Damit nicht vergessen wird, welches Schicksal die Juden während der nationalsozialistischen Diktatur erleiden mussten, gedachte das Rhön-Gymnasium mit einer würdigen Feier am Mahnmal in der Bauerngasse der Bad Neustädter Juden, die am 22. April 1942 deportiert wurden und vermutlich in den Vernichtungslagern Sobibor oder Belzec zu Tode kamen.
Die Religionslehrer Günter Henneberger, Arno Weidinger und Diana Emmert betonten, dass die Erinnerung an die 54 Frauen, Männer und Kinder, die unter unwürdigen Umständen ihr Leben lassen mussten, nicht nur bei den Neuntklässlern des Rhön-Gymnasiums wachgehalten werden soll, sondern bei allen Bürgern.
Weil man den Juden damals alles - bis hin zu ihren Namen - genommen hatte, war es ein Anliegen der Gedenkstunde, ihnen symbolisch ihre Namen zurückzugeben. Sie wurden verlesen, dazu das Alter, das deutlich machte, dass es kein Erbarmen gab, weder für ein Kleinkind noch für einen Greis.
Vorgeschichte und Ablauf der Deportation rückten beklemmend nah, als verlesen wurde, wie die Nationalsozialisten mit den Bad Neustädter Juden umgegangen waren. Die Jammergestalten, die vom Marktplatz zum Bahnhof getrieben und von johlenden Schulkindern begleitet wurden, schienen auch 77 Jahre später sehr präsent zu sein.
Eine eindrucksvolle Brücke zu den Menschen, denen man erzählt hatte, sie kämen zum Arbeitseinsatz nach Russland, schlug ein realer alter Koffer. Günter Henneberger hatte ihn so gepackt, dass er den letzten Habseligkeiten entsprach, die die Juden damals hatten retten wollen. Dass es kein Zurück mehr in die Heimat gab, war den meisten bewusst gewesen, aber dass sie jede Bahnstation zwischen Würzburg und dem Durchgangslager Izbica dem Tod näherbringen würde, ahnten nur wenige.
Das Gedenken an 54 Bad Neustädter Mitbürger bekam zusätzliche Tiefe durch die Saxophonklänge von Diana Emmert, das ganze unvorstellbare Ausmaß des Holocaust mit der Ermordung von sechs Millionen Juden vergegenwärtigte Arno Weidinger mit Worten, die nachwirken werden.