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Waltershausen: Deutscher Mühlentag ohne Romantik

Waltershausen

Deutscher Mühlentag ohne Romantik

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    Martin Junius an der großen Turbine, die 1999 gegen eine neue ersetzt wurde. Er protestiert gegen das Aus für kleine Energieerzeuger aus der Wasserkraft.
    Martin Junius an der großen Turbine, die 1999 gegen eine neue ersetzt wurde. Er protestiert gegen das Aus für kleine Energieerzeuger aus der Wasserkraft. Foto: Regina Vossenkaul

    Am Deutschen Mühlentag ging es nicht nur um romantische Wassermühlen wie im Freilandmuseum Fladungen, sondern auch um die Wasserkraft zur Stromerzeugung. Martin Junius und seine Familie in Waltershausen besitzen eine Mühle, die ehemals Getreide gemahlen hat, seit 2008 aber nur noch Strom erzeugt. Was nicht selbst verbraucht wird, fließt ins Netz. Genau dieser Vorgang soll jetzt aus der EEG-Vergütung (Erneuerbare-Energien-Gesetz) herausfallen – die Betreiber kleiner Wasserkraftanlagen sind empört.

    Einen Tag der offenen Tür hat Martin Junius veranstaltet, die Informationstafeln, Ausstellungsstücke und ein Info-Videofilm sind noch von der 1150-Jahr-Feier Waltershausens vorhanden. Die Dorfmühle wurde 1537 zum ersten Mal urkundlich erwähnt und gehörte ursprünglich als Getreidemühle zum Schloss. 1883 verkaufte der Baron von Waltershausen die Mühle an Philemon und Charlotte Junius für 30.000 Reichsmark. Philemon war ein Müllergeselle von der Rittersmühle, seine Frau arbeitete als Kammerzofe und hatte deshalb beste Beziehungen zur Baronin. Als sie hörte, dass die Mühle verkauft werden sollte, griffen sie und ihr Ehemann schnell zu. Als die anderen Interessenten anrückten, war der Verkauf schon abgeschlossen. "Philemon war mein Ururgroßvater", bestätigt Martin Junius, der Landwirt, Agrartechniker und Großhandelskaufmann ist. Seit damals ist die Mühle in Familienbesitz, dazu gehört eine Landwirtschaft mit 58 Hektar.

    Mühle wurde nach einem Brand wieder aufgebaut

    Nach einem Brand 2013 wurde die Mühle wieder aufgebaut. Die Betreiber haben viel investiert, um weiterhin Energie zu erzeugen, ohne die Umwelt mit fossilen Brennstoffen zu belasten. Eine neue Turbine wurde 1999 für 90.000 Euro angeschafft, im Einvernehmen mit dem Wasserwirtschaftsamt baute man eine Fischtreppe. 10 bis 15 Prozent der erzeugten Energie wird selbst verbraucht, der Rest wird eingespeist.

    Das Osterpaket von Wirtschafts- und Klimaschutzminister Robert Habeck soll den Ausbau der erneuerbaren Energien beschleunigen, für die kleinen Wasserkraftbetreiber bedeutet das jedoch das Aus. Alle, die weniger als 501 kW erzeugen, sollen aus ökologischen Gründen aus der EEG-Förderung herausfallen und müssen die Querbauwerke an Bächen und Flüssen abbauen. "Auch in den Medien findet diese Seite des Osterpakets keine Beachtung", kritisiert Junius. Die Wasserkraftverbände haben bei der Bundesregierung gegen den entsprechenden Passus des EEG 2023 protestiert, 34 weitere Landes- und Bundesverbände haben sich angeschlossen.

    Briefe an die zuständigen Bundestagsabgeordneten geschrieben

    3800 Kleinkraftwerke gebe es in Bayern, die jährlich – je nach Wasserstand - ungefähr eine Milliarde Kilowatt erzeugen. "Hieß es nicht, wir brauchen jede Kilowattstunde?", fragte Junius. Für ihn würde ein Abbau der Turbine und des Wehrs bedeuten, dass er seinen eigenen und den zusätzlichen Strom nicht mehr erzeugen könnte, das aufgestaute Wasser, das jetzt durch Versickerung das Grundwasser bereichert, würde weg fließen, das Ökosystem, das sich hinter der Mühle aufgebaut hat, würde mitsamt dem Schilf verschwinden.

    Ein Tag der offenen Tür fand in der Dorfmühle in Waltershausen statt, Besucher besichtigen hier den Rechen vor der Turbine.
    Ein Tag der offenen Tür fand in der Dorfmühle in Waltershausen statt, Besucher besichtigen hier den Rechen vor der Turbine. Foto: Regina Vossenkaul

    Eine Direktvermarktung von Strom kommt aufgrund der Größe der Anlage nicht infrage. Er hat, wie es vom Landesverband Bayerischer Wasserkraftwerke empfohlen wird, Briefe an die für ihn zuständigen Bundestagsabgeordneten geschrieben und um Unterstützung für diese dezentrale und grundlastfähige Art der Energieerzeugung gebeten. Als Einzige habe bisher Anja Weisgerber (MdB) geantwortet.

    Über 50 Prozent der betroffenen Wasserkraftanlagen befinden sich in Bayern, der Freistaat wird auf jeden Fall im Bundesrat gegen das Gesetz stimmen, wurde angekündigt. Wird es gelingen, ein Umdenken herbeizuführen? Junius ist skeptisch. "Die Wasserkraftbetreiber haben keine große Lobby", meint er.

    Große, angenagte Äste, die sich im Rechen verfangen, zeugen von der Arbeit der Biber, links ein altes Kummet für kleine Pferde oder Esel.
    Große, angenagte Äste, die sich im Rechen verfangen, zeugen von der Arbeit der Biber, links ein altes Kummet für kleine Pferde oder Esel. Foto: Regina Vossenkaul
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