Damit hatte die Künstlerin nicht gerechnet. Musiklehrer Heinz Pallor eröffnete die Ausstellung in der Kreisgalerie mit einer Klavierimprovisation über ihren Namen. Die Ausstellungseröffnung mit Werken von Liselotte Spreng war der willkommene Anlass, das neue Klavier, das die Gerda-Reich-Stiftung finanziert hatte, offiziell in Betrieb zu nehmen. Heinz Pallor hatte das Instrument ausgesucht und eröffnete ideenreich, furios und – natürlich – mit viel Charme die Ausstellung wie den zukünftigen Konzertbetrieb.
Mit der sechsten Ausstellung eröffnete in der Kreisgalerie gleichzeitig die letzte in diesem Jahr. Und das mit Werken einer Künstlerin, der mancherlei Kunstbetrieb und Kunstverstand in ihrer langen Schaffenszeit so sehr auf den Wecker gingen, dass sie sich lieber ausklinkte und zu Hause ganz für sich allein arbeitete. So entstand über die Jahre ein Gesamtwerk von 3000 Objekten. In der Kreisgalerie ist jetzt ein Bruchteil dessen zu sehen.
Dr. Astrid Hedrich-Scherpf, die Organisatorin der Ausstellungen und eine der Leiterinnen der Kulturagentur des Landkreises, zeigte sich bei der Vernissage stolz, dass eine so hochkarätige Künstlerin wie Liselotte Spreng den Weg aus der Städtischen Galerie Erlangen, wo sie zuvor ihre Werke zeigte, nach Mellrichstadt gefunden hat.
In den beiden Räumen im Erdgeschoss sowie in einem Zimmer der darüber liegenden Kreisgalerie präsentiert Liselotte Spreng Abstraktes. Jedoch sind ihre Bilder nicht mit den Kompliziertheiten gängiger Abstraktionen zu vergleichen. Sie kommen trotz aller Reduktion der Form gefällig daher. Das soll aber nicht heißen, dass sie einfach sind, leicht, bekömmlich. Die Bilder von Liselotte Spreng sind Hingucker, man geht auf die Suche in den Farben und Formen, versucht zu erkennen und – nicht immer im Abstrakten gegeben – man findet auch. In Anordnungen horizontaler wie vertikaler farblicher Linien unterschiedlicher Breite reduziert und multipliziert sie Sinn in Farbe. Macht nachdenklich damit und offenbart ein tiefes Bewusstsein für die Inhalte zwischen den Zeilen.
Nein, Liselotte Spreng ist keine Künstlerin, die so einfach in ein gängiges Künstlerschema zu pressen ist. Das betonte auch ihre Laudatorin, Lisa Puyplat, Leiterin der Städtischen Galerie Erlangen. Sie begleitet seit rund 30 Jahren das künstlerische Schaffen von Liselotte Spreng und kann sehr gut beurteilen – und auch nachvollziehen – warum die Künstlerin so malt wie sie malt.
Liselotte Spreng kam in Ingolstadt zur Welt und studierte an der Akademie der Bildenden Künste in München. 1976 zog sie nach Nürnberg und ein paar Jahre später nach Uehlfeld, einem kleinen Dorf nahe des Aischgrunds. 15 Jahre lang hatte Liselotte Spreng all das, was so viele Künstler gerne hätten. Zahlreiche Ausstellungen, Aufträge für öffentliche Räume, Kunstpreise. Doch schon in den frühen Siebzigerjahren zog sie sich aus der Kunst-Öffentlichkeit zurück, arbeitete aber stets fleißig weiter.
So entstanden in den mehr als fünf Jahrzehnten Künstlertums Tausende von Werken, die erst seit einigen Jahren wieder den Weg in die Öffentlichkeit finden. Umso glücklicher darf sich die Kreisgalerie schätzen, wenn die erstaunlichen Landschaftsansichten Liselotte Sprengs im ersten Stock der Kreisgalerie den modernen Aspekt auf Zeit in den musealen Räumen präsentieren. Mit wenigen Pinselstrichen fasst Liselotte Spreng komplexe Ansichten zusammen, komprimiert sie und gibt dazu Möglichkeiten, den genauen Blick und die Fantasie zu schulen. So kann man sich durchaus in den abstrakten Landschaftsdarstellungen verlieren. Genauso wie draußen in der Natur, beim Blick in die Landschaft.
Im Blickpunkt
Werke von Liselotte Spreng Die Ausstellung „Zwischen Absicht und Zufall“ ist noch bis 6. Januar 2009 in der Kreisgalerie zu sehen. Öffnungszeiten sind Dienstag und Donnerstag von 14 bis 17 und Sonntag von 14 bis 18 Uhr.