Mutter hatte nichts dagegen. Also durften die fünf Helikopter aus dem Heeresfliegerregiment 16, zur Panzerabwehr mit drahtgesteuerten Lenkwaffen bestückt, an der Kupfermühle zwischen Ostheim und Stockheim parken.
Da stehen die Flugmaschinen nun hinter den hohen Bretterstapeln der Holzfirma Nix & Zinn und warten auf den Einsatz in ihrem Verfügungsraum. Der Verfügungsraum, das ist die hügelige Gegend um Ostheim herum.
"Ich habe die Mutter gefragt, die ist 77 Jahre alt. Und sie war sofort begeistert." Karlheinz Herda sagt nicht einfach Ja, wenn die luftmechanisierte Brigade I aus Nordhessen mit einer Schwärmer-Einheit sein Firmengelände zum Schwarmliegeplatz auserkoren hat. Aber mit der mütterlichen Zustimmung war die Sache perfekt. Noch bis Freitag werden die fünf Helikopter im Rahmen der Gefechtsübung "Bora" auf der Wiese neben dem Sägewerk ihre Basis haben. Insgesamt 45 Hubschrauber sind bei der Großübung im Einsatz, in Ostheim wurde ein Gefechtsstand eingerichtet.
"Das Zusammenspiel der unterschiedlichen Truppenteile muss praktisch unter realistischen Bedingungen geübt werden", erklärt Oberstleutnant Michael Auerbach, Presseoffizier der Brigade. Rund 500 Soldaten aus nordhessischen und Celler Regimentern üben in der Rhön den Ernstfall. Und Karlheinz Herda freut sich: "Ja, die Arbeiter im Sägewerk schauen schon öfter nach den Hubschraubern, aber das macht ja nichts".
Mächtig Wind
Der Geschäftsmann, geschäftsführender Gesellschafter der Nix & Zinn, hat sein Gelände gerne zur Verfügung gestellt. "Es ist für mich eine Ehre sozusagen Gastgeber zu sein", erklärt der Mann. Nachteile hat er bisher keine davon getragen. "Selbst die Holzbohlen werden von den Hubschraubern nicht weg geblasen. Bei schweren Stürmen passiert das schon mal". Mächtig Wind, das machen die Rotoren der BO 105. Die Soldaten auf dem Büchig bei Ostheim merken das. Dort, auf dem Segelflugplatz, sind die zehn Ausgabestellen für Flugbetriebsstoff. In donnernder Lautstärke kommt ein Schwarm angeflogen, ein jeder Hubschrauber landet punktgenau neben den Zapfhähnen. Mit drehenden Rotoren werden die Flugmaschinen betankt, um sogleich ihren Einsatz fortzuführen. "Das nennen wir hot refueling, das heißt Betanken bei laufendem Rotor", erklärt Oberstleutnant Auerbach. Auch die Schiedsrichter-Hubschrauber werden mit neuem Treibstoff befüllt. Die Leistung der Soldaten wird beobachtet und bewertet. Auch so mancher Ostheimer wird ein kritisches Auge auf die übende Truppe haben. Schließlich ist das historische Städtchen nahezu im Belagerungszustand. Eine Woche vor Schulbeginn wurde der Schulhof kurzerhand zum Gefechtsstand erklärt. Dieweil nimmt Karlheinz Herda die Truppenbewegungen auf seinem Grund und Boden gelassen hin. "Das sind alles freundliche Leute hier", äußert er sich zufrieden.
Am glücklichsten über die Situation dürfte aber sein Schäferhund sein, ein scharfer Bewacher der Kupfermühle. Der überlässt den Ernstfall den Soldaten, sagt Herda: "Seit die Bundeswehr hier ist, hat er Urlaub".