Von externen Künstlern lernen, miteinander gestalten und entwickeln, sich auf ein Projekt voll und ganz einlassen und es eine Woche aus einer Tiefe heraus bearbeiten, das ist im normalen Schulalltag an der Berufsfachschule für Holzbildhauer kaum möglich. Um den angehenden Künstlerinnen und Künstlern dennoch die Möglichkeit zu geben, neue Erfahrungen mit Materialien, bei der Herangehensweise und der Umsetzung von Projekten zu ermöglichen, fand ein einwöchiges Bildhauersymposium mit acht erfahrenen und erfolgreichen Kunstschaffenden von außerhalb statt. Je zwei Schülerinnen und Schüler der 11. und 12. Klasse arbeiteten mit den Mentoren zusammen.
Das Symposium schloss mit einer öffentlichen Präsentation der entstandenen Kunstwerke. Freunde, Ehemalige und Gönner der Schule waren gekommen, um sich von der Kreativität und dem Ideenreichtum der jungen Holzbildhauerinnen und Holzbildhauer zu überzeugen. So unterschiedlich wie die Kunstschaffenden sind, so unterschiedlich wurde das Thema des Symposiums "Veränderung" umgesetzt, das von Martin Bühner, künstlerischer Leiter der Schule, ausgewählt worden war.
Die Holzbildhauerschule ist ein Kosmos im Kleinen
Die Holzbildhauerschule ist ein Kosmos im Kleinen. Die Schulgemeinschaft steht nicht nur für Kunst und Naturverbundenheit, für freies und selbstbestimmtes Denken, sondern auch für Gemeinschaft und Zusammenhalt. So oblag es der 10. Klasse für die Abschlussparty das Rahmenprogramm von der Verköstigung bis zur Musik zu organisieren.
Für die Schule war es das zweite Symposium in ihrer Geschichte. 2019 hatte eine ähnliche Veranstaltung im Rahmen der Triennale für zeitgenössisches Kunstschaffen aus Franken stattgefunden. In diesem Jahr war die Sparkassenstiftung Bad Neustadt Sponsor für das Symposium. Vorstandsvorsitzender Georg Straub kam selbst nach Bischofsheim, um sich vom Erfolg der Woche zu überzeugen. Eines der Kunstwerke – soweit es transportabel ist – werde als Dauerleihgabe der Sparkasse zur Verfügung gestellt und könne künftig in diversen Filialen ausgestellt werden, kündigte stellvertretender Schulleiter Michael Kühnert an. Die Stadt Bischofsheim unterstützte die Aktion unter anderem durch den Einsatz des Bauhofes.
Mentorinnen und Mentoren wie auch Schülerinnen und Schüler betonten, wie erfolgreich und gewinnbringend sie die Zusammenarbeit empfunden haben. "Es war ein Arbeiten auf Augenhöhe, als gleichberechtigte Partner", wurde mehrfach betont. Man habe sehr viel voneinander lernen können.
Der Metamorphose vom Laich zum Frosch widmeten sich Inga Baedeker und Elisa Müller gemeinsam mit Kathrin Hubel. Die drei Lärchenbohlen sollen künftig im Eingangsbereich der Schule stehen. Sie zeigen den fortwährenden Veränderungsprozess, der in der Natur eine Selbstverständlichkeit ist.
Misslungene Kunstwerke doch noch in Szene setzen
Wie unterschiedlich menschliche Behausungen sind und sich auch immer wieder verändern, erarbeiteten Anna-Lena Emde und Marko Zwenger gemeinsam mit Sophie Herz aus einem Eichenstamm. Sehr viel Werkstoffkunde stecke in dem Projekt. "Wir haben mit der Motorsäge gearbeitet, geschnitzt, geflexst, gedrechselt, geklebt, gemalt und kalkuliert."
Um Zwischenräume, die immer wieder neue Aus- und Ansichten ermöglichen, ging es Noah Trapp und Tobias Wächter zusammen mit dem Künstler Jan Polacek. "Die Figur um die Leerestelle umbauen", beschrieben sie es.

Was tun Künstlerinnen und Künstler, wenn ein Werkstück nicht gelungen ist? Verbrennen ist bei unbehandeltem Holz eine Alternative. Eine Feuerstelle für Bildhauer haben Ronja Grasser und Matthias Hien mit Alexander Leschinez geschaffen. Entstanden ist ein gemauerter Ofen in Hausform, in dem künftig misslungene oder überholte Kunstwerk in Szene gesetzt werden können.
Mit Steinbearbeitung haben sich Anneliese Abdinghoff und Arash Abramians gemeinsam mit Monika Ritter beschäftigt. Aus einem drei Tonnen schweren Kirchheimer Muschelkalk haben sie eine Nase herausgearbeitet.
Schlüssel aus 100 Einzelteilen zusammengesetzt
Schlüssel in unterschiedlichen Ausprägungen, die dennoch durch einen Schlüsselring verbunden sind, haben Elisa Maikath und Belinda Büchel mit Paul Distel gefertigt. Aus 100 Einzelteilen wurde die Schlüssel zusammengesetzt.
Für eine zweiteilige Installation entschieden sich Marie Fricke und Lois Preis mit Monika Linhard. Die leere Hülle und die Puppe sollen die Metamorphose im Tierreich darstellen. Unter anderem verwendeten Sie Baustahl. Das Kunstwerk ist nicht im Garten der Holzbildhauerschule, sondern unterhalb der Hauswirtschaftsschule zu sehen.
Eine Erdfigur hat Joachiim Hasslan schon bei der Triennale 2019 geschaffen. Auch diesmal stellte er wieder diese alte Form der figürlichen Darstellung vor. Eine Negativform wird in den Boden gegraben, mit Beton ausfüllt und nach dem Aushärten aufgestellt – was in den nächsten Tagen noch geschehen wird.