Beim ersten Heimspiel der neuen Saison in der Tischtennis-Bundesliga war der sportliche Gast des TSV Bad Königshofen in der Shakehands-Arena der TTC Grenzau. Was aber war denn das für ein Typ da unten an und mitunter sogar in der Box? Als Adam Bobrow aus Kalifornien mit Wohnsitz in Taiwan war er angekündigt worden: Sportkommentator, Moderator, YouTuber, Social-Media-Star, Schauspieler und Tischtennisspieler.
Und das in einem Outfit, dass man ihm, dem bei Tischtennisfreaks wie ein bunter Hund Bekannten, dies auch rein äußerlich ansah. Er assistierte nicht nur dem etatmäßigen Hallensprecher Jürgen Halbig, kommentierte zwischendurch die Ballwechsel des weltweit live und kostenfrei auf YouTube übertragenen Bundesligaspiels und zeigte in der Pause am Tisch zusammen mit der zweifachen Jugend-Europameisterin Koharu Itagaki, was er, der "König der extrem angeschnittenen Bälle", in Sachen Tischtennis-Kunststücken alles drauf hat.
Ein Profi mit Leib und Seele
Adam Bobrow (42) ist professioneller und passionierter Tischtennis-Profi mit Leib und Seele. Aber nicht als Spieler. "Dafür bin ich zu schlecht, um langfristig allein davon leben zu können", klärte er unseren Mitarbeiter in einem Interview vier Stunden vor Spielbeginn in der leeren Arena auf.
Sportlich-seriös gesehen, wird sein Potenzial "irgendwo in der Landes- oder Oberliga" eingeschätzt. Ein paar Mal vertrat er die USA bei spezifischen Events auf niedrigerem Level. Dass er sogar mal in der vormaligen Weltrangliste auf Positionen zwischen 1365 und 1477 geführt wurde, erfuhr er vom Interviewer, "habe ich bis jetzt gar nicht gewusst". Adam ist aber nicht nur der Gaudibursche, sondern ein Mensch, der im Gespräch auf einmal auch ganz schön in die Tiefe zu gehen bereit ist. Dennoch liebt er "über alles den Humor und die gute Laune. Die Philosophie meiner Profession besteht darin, dass ich den Menschen, deren Alltag nicht immer danach ist, für die Zeit mit mir Freude und ein Lachen ins Gesicht zaubern kann."
Bobrow kam auf Vermittlung von "andro", des Ausrüster-Partners des TSV und "einer meiner zwei Sponsoren", nach Bad Königshofen und verbrachte hier, "an diesem friedlichen, ruhigen, unaufgeregten, kleinen Ort mit sehr netten Menschen, drei wunderschöne Tage." Wie er überhaupt zu diesem hohen Bekanntheitsgrad gekommen sei: "Als Kind versuchte ich es mit Basketball, Soccer und Football. Mit 13 hatte ich viel Spaß mit Tischtennis. Da sagte mein Dad, ich solle das sein lassen, weil ich einen Schläger demoliert hatte. Ich ging ins Geschäft und kaufte mir einen neuen, für mich sehr teuren, 15 Dollar. Irgendwann entdeckte ich, welchen Spin, welche Rotationen man damit in den Ball bringen kann. Als ich mir später einen professionelleren Schläger besorgt hatte, wuchs die Lust am Spin und auch mein Können und meine Erfahrung."
Er liebt einfach den Sport
Die Philosophie des TT-Globetrotters bei seinem Job: "Erstens, mich damit ernähren können, nicht hungern müssen. Zweitens meinen Job lieben. Drittens, nein, das war's schon. Ich liebe halt den Sport grundsätzlich, wobei Tischtennis eine ganz bezaubernde Sportart ist. Ich trainiere viel und bin kreativ."
Und so philosophierte Adam vor sich hin, freute sich auf das bevorstehende TTBL-Spiel und hätte den Zuschauern in der Pause, als es bereits 0:2 stand, gerne noch mehr Spaß und Freude bereitet. Und jedem, der hinterher wenigstens ein paar Ballwechsel und ein Selfie mit ihm machen wollte, Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen, erfüllte er diesen Wunsch mit einer unglaublichen Geduld – und glaubhaften Freude.
