarbeit, vergaß aber auch die Schülerinnen und Schüler nicht: Denen sei es nämlich zu verdanken, dass Gewalt, Zerstörungswut und Fremdenfeindlichkeit Fremdworte gewesen seien in FOS und BOS.
Der wichtigste Dank gelte allerdings Ehefrau Renate und den beiden Söhnen. Die hätten jahrelang geduldig ertragen, dass die Belastungen des Berufs nicht spurlos an ihm vorübergegangen seien, ihn unterstützt und „wenn schon nicht verwöhnt“, so ihm doch Freiräume verschafft.
Große Aufgaben stehen bevor
Das gesamte berufliche Schulwesen stehe vor großen Aufgaben, denn es sei mit seiner Aufgabe, Hochschulzugangsberechtigungen außerhalb des Gymnasiums zu vermitteln, der Hoffnungsträger der Bildungspolitik. Und auch wenn die Qualität einer Schule nicht von ihrer Medienpräsenz abhänge, gelte es doch, die Stellung und das Image des beruflichen Schulwesens zu verbessern: Dessen „erfolgreiche Arbeit spiegelt sich in der öffentlichen Wahrnehmung kaum wider“, bedauerte Stöhr.
Dass Burghard Stöhr nicht mehr aktiv sei, das sei kaum vorstellbar, fand Hansjörg Bosch und sprach die Vermutung aus, Burghard Stöhr in Zukunft häufiger Rennrad, Mountainbike oder Ski fahren zu sehen. Außerdem, so war zu vernehmen, träumt der scheidende Schulleiter vom Gleitschirmfliegen.