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MEININGEN: Die Perspektive vom Gott im Manne

MEININGEN

Die Perspektive vom Gott im Manne

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    Wenn Götter Frauen bezirzen: Ingo Brosch als Jupiter und Anja Lenßen als Alkmene in der Schauspiel-Premiere „Amphitryon“ am Meininger Theater.
    Wenn Götter Frauen bezirzen: Ingo Brosch als Jupiter und Anja Lenßen als Alkmene in der Schauspiel-Premiere „Amphitryon“ am Meininger Theater. Foto: Foto: Foto-Ed

    (one) Stellen Sie sich vor, Ihre Frau schwelgt noch in den Erinnerungen an die gerade verbrachte Liebesnacht und schaut Sie verwundert an, als Sie überraschend zu ihr ans Bett treten. Und auch Sie selbst sind mehr als irritiert, als Sie die Glückselige begrüßen, denn Sie wissen ganz genau: Sie waren noch gar nicht bei ihr, sondern kehren erst in diesem Augenblick zu ihr zurück. Sie aber lacht Ihnen ins Gesicht und beteuert das Gegenteil.

    Wie kann das sein? Ist hier einer verrückt geworden? Und, vor allem, wer war in ihrem Bett? Es beginnt eine fieberhafte Recherche, während der auch Ihre Frau die Gewissheit verliert, findet sie doch plötzlich ein falsches Monogramm in dem angeblich von Ihnen geschenkten Halsschmuck. So oder ganz ähnlich geht es Benjamin Krüger als heimkehrendem Feldherr Amphitryon und Anja Lenßen als seiner Frau Alkmene. Da müssen höhere Mächte im Spiel sein, denn anders lässt sich das irdisch-bewegte Gefühlschaos nicht erklären. Und tatsächlich ist der liebesgierige Donnergott Jupiter (Ingo Brosch) selbst zu den Sterblichen herabgestiegen und hat Gott Merkur (Matthias Herold) im Gefolge, der ihm den Rücken freihalten soll. Dieser mürrische Bote aber hält wenig von Raffinesse und viel von Schlägen, was Sosias (Renatus Scheibe) tüchtig zu spüren bekommt, als er die Befehle seines Herren Amphitryon ausführen will. Doch als Merkur auch noch Gestalt und Namen des Sosias für sich beansprucht, stürzt das den echten Bediensteten in eine tiefe Bewusstseinskrise, gemäß der Frage: Wer bin ich denn, wenn ich nicht ich bin? Seiner Frau Charis (Natascha Clasing) ist das einerlei, scheint die Perspektive vom Gott im Manne sogar ausgesprochen reizvoll, ja viel begehrenswerter als zuvor.

    Heinrich von Kleists berühmtes Verwirrspiel um Sein und Schein, Liebe und Triebe, Komik und Tragik, bereitet in magischer Sprachbeherrschung hintersinniges Vergnügen und macht sprachlos.

    Premiere von „Amphitryon“ ist an diesem Freitag um 19.30 Uhr und am Sonntag, 9. Oktober, um 19 Uhr, in den Kammerspielen.

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