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OBERSTREU: Der herrliche Streit der Herren im Bad

OBERSTREU

Der herrliche Streit der Herren im Bad

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    Kaum ein Sketch ist bekannter als Loriots Männerstreit in der Badewanne: Herr Müller-Lüdenscheidt und Herr Dr. Klöbner fechten um die Gummiente. Der Theaterverein Oberstreu sorgte mit der Aufführung in der alten Schule beim Loriot-Abend für viel Erheiterung.
    Kaum ein Sketch ist bekannter als Loriots Männerstreit in der Badewanne: Herr Müller-Lüdenscheidt und Herr Dr. Klöbner fechten um die Gummiente. Der Theaterverein Oberstreu sorgte mit der Aufführung in der alten Schule beim Loriot-Abend für viel Erheiterung. Foto: Alle FOTOS Ines Laber

    Nun ist Loriot alias Vicco von Bülow ganz zweifellos ein Meister seines Fachs, wie auch Moderatorin Marianne Herbert anmerkte. Das ist er vielleicht auch deshalb, weil seine Themen zeitlos sind – zum Beispiel das Thema der Kommunikationsstörung.

    Wie wunderbar entspannend könnte zum Beispiel ein Feierabend im Sessel sein, wenn die wohlmeinende Ehefrau (Anni Olf) nur einsähe, dass ihr Mann (schön knurrig: Gerhard Herbert) einfach nur seine Ruhe haben will. Und dass er durchaus der Meinung sein kann, ein Spaziergang hin und wieder täte ihm gut, ohne dass sie gleich nach seinem Mantel laufen müsste. Überhaupt, warum tut er das denn bitte schön nicht selbst, warum lässt er sich bedienen wie ein Pascha? Und schon ist er da, der Ehestreit.

    Der kann sich natürlich auch, jeden Morgen wieder, um das Frühstücksei drehen. Dabei kocht es doch jeden Morgen, denn der Göttergatte will es so, viereinhalb Minuten. Nach der Uhr? Nein, nach Gefühl: Eine gute Hausfrau (Marion Gottwald) hat so etwas nämlich im Gefühl – wird dann aber ganz schnell wütend, wenn ihr Mann glaubt, mit ihren Gefühlen stimme vielleicht etwas nicht.

    Wo solche Beziehungen enden, dürfte klar sein: bei der Eheberaterin (Sabine Tolksdorf). Die findet natürlich schnell heraus, wo das Problem liegt: der „leichte Kuss aus der Grundhaltung“ will einfach nicht klappen, denn beim Ehemann (Rudi Ledermann) ist so was zeitlich immer etwas ungünstig, und die arme Frau (Stefanie Ledermann) hat ja auch noch ihren Haushalt. Helfen kann da natürlich nur Übung, und zwar am Styropor-Modell. Ungünstige Nebenwirkung: Styropor schmeckt dem Anschein nach besser, wer will da noch den Partner küssen? Nicht mal die Therapeutin!

    Die Politik und die Mädels

    Das Thema Politik durfte natürlich auch nicht fehlen, wurde jedoch in Oberstreu heimisch gemacht. So ist es der Oberstreuer Durchschnittswähler (Michael Link), der von der versammelten Politikerrunde eigentlich nur wissen will, wie das denn so mit den Mädels sei und damit die Moderatorin (Annette Helmrich) fast zur Verzweiflung treibt. Zum Glück brauchen Politiker nicht unbedingt tiefgehende Fragen, um zu erklären, dass im liberalen Sinne liberal nur eins heißen kann: liberal nämlich.

    Gesteigert wurde diese Phrasendrescherei noch mit der aus dem Bundestag in den Oberstreuer Gemeinderat verlegten Rede von Bürgermeister „Bornheim“ (Albrecht Erhard): Da wurde sehr expressiv, rhetorisch ausgefeilt und mit großer Geste Worthülse an Worthülse gereiht und am Ende, in aller Deutlichkeit – gar nichts gesagt.

    Weiter brachte der Abend einen hilflosen Opa im Spielwarengeschäft, der schon mit Fragen nach Alter und Geschlecht seines Enkels komplett überfordert ist, und einen Lottogewinner, der am Ende des Fernsehinterviews so verwirrt ist durch Ton- und Lichtprobleme, dass er noch nicht einmal mehr seinen eigenen Namen kennt.

    Den Abschluss bildete ein Loriot-Klassiker: die „Herren im Bad“. Holger Dytrt als Herr Müller-Lüdenscheidt und Michael Link als Herr Dr. Klöbner waren zwar nicht ganz so knollennasig und leicht bekleidet wie ihre gezeichneten Vorbilder, jedoch mindestens genauso komisch, als sie um die Gummiente stritten und, um ein für allemal die Hackordnung in der Wanne zu klären, um die Wette tauchten. Die Regeln der Höflichkeit werden natürlich nie vergessen, und sei der Streit auch noch so albern und die Badekleidung noch so lächerlich: Die Herren bleiben distinguiert.

    Einen hinreißend komischen Rahmen lieferten Rudi Ledermann und Sabine Tolksdorf mit dem „Fernsehabend“, denn der Fernseher bleibt auch dann noch interessant, wenn er kaputt ist. Über das Programm meckern und darüber sinnieren, was man alles Sinnvolles anstellen könnte statt fernzusehen, das kann man schließlich auch so.

    „Ist Ihr Fernseher auch kaputt, oder was führt Sie her?“, wandte sich Moderatorin Marianne Herbert daraufhin ans Publikum, als gäbe es nicht noch sehr viele andere gute Gründe, ein paar Stunden mit dem Theaterverein Oberstreu zu verbringen. Zum Beispiel den Wunsch, einen rundum gelungenen Theaterabend zu erleben.

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