Leckermäuler werden schnell mal schwach bei einem Stück Torte. Erst recht, wenn es sich um Hochzeitstorte handelt. Ob freilich ein fast 30 Jahre altes Stück noch großen Nährwert hätte, ist zweifelhaft. Für Konditor Peter Borst vom Kissinger Kaffeehaus Palais Erthal, der auch die Schokoladenmanufaktur in Sandberg betreibt, hat ein Stück Torte dieses Alters aber zumindest großen Erinnerungswert. Er kreierte vor fast 30 Jahren die Hochzeitstorte für Lady Diana und Prinz Charles. Ein Stück davon schrieb nun erneut Schlagzeilen.
Vor einigen Wochen wurde bei einer Internet-Auktion der Seite Trade Me ein Stück der Hochzeitstorte angeboten. Das berichteten diverse Print- und Online-Medien. Rund 40 000 Leute sollen das Angebot angeklickt haben.
Als Lady Diana und Prinz Charles sich am 29. Juli 1981 das Ja-Wort gaben, war der junge Borst noch nicht in Bad Kissingen. Mit seiner Familie zog er lernbegierig durch die internationale Konditorenwelt, war mal in Hongkong, mal in Singapur.
Als er im Sheraton-Hotel in Istanbul arbeitete, strahlte selbst dorthin das junge Glück von Lady Di und Prinz Charles. Bei einem internationalen Wettbewerb der Sheraton-Hotels waren Konditoren aufgerufen, ihre Künste für die royale Hochzeitstorte zu zeigen. Konditoren von etwa 30 Häusern beteiligten sich, erinnert sich Borst. Er war einer von ihnen.
Konkurrenz war groß
Die Konkurrenz war groß, doch Peter Borst bekam den Zuschlag. Die Entscheidung fällte der Europa-Manager bei Sheraton, der den Konditoren-Wettstreit betreute. Jeder Teilnehmer reichte bei ihm seinen Entwurf auf dem Papier ein.
Fünfstöckig war die Hochzeitstorte von Peter Borst, die für den großen Tag am 29. Juli 1981 nach London geflogen wurde. Die untere Etage hatte laut Borst einen Durchmesser von 60 Zentimetern, das oberste Stockwerk maß 22 Zentimeter.
Eine Frage drängt sich auf: Welche Zutaten hat der Konditor benutzt, dass nach 30 Jahren noch ein – wenn auch etwas verschrumpeltes – Stück Hochzeitstorte versteigert werden kann? Borsts Überraschung, dass es immer noch Reste seines einstigen Prachtstücks gibt, hält sich in Grenzen. „Es ist englischer Kuchen“, sagt er. Dabei gehe es um viele schwere Zutaten: Butter, Mandeln, Rosinen, Korinthen, Sultaninen, Zitronat, Orangeat, Zuckerkirschen und karamellisierter Zucker. Vor dem Dekorieren müsse der Teig einen Monat lagern. Dann werde er mit Marzipan umwickelt und mit weißer Zuckermasse überzogen. „Das hält sich Jahre, vor allem wenn keine Luft rankommt“, meint Borst, „aber schmecken wird das nicht mehr“.
Laut Berliner Morgenpost hat ein Bieter namens Paul das gute Stück für 380 neuseeländische Dollar (rund 215 Euro) ersteigert. Die frühere Besitzerin, Katrina Greenslade aus Christchurch in Neuseeland, hatte zu ihrem Angebot geschrieben, dass sie das Stück Torte von ihrem Vater habe. Der war zum Zeitpunkt der Hochzeit Unteroffizier bei der neuseeländischen Luftwaffe, die damals eine Etage der mehrstöckigen Torte erhielt. Auf dem Stützpunkt sei ausgelost worden, wer etwas von dem Kuchen abbekommt. Ihr Vater sei unter den Gewinnern gewesen.
Oft habe er seine Geschichte erzählt und dazu das Stück Torte gezeigt. In den vergangenen Jahren allerdings habe es in einer Plastikdose in einer Schublade gelagert. So habe sie sich zum Verkauf entschlossen.
Nicht das erste verkaufte Stück
Sie ist nicht die Erste, die ein Stück Hochzeitstorte des Paares zu Geld machte. Bei einer Auktion in England habe Moyra Smith im August 2008 für 1000 Pfund (1150 Euro) bereits ein Stück verkauft, heißt es im Internet. Moyra Smith habe einst bei Queen Mum gearbeitet und als Dank von Diana und Charles ein Stück der Hochzeitstorte bekommen, zusammen mit einem persönlichen Brief.
Vielleicht taucht ja irgendwo in der Welt nochmal ein Stück Torte von Peter Borst auf. Immerhin hat er 1983 in Hongkong eine 25-stöckige Torte für einen chinesischen Stahlunternehmer geschaffen. Zwei Jahre später zauberte Borst zur Hochzeit der Tochter des Zuckerkönigs von Malaysia noch einmal ein Kunstwerk. Diese Torte war aber nur 20 Stockwerke hoch.