Was hat Quirinius, Stadthalter von Syrien, mit der Weihnachtsgeschichte gemeinsam? Eine Frage, die sich der evangelische Pfarrer Lutz Mertten in der Christmette in Bad Königshofen stellte. Sicher sei, dass Quirinius nur einmal in der Weihnachtsgeschichte vorkommt: „Und diese Schätzung war die allererste und geschah zu der Zeit, da Quirinius Statthalter in Syrien war.“ Mehr ist nicht bekannt. Pfarrer Mertten schlüpfte in die Rolle des Erzählers und sagte: „Zu wenig für eine tragende Rolle im Krippenspiel.“
Er schlug mit Quirinius schnell einen Bogen in die heutige Zeit: „Syrien klingt nach Bombenterror, Luftangriffen, Nächten in Bunkern, in Angst und Todesnot. Syrien ist so ein blutverschmierter Gedanke.“ Etwas, das so ganz und gar nicht zur Weihnachtsgeschichte passt.
Immer noch sind Millionen auf der Flucht
Heiland könne man doch mit heil oder heiler Welt gleichsetzen. Quirinius erinnere auch heute noch in der Weihnachtsgeschichte an die, die sich nach Frieden sehnen, die nicht schlafen können in dieser Nacht, weil sie sich fürchten. „Wo Du auftauchst, lässt Du uns nicht vergessen, dass da immer noch Millionen auf der Flucht sind und unserer Hilfe bedürfen – du Statthalter Syriens.“
Schmunzelnd meinte der Pfarrer, dass man vielleicht auch sagen könne: Es begab sich aber zu der Zeit, da Lutz Mertten Pfarrer in Bad Königshofen und Sulzdorf an der Lederhecke war. Dafür sei er aber zu unbedeutend für die ganz große Geschichte. Ganz anders bei Quirinius, der seit 2000 Jahren den Platz frei hält für alle, die glauben, sie wären für die ganz große Geschichte viel zu unbedeutend.
Wenn die, die sich klein glauben, eine große Rolle spielen
Genau das symbolisiere Weihnachten: Wenn die, die sich klein glauben, plötzlich eine große Rolle spielen, die, die man zu vergessen droht, im Gedächtnis bleiben. „Gott sagt den Menschen: Du bist mir wichtig, deinetwegen bin ich hier.“
In der Pfarrkirche St. Martin Merkershausen erinnerte Pfarrvikar Paul Mutume an das Jahr 2010, als er im September nach Deutschland kam. Allein kam er am Flughafen in Frankfurt an, ohne Familie. In Afrika spiele die Familie eine große Rolle, diese Familie gab es nicht mehr. Er stand am Flughafen in Frankfurt, kannte niemanden, konnte die Sprache nicht, war allein, auf andere Menschen angewiesen.
Über die Hilflosigkeit und das Angewiesensein
Es gab Menschen, die Vorurteile aufgrund seiner Hautfarbe hatten. Nicht so Pfarrer Stefan Redelberger aus Schweinfurt, der ihn am Flughafen abholte und bei dem er im Pfarrhaus wohnte. Dankbar erinnerte der Pfarrvikar an die neue Pfarrgemeinde Oberpleichfeld, die ihn umsorgte. 24 Grad Plus in Afrika und plötzlich in Deutschland Minustemperaturen und im strengen Winter Schnee, den er nur aus Erzählungen kannte. Die Pfarrei sammelte Kleider für ihn. An diese Hilflosigkeit und das Angewiesensein auf andere habe er sich erinnert, als er die Predigt vorbereitete.
Auch Jesus kam als hilfloses Kind auf die Erde, war abhängig von den Mitmenschen, hatte keine Rechte, keine Macht. „Er hatte die Liebe seines Vaters im Himmel verlassen, kam auf die Erde, wo ihn die Menschen nicht gerade freundlich aufgenommen haben.“ Der Pfarrvikar: „Ein Kind empfängt Zärtlichkeit und schenkt Liebe. Mit ihm beginnt ein neues Leben.“
Die Heilige Nacht als Neubeginn
Daran erinnere die Kirche in der Heiligen Nacht. „Gott schenkt uns Menschen einen Neubeginn, es ist eine Freundschaft zwischen Gott und den Menschen.“ Liebe und Freundschaft sei es, die jeder Mensch denen geben sollte, die Zuwendung brauchen. Pfarrvikar Paul Mutume: „Im Kind sagt Gott: Du bist ein wertvoller Mensch und Gott hält mich für so wertvoll, dass er sich mir anvertraut.“