Die Meininger Dampfloktage fanden wie üblich am ersten Septemberwochenende statt. Heuer öffneten sich die Werkstore am Samstag bei schönem Wetter zum 23. Mal. Tausende Besucher strömten ins Werk. Laut „Meininger Dampfzeit“ – der Zeitschrift des Meininger Dampflokvereins (MDV) – wurden an beiden Tagen rund 12 000 Besucher aus ganz Deutschland sowie aus europäischen Nachbarstaaten erwartet. Am Samstag war überwiegend sächsischer Sound zu hören.
Daneben haben sich auch Schweizer, Schwaben, sicher auch Badener sowie Luxemburger zu den Dampfloktagen getroffen. Auch englische Töne waren zu vernehmen.
Am Samstag haben Sonderzüge aus allen Teilen des Landes Besucher ins Dampflokwerk gebracht. 14 Lokomotiven waren auf dem Werksgelände ausgestellt. Einige davon standen unter Dampf. Für die Kleinen das Größte war die Mitfahrt auf dem Führerstand. Eine Schmalspurlokomotive war dafür angeheizt. Auf der Werkslokomotive, heuer wieder mit der bekannten Nummer 503501 versehen, wurden wieder Ehrenlokführer-Lehrgänge angeboten.
So viele Dampf-Begeisterte wie noch nie wollten die Gelegenheit wahrnehmen, mit dem Regler der etwa 1500 PS starken und 150 Tonnen schweren Maschine den Dampf über die Schieberkästen in die Zylinder zu leiten. Vorher noch einmal zur Warnung laut pfeifen – dann überträgt der Kolben die Dampfkraft über Schubstangen auf die Treib- und Kuppelachsen.
Die Fahrt über das Werksgleis ging zunächst rückwärts. Abbremsen mit dem Führerbremsventil bis zum Stillstand. Und dann durfte, nach Auslegen der Steuerung für die Vorwärtsfahrt, zum Ausgangspunkt gefahren werden.
Die Nachfragen für diese Selbsterfahrungen mit Dampfkraft waren so groß, dass am Samstag die Kapazitäten schnell erschöpft waren. Interessenten, die bis dahin noch nicht zum Zuge gekommen waren, mussten über Lautsprecher auf den Sonntag vertröstet werden.
Maschinen, teils oder komplett zerlegt beziehungsweise deren Einzelteile, waren in der Lokhalle der Radsatz- und Stangenwerkstatt sowie in der Kesselschmiede zu besichtigen. Dampflokwerker können auch elektrisch. Unter den reparaturbedürftigen Maschinen sind auch vier Elektrolokomotiven, darunter ein Straßenbahnwagen aus München sowie ein 1925 gebautes Schweizer Krokodil, eine schwere Güterzuglokomotive. Um mit der großen und langen Lokomotive durch die engen Kurvenradien fahren zu können, wurde die Lok in drei beweglichen und miteinander verbundenen Teilen gebaut.
Diese Teile – Schnauze, Körper und Schwanz – sollen in Fahrt an den Gang eines Krokodils erinnern, wozu auch die grüne Farbe beiträgt.
Neben den ausgestellten Lokomotiven gab's während der Werksführungen Eindrücke von den Aufgaben der Spezialisten im Dampflokwerk. Rahmen, Radsätze, Kessel, Kolben, Schieber, Schubstangen und weitere Dampflokteile faszinierten die zumeist fachkundigen Besucher. Über Aufarbeitungen beziehungsweise Neuanfertigungen wollten viele der Eisenbahn-Enthusiasten möglichst viele Details erfahren.
Werksführungen sind auch nach den Dampfloktagen möglich. Noch bis zum 30. September an jedem Samstag; danach, vom 1. Oktober 2017 bis 31. März 2018 an jedem ersten und dritten Samstag im Monat. Dabei werden den Besuchern die im Werk stehenden Lokomotiven und Waggons gezeigt. Auch die anderen Abteilungen, Radsatz- und Stangenwerkstatt sowie die Kesselschmiede dürfen besichtigt werden. 90 Minuten dauern diese Führungen, die ab 10 Uhr am Haupteingang des Werkes beginnen.