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ALSLEBEN: Die Tradition der Würzbüschel

ALSLEBEN

Die Tradition der Würzbüschel

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    Die Bedeutung der Würzbüschel: Diakon Rudi Reuter aus Herbstadt erklärte die Bedeutung vor Senioren im Klostergarten. FOTO: KLEINHENZ
    Die Bedeutung der Würzbüschel: Diakon Rudi Reuter aus Herbstadt erklärte die Bedeutung vor Senioren im Klostergarten. FOTO: KLEINHENZ

    ) Emsige Frauen in Alsleben machen sich zum Fest Mariä Himmelfahrt auf die Suche nach bunten Blumen und duftenden Kräutern. Danach binden sie selbige aufwendig zu Würzbüschel, um sie in der St.-Ursula-Kapelle vor den Altar zu legen. Die Kräuterweihe vollzieht am Freitag um 10 Uhr im Rahmen eines Hochamtes mit viel Weihrauchduft ein afrikanischer Gast-Priester, Pater Paul, der in der Pfarrei die Urlaubsvertretung übernommen hat.

    Das halbe Dutzend Frauen hat viel Erfahrung beim Blumensammeln. Rund 50 Kräuterbüschel werden in Alsleben wieder angepeilt. Sie sollen nach dem Gottesdienst zugunsten der St.-Ursula-Kapelle verkauft werden. Voran geht die Vorsitzende des Pfarrgemeinderats, Inge Pannek. Sie sagt: „Wir legen Wert auf einen bunt gemischten Würzbüschel, um die Vielfältigkeit der Kräuter zu unterstreichen.“

    Denn in den Kräutern stecken Heilmittel, die viele Menschen gar nicht kennen. „Jedes Jahr lerne ich was Neues dazu“, sagt Inge Pannek. Den Salbei beispielsweise wendet sie bei Halsschmerzen erfolgreich an. Die jährliche Kräuterweihe zum Fest Mariä Himmelfahrt gehört zur kirchlichen Brauchtumspflege in den katholischen Pfarrgemeinden. Der Brauch, Kräuterbüschel zu weihen, stammt aus vorchristlicher Zeit. Die kirchliche Überlieferung dafür gründet sich auf die Legende von Mariens Blumenliebe. Nach deren Himmelfahrt sollen Lilien und duftende Kräuter in ihrem leeren Grab gefunden worden sein.

    Traditionell enthalten sind im Würzbüschel Johanniskraut, Kamille, Wiesenlabkraut, Schafgarbe, Wilde Möhre, Reinfarn, Wiesenflockenblume, Odermennig, Blutströpfli, Heckenrosenzweig, Sonnenblume, Bohnen- und Maggikraut, Himbeerstaude sowie die Königskerze. Auch Johanniskraut, Zinnkraut, Kümmel, Wermut, Eibisch, Blutknöpfe, Goldrute, Fenchel, Thymian, Majoran, Petersilie, Ringelblume, Septemberkraut, Weinraute, Mädesüß, Roggen, Lavendel und Sauerampfer befinden sich oft unter den Kräutern.

    In Alsleben binden die Frauen die Würzbüschel am Donnerstagnachmittag in der Maschinenhalle Derlet. Waltraud Derlet ist bei der Kräutersuche dabei. Dafür ist man sehr dankbar. Vor etwa 15 Jahren, so Inge Pannek, lebte in Alsleben der Brauch, in der Gruppe Kräuter zu sammeln, erstmals wieder auf. Ausgerechnet Kinder gaben dazu den Anstoß. Denn bei einem Ferienprogramm wurden sie auf eine blühende Wiesenlandschaft geführt. „Von diesem Zeitpunkt an wurde die Tradition der Würzbüschel in Alsleben wieder neu entdeckt und vom örtlichen Pfarrgemeinderat weitergeführt“, sagt Pannek. Freilich hatten zwischendurch Gläubige privat ihren Würzbüschel am Altar weihen lassen.

    Im Volksglauben dienten Würzbüschel einst dazu, Krankheit oder Unwetter abzuwenden. Daher musste der Würzbüschel gemäß einer festen Regel auf dem Dachboden aufgehängt, im Herd verbrannt oder auch dem Viehfutter beigemischt werden.

    Inge Pannek sieht das Sammeln von Kräutern auch heute noch als eine schöne Tradition, die auch in der kommenden Generation unbedingt am Leben erhalten und weitergeführt werden sollte.

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