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BUNDORF: Der Herr Baron ist vor allem Waldbauer

BUNDORF

Der Herr Baron ist vor allem Waldbauer

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    Der „Herr Baron“, wie Christian Freiherr Truchseß von Wetzhausen in Bundorf genannt wird, steht am Eingang des Schlosses und zeigt auf das in Stein gemeißelte Familienwappen.
    Der „Herr Baron“, wie Christian Freiherr Truchseß von Wetzhausen in Bundorf genannt wird, steht am Eingang des Schlosses und zeigt auf das in Stein gemeißelte Familienwappen. Foto: FOTO stefan burkard

    Der größte Unterschied, in einem Schloss statt einem Haus zu leben, sei das Wohngefühl: „Man ist hier nie inkognito, sondern quasi auf dem Präsentierteller. Das prägt unbewusst das Verhalten, ich würde beispielsweise nie in Badehose im Garten herum laufen“, erklärt der Schlossherr lachend. Das liegt auch daran, dass Schloss Bundorf nicht etwa außerhalb, sondern inmitten des Dorfes liegt. Dennoch fühlt sich Christian Freiherr Truchseß von Wetzhausen – so der offizielle Name des 45-Jährigen – nie bedrängt. „Es kommt schon vor, dass Besucher das Schloss besichtigen wollen – die sind aber meistens artig und fragen nach. Dann gewähren wir auch gerne Einlass in den Garten, von dem aus man das Gebäude viel besser betrachten kann.“

    Öffentlichkeit stellt die Familie Truchseß von Wetzhausen zudem durch die Kapelle her, die vor 270 Jahren im Schloss eingerichtet wurde. „Alle zwei Wochen findet hier ein evangelischer Gottesdienst statt, den meine Mutter leitet“, sagt der Herr Baron, „und dazu sind alle Dorfmitglieder herzlich eingeladen.“ Der Vater von drei Kindern sieht sein Wohnrecht im Schloss als „großes Privileg“ an. Er hat vier Geschwister, doch dank der Tradition, das Schloss an den ältesten Sohn zu übergeben, wurde er zum neuen Schlossherr gekürt. „Diese Tradition hat den Vorteil, dass keine Diskussionen entstehen“, sagt Freiherr Truchseß von Wetzhausen lachend.

    Er hat jedoch nicht immer in Bundorf gelebt, sondern zog für ein paar Jahre „vom Land in die Stadt“ nach Göttingen, wo er studierte und dann nach Erfurt, wo er als Rechtsanwalt arbeitete: „Das war eine sehr interessante Erfahrung, aber ich bin durch und durch ein Landmensch.“ Aus diesem Grund und weil er wollte, dass seine Kinder auf dem Land aufwachsen, kam er 1998 auf das Schloss zurück. „Mir wurde schon an der Wiege gesungen, dass ich später den landwirtschaftlichen Betrieb übernehme.“ Und darüber ist er auch glücklich.

    Mehr Spaß als die Land- macht ihm nur die Forstwirtschaft. „Ich bin besonders gerne im Wald tätig und interessiere mich sehr für dessen Ökologie“, verrät er, „ich beobachte beispielsweise das Wuchsverhalten sehr intensiv.“ Aus diesem Grund hat der Adelige wenig Zeit, den Beruf als Rechtsanwalt zu vermissen. „Da wir nicht nur die Felder in Bundorf, sondern insgesamt fünf Betriebe bewirtschaften, haben wir alle Hände voll zu tun.“ So befindet sich beispielsweise auch das verpachtete Schloss Bettenburg im Besitz der Familie – „und die landwirtschaftlichen Flächen rund herum bestellen wir“.

    Dies sei auch nötig, um die laufenden Kosten von Schloss Bundorf decken zu können, da die Familie bei öffentlichen Baumaßnahmen wie Kanalarbeiten „aufgrund der 11 000 Quadratmeter großen Grundstücksfläche unverhältnismäßig hoch belastet“ wird: Trotz der rund 50 Räume im Schloss dient das Gebäude tatsächlich „nur“ als Zweifamilienhaus: Zum einen ihm, seiner Frau und den drei Kindern, und zum anderen seinen Eltern.

    Das Schloss dürfte daher „auch gerne nur ein Drittel oder die Hälfte so groß sein“, da höchstens 50 Prozent der Räume heizbar sind, „und man im Winter im dicken Wollpullover oder einer Jacke herumlaufen muss“, erklärt von Wetzhausen lachend. Dennoch liebt er das Schloss, „dessen Charakter sich erst durch die Menschen entfaltet, die es bewohnen“.

    Und er möchte daher bis an sein Lebensende hier wohnen bleiben. „Meine Vorfahren haben mir schließlich gezeigt, wie man es hier 700 Jahre lang aushalten kann“, sagt er lachend. Und auch wenn seine Kinder noch viel zu jung sind, um das zu entscheiden, hofft er darauf, das Schloss eines Tages übergeben zu können – „vorzugsweise natürlich an den ältesten Sohn“.

    Online-Tipp

    Mehr Bilder vom Schloss finden Sie im Internet unter www.mainpost.de/lokales/hassberge

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