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AUBSTADT: Die Liebenswürdigkeit eines Dreggsaggs

AUBSTADT

Die Liebenswürdigkeit eines Dreggsaggs

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    Temperamentvoll: Mit einem furiosen Tempo jagt Michl Müller bei seinem Auftritt in Aubstadt über die Bühne und bringt das Publikum dazu, dass es sich vor Lachen schüttelt.
    Temperamentvoll: Mit einem furiosen Tempo jagt Michl Müller bei seinem Auftritt in Aubstadt über die Bühne und bringt das Publikum dazu, dass es sich vor Lachen schüttelt. Foto: Foto: EckHarD Heise

    Weit länger als Kollegen aus der Spaßbranche steht Michl Müller bei seinem Auftritt im Scheinwerferlicht, schreitet die Bühne mit einem furiosen Tempo auf und ab und scheint gar nicht aufhören zu wollen – was offensichtlich auch das Publikum will.

    Auf einer Welle des Erfolgs schwimmt der Komödiant aus Bad Kissingen. Nachdrücklicher Beweis ist die zum Bersten gefüllte Halle in Aubstadt. Und die Zuschauer dürften wohl in ihren Erwartungen nicht enttäuscht worden sein. Seine verbalen Ausbrüche und das unermüdliche Toben auf der Bühne ließen einem schon vom Zuschauen den Schweiß den Rücken herunter laufen. Wie ein hungriger Tiger dreht er Runde um Runde, die Sätze schießen salvenartig aus seinem Mund, wild gestikulierend schwadroniert er über alle möglichen Ereignisse des Lebens. Einen roten Faden gibt es dabei nicht. Zwar hat er einen „Running gag“ über Angela Merkel eingebaut, der unverhofft immer wieder während des Pogramms auftaucht. Oder er greift unvermittelt Pointen auf, mit denen er schon Minuten vorher den Saal zum Toben gebracht hatte, aber sonst leben seine Ausführungen vom puren Nonsens. Von einem politischen Kabarett kann man bei Müller kaum reden, obwohl er sich die gesamte Politikergarde von München und Berlin zur Brust nimm. Keine tief schürfenden satirischen Erkenntnisse kommen dabei heraus, sondern der pure Nonsens des einfach gestrickten Beobachters, der sich am Oberflächlichem orientiert, aber jedem Ereignis oder jeder Person eine witzige Note abgewinnen kann. Wären die Sätze geschrieben, müsste an manchen Stellen nach dem Witz gesucht werden. Doch sein Programm lebt von der Mimik und seinem sprachlichen Talent. Wild ins Publikum blickend fordert er die Lachsalven heraus, spielt den unschuldigen Deppen. Und er kennt seine Landsleute, weiß um ihre Schwächen, bohrt gnadenlos darin herum, geißelt spießbürgerliches Verhalten. Auch durch den Einbau lokaler Eigenarten gibt er Möglichkeiten zur Identifikation. Michl zeichnet sich dabei aber dadurch aus, dass seine Worte und Kommentare nie boshaft oder bissig sind. Mit der Liebenswürdigkeit eines Idioten fabriziert er ein Weltbild, das so konsequent schräg ist, das es schon wieder glaubhaft wirkt.

    Unwiderstehlich wird er dazu durch das Tempo, mit dem er seinen Auftritt gestaltet. Und es gelingt ihm, die Grenze zum albernen Klamauk - wenigstens meistens - nicht zu überschreiten. Seine Auftritte haben keine nachhaltige Wirkung, sind dafür aber einfach lustig.

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