Als Hoshyar Mohammed mit seinen Eltern und seinem Bruder vor sechseinhalb Jahren nach Bad Königshofen kam, fand er Anschluss im Jugendzentrum der Stadt und nahm an den Ferienprogrammen teil. Inzwischen ist er 18 Jahre alt, hat im vergangenen Jahr den M-Zweig der Mittelschule absolviert und kann nun selbst als Dozent eine Gruppe im Ferienprogramm leiten.
Ein irakischer Fernsehsender aus Erbil ist auf Mohammed aufmerksam geworden und drehte mit ihm einen sechsminütigen Film. In einigen Tagen soll eine Fortsetzung erfolgen. Der junge Mann, der vom Teilnehmer zum Helfer bei vielen Unternehmungen des Jukunet (Netzwerk für Jugendkultur) und in TalentCAMPus-Veranstaltungen wurde, hat jetzt durch eine Online-Ausbildung als Peer-Teamer des Deutschen Volkshochschulverbands (wir berichteten) die Befähigung erworben, selbst Kurse durchführen zu können.
"Peer-Teaming" (Gleichaltrige als Ansprechpartner) soll niederschwellig helfen, junge Leute für Bildungsprogramme zu interessieren. Angela Sey (Schauspielerin, Regisseurin und Theaterpädagogin), bekannt in Bad Königshofen durch diverse Theaterworkshops, war seine Tutorin und begleitete ihn auf seinem ersten eigenen Kurs, der nach seiner eigenen Idee gestaltet wurde.
Um was es in dem Kurs ging
Hoshyar Mohammed ist Kurde aus Syrien, deshalb war es ihm ein Anliegen, über das Schicksal und die Kultur des "Volkes ohne Raum", wie es allgemein bekannt ist, hinzuweisen. Die Kurden leben im Irak, in Syrien, in der Türkei und im Iran, ihre Geschichte ist geprägt von Krieg, Vertreibung und Gewalt, sie träumen jedoch von einem eigenen Staat. "Es ist ein großer Unterschied, ob man als Helfer arbeitet oder selbstverantwortlich einen Kurs plant, strukturiert und ausschreibt.
Wie motiviert man Jugendliche, sich mit einem politischen Thema zu beschäftigen und mehrere Tage dabei zu bleiben? Der Kurs war ausgebucht, die Teilnehmer lernten viel über die Kultur und kochten kurdisch mit Bulgur, Kichererbsen, gefüllten Weinblättern und Fleisch. Sie spielten Theater auf Kurdisch, wobei jeder einige Worte lernte.
Kurdisches Neujahrsfest in Tracht
Höhepunkt und Abschluss war am Donnerstag, den Teilnehmern wurde gezeigt, wie die Kurden ihr Neujahrsfest feiern, das am 21. März, dem Datum der Tagundnachtgleiche, begangen wird. In kurdischer Tracht erschien der Kursleiter, wichtig ist dabei der bunte Gürtel und Tücher mit den Farben der Landesflagge, grün, rot, gelb und weiß.
Die Frauen tragen zum Fest farbige Kleider mit viel Glitzer und alle tanzen um ein Freudenfeuer herum, das auf ein Signalfeuer nach einem Sieg über einen Feind zurückgeht. Das Feuer musste leider ausfallen, aber die Tänze hatten alle vorher eingeübt.
Hoshyar Mohammed war zufrieden mit seinem ersten talentCAMPus, gefördert vom Bundesministerium für Bildung und Forschung, als Verantwortlicher, Angela Sey lobte ihn. Alles sei gut vorbereitet gewesen, sie musste kaum helfen und hat sogar selbst noch etwas gelernt.