Einmal etwas machen, das Bestand hat – das war der Wunsch von Druschel und Streck im Frühjahr 2008 gewesen. Etwas, das nicht sofort oder nach wenigen Tagen wieder in der Tonne landet. Wie leider viele der aufwendig gestalteten Imageprospekte, die Werbefotograf Druschel und Streck, Geschäftsführer der Werbeagentur evoworkx media, normalerweise entwerfen. Die Amazys, Fotohüllen mit Klettverschluss, landen nie in der Abfalltonne. Sie wickelt man außen herum.
Seit November 2008 kann man die Tonnenhüllen aus dem wetterfesten Kunststoff Polypropylen für 19,99 Euro kaufen – über die Internetseite www.amazy.de und seit kurzem auch in 200 Filialen von Möbelhaus Bauhaus. Dieser Vertriebsweg ist noch in der Testphase. Die Hüllen zeigen Landschafts- und Blumenmotive, eine Blitzampel oder eine Kuh mit Nasenring. Knapp 200 000 Stück hat das Unternehmen bisher verkauft, 250 000 sollen es bis Ende 2009 werden. „Wir sind auf einem guten Weg“, sagt Streck.
Verblüfft
Amazys heißen die Müllbehälter-Outfits, so Streck, weil die meisten erst einmal verblüfft (englisch: amazed) seien, wenn sie die umgestalteten Mülltonnen sehen. Auch, weil Amazys trendy klinge. „Wir wollten einen Hype generieren“, sagt Streck. Heute ist er sicher, dass das klappt. „Ich habe gleich zu Beginn extremes Baukribbeln gehabt“ – ein gutes Zeichen für den Werbefachmann.
Überrascht hat ihn der Erfolg dennoch ein bisschen: Zwei Tage nachdem der Tonnenschmuck online ging, berichtete die Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung in ihrer Glosse auf Seite eins über die Amazys. Das sei der Startschuss gewesen. Handelsblatt, Freundin und Bild folgten.
Rechtzeitig zur Fußballweltmeisterschaft wolle man neue Motive für die Tonne drucken. Geplant sei ein Casting mit hübschen Frauen und Männern, die die Flaggen der jeweiligen Länder als Bodypainting tragen. Deren Bilder wolle man auf die Tonne bringen. Momentan führe er deshalb intensive Gespräche mit dem Weltfußballverband FIFA.
Mit Eintracht Frankfurt sei bereits ein Vertrag unterschrieben: Ab Anfang 2010 werden bekannte Eintracht-Spieler die Mülltonnen zieren.
Streck kennt sich aus mit der Entwicklung neuer Ideen. Seit zehn Jahren betreibt er gemeinsam mit seinem Partner Anders Indset die Werbeagentur evoworkx media. Die ersten Jahre nur nebenbei, seit 2006 in Vollzeit. Im Mai 2009 ist er mit seiner Firma evoworkx aus der Storchengasse in Bad Neustadt in den Neubau ins Gewerbegebiet Salz umgezogen. Inzwischen haben Streck und Partner eine Filiale in Frankfurt aufgemacht und 20 Mitarbeiter eingestellt. Im vergangenen Jahr ist die Firma für die Online-Druckerei www.druckhelden.de mit dem Innovationspreis der Initiative Mittelstand ausgezeichnet worden. Auch für Salz hat Streck Pläne. Vor Jahren sagten ihm die Menschen: „Das klappt nie, du hast keine Chance in Bad Neustadt eine erfolgreiche Werbeagentur aufzubauen.“ Streck, der sein Hauptgeschäft in der Region macht, aber auch Firmen wie den internationalen Technologiekonzern „Linde“ zu seinen Kunden zählt, ist stolz, dass es doch geglückt ist.
Ort der Ideen
Nun hat er sich mit evoworkx media beim Wettbewerb „365 Orte im Land der Ideen“ beworben. Die Initiative wird getragen von der Bundesregierung – Schirmherr ist Bundespräsident Horst Köhler – und dem Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI). Streck glaubt, dass evoworkx und damit Salz gute Chancen habe, Ort der Ideen zu werden.
Mit Endkunden hat Streck nur selten Kontakt. Normalerweise entwirft er Marketingkonzepte für Geschäftskunden. Vielleicht hat ihn der Erfolg der Amazys auch deshalb so überrascht. „Die Leute haben plötzlich eine emotionale Beziehung zu den Tonnenhüllen aufgebaut“, erzählt er. Viele hätten nach dem Internet-Kauf im Callcenter angerufen. Beispielsweise die 82-jährige Landwirtin, die ihrem Mann zum 90. Geburtstag die Kuh mit Nasenring schenken wollte.
„Sei ein Weltverschönerer“, wirbt Streck auf der Internetseite für die Amazys. Der Werbefachmann weiß, wie man Kunden ansprechen muss. Anfangs sei es nur darum gegangen, die Welt bunter zu machen, die tristen, hässlich-grauen Mülltonnenzüge durch farbenfrohe zu ersetzen. Mittlerweile geht der Gedanke weiter: Der Kunde solle sehen, dass er mit Amazys die Welt nicht nur verschönern, sondern auch ein wenig verbessern könne. „Mit unseren Amazy-Absatzzahlen wollen wir Menschen auch finanziell helfen“, so Streck. Vor allem denen, die anderen helfen.
Die Mülltonnen-Designer planen eine Kampagne für ehrenamtlich Tätige. Mit einer Gruppe Ehrenamtlicher, die als Clowns in einem Frankfurter Krankenhaus krebskranke Kinder erfreuen, sei man bereits im Gespräch. Solchen Menschen solle ein gewisser Anteil des Erlöses – im Gespräch sind ein bis zwei Euro pro verkauftem Amazy – zugute kommen. Damit wolle man die Ehrenamtlichen beispielsweise zwei Wochen in den Urlaub schicken.