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BAD NEUSTADT: Der Gerstenschleim schmeckt nicht mehr

BAD NEUSTADT

Der Gerstenschleim schmeckt nicht mehr

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    Eindringliches Spiel: Silke Ohlert im Bildhäuser Hof.
    Eindringliches Spiel: Silke Ohlert im Bildhäuser Hof. Foto: Foto: Stefan Kritzer

    Ein kleines Häuschen hat der arme Bauer. Und eine kluge Tochter, die so klug ist, dass sie sogar den König als Mann bekommt. Doch ist dies nicht das Ende des Märchens, dass Silke Ohlert fabelhaft im Bildhäuser Hof einem jungen Publikum vorstellte.

    Das Märchen „Die kluge Bauerntochter“ stammt aus der Feder der Gebrüder Grimm. Eines der weniger bekannten Märchen der Märchenfürsten des 19. Jahrhunderts. Doch eines, das mit weniger nachdrücklichen Worten seinen tieferen Sinn offenbart. Silke Ohlert, die derzeit abwechselnd in Südfrankreich und Weimarschmieden lebt und Gründerin des Flurtheaters ist, spielte mit einem ganz reduzierten Requisitenanhang das Märchen für die Jungen und Mädchen sowie einige Eltern in der Reihe „Kultur für Kinder“ im Bildhäuser Hof.

    Ganz in der Tradition der fahrenden Spielleute trat Silke Ohlert vor ihr Publikum. Einzig den großen Korb, aus dem sie den ein oder anderen Sinn gebenden Gegenstand zauberte, war ihre Bühnenausstattung. Doch das reichte auch. Silke Ohlerts Spiel lebt vom Spielen, vom Gestikulieren, von der Mimik und den gar nicht mal so vielen Wörtern des Märchens. Sie nimmt ihre Zuhörer mit auf die Reise in eine frühere Zeit, wo der arme Bauer einen goldenen Mörser in einer Ackerfurche findet. Den bringt er trotz Warnung der Tochter zum König. Letzterer lässt voller Undank den Bauern in den Kerker werfen, weil er auch den Stössel zu dem wertvollen Mörser haben möchte. Entweder diesen, oder die Tochter muss eine beinahe unlösbare Aufgabe lösen, damit der Vater frei kommt und sie obendrein des Königs Frau werden kann.

    Und, wie das im Märchen nun mal so sein muss, die kluge Bauerntochter schafft die Aufgabe, heiratet den König und fällt erst später in Ungnade, weil sie ein Urteil des Königs öffentlich anzweifelt. Nur ihr Liebstes darf sie daraufhin mit in die Verbannung nehmen. Doch die Bauerntochter wäre nicht klug, wenn sie nicht auch hierfür die passende Antwort hätte. Kurzerhand packt sie den König ein, der einmal mehr vor ihrer Klugheit kapitulieren muss.

    Das Märchen hatte Silke Ohlert in einer halben Stunde erzählt. Das genügte aber, denn das eindringliche Spiel forderte die ganze Aufmerksamkeit der Zuschauer. Die Schauspielerin vermochte es glänzend, in wenigen aber umso ausdrucksstärkeren Spielweisen die Handlung lebendig zu gestalten. Dass hierbei selbst eine kalbende Kuh, ein galoppierendes Pferd, oder das Kochen des widerlichen Gerstenschleims in der Bauernküche dem Spiel Silke Ohlerts keine Grenzen setzte, zeichnete die Künstlerin obendrein aus. Ein hinreißendes Spiel, auch wenn das ein oder andere Kind mit der Intensität des Stücks ein wenig überfordert war.

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