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Der lautlose Weg ins Abseits

Bad Neustadt

Der lautlose Weg ins Abseits

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    In Deutschland leben 14 Millionen Schwerhörige, von denen nur etwa drei Millionen mit einem Hörgerät versorgt sind. Die meisten Schwerhörigen lassen mehr als zehn Jahre verstreichen, bevor sie sich auf den Weg zum HNO-Arzt machen, um sich eine Hörhilfe verschreiben zu lassen.

    Zehn Jahre, in denen sie Freunden und der Familie auf die Nerven gehen, weil sie nichts so richtig verstehen, man immer lauter mit ihnen sprechen muss. Zehn Jahre, in denen die Schwerhörigen sich selbst ausgrenzen und in die Isolation gedrängt werden, weil sie Gesprächen nicht mehr folgen können. Zehn Jahre, in denen das Gehirn des Schwerhörigen verlernt, bestimmte Geräusche wiederzuerkennen, weil das Ohr sie lange nicht gehört hat. Fähigkeiten, die entweder für immer verloren sind oder die man dem Gehirn später wieder mühsam antrainieren muss.

    Vor einem sehr interessierten Publikum beschrieb der Bad Neustädter HNO-Arzt Thomas Sorin im Rahmen der Gesundheitsmesse "Besser Hören" in der Stadthalle die sozialen, psychischen und medizinischen Folgen einer nicht behandelten Schwerhörigkeit.

    Studien haben ergeben, so Dr. Toma, dass Schwerhörige in der Gesellschaft schlechter zurecht kommen als Blinde. Ein Hörgerät zu tragen, sei für viele Menschen noch ein Stigma, so seine Erfahrung. Hörgeräte werden nicht akzeptiert. Das habe zur Folge, dass Schwerhörige vereinsamen, weil sie sich nicht mehr im sozialen Leben betätigen und sich selbst ausgrenzen: "Allein lebende Menschen bezahlen es bitter, wenn sie sich nicht versorgen lassen."

    Seit zehn Jahren gibt es das "Trabert Besser Hören Institut" in Bad Neustadt. Aus diesem Anlass hatte Firmengründer Andreas Trabert zu einer Messe mit Ausstellung, Vorträgen und Diskussion mit den Fachärzten Dr. Georg Köcknitz-Steffen, Dr. Sorin Toma und Dr. Peter Christ eingeladen.

    Und ein Geburtstagsgeschenk hatte er auch dabei: Für jeden kostenlosen Hörtest, den Interessierte in der Bad Neustädter Trabert-Filiale bis Ende Dezember machen lassen, spendiert er dem Väth-König'schen Kindergarten 1,50 Euro - für Spielgeräte.

    Im Rahmen der Podiumsdiskussion nahm Trabert Stellung zu dem Rat "Hörgerät, lass die Finger davon". Der technische Fortschritt in den vergangenen Jahren sei so rasant, dass Hörgeräte heute die Leistungsfähigkeit eines Computers hätten. Freilich sei es unabdingbar, dass Patient und Hörgeräte-Akustiker solange zusammenarbeiten, bis das Ergebnis den Patienten befriedigt. Es sei heutzutage möglich, das Gerät exakt auf die Bedürfnisse des Trägers einzustellen. Das erfordere Zeit, Geduld und Engagement auf beiden Seiten.

    Der Frage eines Besuchers, ob Krankenkassen diese modernen Geräte auch bezahlen, bejahte der Firmenchef. Mit 400 bis 500 Euro Zuschuss könne man rechnen.

    Dr. Köcknitz-Steffen sprach über die Grundbegriffe der traditionellen chinesischen Medizin. Als absolut wichtig bezeichnete er die Zusammenarbeit zwischen HNO-Arzt und Akustiker. Er wies aber auch darauf hin, dass man Patienten nicht auf bestimmte körperliche Bereiche und seiner Beschwerden reduzieren solle. Die Symptome in einen ganzheitlichen Zusammenhang zu bringen, ist seine Maxime.

    Der neue Stand der Tinnitus-Versorgung war Thema eines weiteren Vortrags. Damit der Tinnitus seine Dominanz verliert, bieten Firmen Rauschgeneratoren an, die die störenden Wahrnehmungen deutlich mildern. Die Betroffenen lernen, den Tinnitus Schritt für Schritt aus der Wahrnehmung auszublenden.

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