"Bei uns is heut Theater !" Nach traditionell einjähriger Pause kündigte Norbert Schlereth stellvertretend für den verhinderten Reyersbacher Vereinsgemeinschaft-Vorsitzenden Artur Türk mit diesen Worten wieder einmal einen lustigen Komödienabend an. Auch heuer begeisterte die örtliche Theatergruppe das Publikum gleich mit zwei Formationen und zwei aufeinanderfolgenden Vorstellungen im gut besuchten Pfarrheim.
Mit dem Stück "Der taube Michel" wärmte die Jugendgruppe die Lachmuskeln der gut gelaunten Besucher gleich zu Beginn gutauf. Der Bauer Michel, den Joshua Türk gekonnt verkörpert, leidet unter seiner Taubheit und lässt das auch sein Umfeld spüren. Magd Franzi (Madeleine Roßhirt) muss sich sichtlich widerwillig um die alte "daabe Nuss" kümmern. Nur allzu gerne spielt sie ihm da manchen Streich, schüttet ihm ein Abführmittel in den Kaffee oder rückt seinem Schnapslager im Keller zu Leibe.
Töchterchen Anna, die ihn den jungen Martl verliebt ist (Fabienne Mai bzw. Paul Schmid) kriegt aber nur das Einverständnis von Vater Michel zur Hochzeit, wenn auch der Bräutigam taub ist. Klar, dass da der Martl auch den Gehörlosen spielen muss. Als der Bauer durch den Sturz seiner besten "Sau in die Jauchegrube" heftig erschrickt und dadurch wieder hören kann, dies aber nicht gleich verrät, will er auch keinen tauben Schwiegersohn mehr haben und Martl aus dem Haus ekeln. Wechselweise werfen sich der alte "Mistgabel-General" und der junge "Daabdüdel" Gemeinheiten an den Kopf. Am Ende klärt sich alles auf, der Martl kriegt seine Anna, die Franzi einige gehörige Watschen und der Bauer seine geliebte Zigarre.
Zwerchfell wurde stark strapaziert
Nach diesem tollen Lachmuskel-Training, das schon einmal für gehörige Stimmung im Saal gesorgt hatte, wurde das Zwerchfell der Besucher beim "Pensionärsgeheimnis" der laut Norbert Schlereth "nicht mehr ganz jungen" Erwachsenengruppe nochmals stark strapaziert. Vor allem die "alten Hasen" auf den Brettern, die die Welt bedeuten, wie Jürgen "Nick" Roßhirt als Willi Keinemann und Thomas Hergenhan als dessen Vater, brillierten an diesem Abend einmal mehr dank ihrer langjährigen Bühnenerfahrung.

Bei ihren Dialogen und spontanen, nicht im "Drehbuch" stehenden Einfällen, bleibt kein Auge trocken. Da spielt Opa Keinemann schon mal den "Home-Jogger", der im neongrünen Dress und Stirnband ganz locker durch die Stuhlreihen im Zuschauerraum tänzelt. Ganz bewusst werden auch anwesende Reyersbacher oder die Bürgermeisterin namentlich ins Geschehen einbezogen. Dabei geht es den Akteuren auf der Bühne vornehmlich darum herauszufinden, warum der "Opa" denn nach seiner Pensionierung vor wenigen Tagen nun plötzlich so gut gelaunt, fröhlich pfeifend und joggend durchs Leben geht. Hat es etwas mit dem Rendezvous mit einer "Schnalle" im Café, dem vermeintlichen Kauf einer Eigentumswohnung in Schweinfurt (etwa ein künftiges "Liebesnest") oder mit einer Fernreisebuchung zu tun? Die zusätzlich von "Tratschtante" Lisa (Nina Hergenhan) geschürten Spekulationen schießen in den Himmel. Na klar - der Opa muss einen riesigen Lottogewinn gemacht haben.
Viel Applaus für die Schauspieler
Als der Opa beim gemeinsamen Mittagessen dann auch noch nach den Herzenswünschen der einzelnen Familienmitglieder fragt, fühlen sich die Familienmitglieder in ihrer Vermutung bestätigt. Da kann man sich ja schon mal in baldiger Erwartung der Teilhabe am Lottogewinn seine Wünsche erfüllen. Die muntere, so gar nicht auf den Mund gefallene Tochter Evi (Ann-Kristin Roßhirt) kauft sich schon mal einen Elektroroller, Mutter Gerda (Verena Then) shoppt "in die Neuscht" und auch Willi erfüllt sich schon mal seinen Traum vom Neuwagen "mit allen Extras". Opa darf natürlich davon nichts mitbekommen. Am Ende heißt es dann allerdings: "Erstens kommt es anders. Zweitens, als man denkt !". Das Schlitzohr von Opa hat tatsächlich erstmals Lotto gespielt. Nur - bereits vor der Ziehung einen möglichen Gewinn bereits verplant. Schließlich war er ja auch bei der Bahn früher für die Fahrpläne und für die frühzeitige Planung zuständig gewesen. Viel Applaus gab es für die engagierten Laienschauspieler. In je 18 Proben seit Januar hatten, so Regisseur Jürgen Roßhirt, beide Gruppen ihre Stücke einstudiert. Ein herzliches Dankeschön galt auch Sophie Lindenthal und Anja Johannes, die hinter den Kulissen wertvolle Arbeit geleistet hatten.
Für die musikalische Umrahmung des gelungenen Theaterabends sorgten die "Reyerschböcher Baasebender" unter Leitung von Norbert Schlereth mit ihrer zünftigen "Stubnmusi".