Es kommt nicht so oft vor, dass eine Musikveranstaltung thematisch einer Plattenfirma gewidmet wird. Das Konzert in der hörbar der Stadthalle Bad Neustadt unter dem Titel "Tribute to Blue Note Records" war ein solch seltener Fall.
Und das aus gutem Grund: Blue Note Records ist ein Plattenlabel für Jazzmusik, das 1939 von Alfred Lion und Francis Wolff, zwei deutsch-jüdischen Emigranten der NS-Diktatur, in New York gegründet wurde. Das Plattenlabel konzentrierte sich auf amerikanische Jazzmusik. Es entwickelte einen unverwechselbaren Aufnahmestil und Sound.
Blue Note entdeckte und produzierte Jazz-Weltstars wie Miles Davis, John Coltrane, Thelonious Monk, George Gershwin, Herbie Hancock oder Quincy Jones. Das Unternehmen war in den 50er und 60er Jahren eines der renommiertesten Jazz-Labels und verdankte seinen guten Ruf dem hohen künstlerischen Niveau und der hervorragenden Klangqualität seiner veröffentlichten Aufnahmen.
Weil Blue Note Records für den Jazz so stilprägend war, widmeten die beiden Solisten des Abends, Axel Schlosser (Trompete) und Hubert Winter (Saxophon) ihr Konzert dieser Plattenfirma zu ihrem 85. Geburtstag.
Beide Künstler gehören zur Crème de la Crème der deutschen Jazz-Szene. Axel Schlosser ist Mitglied der HR-Bigband. Er spielte auch mit Hugo Strasser, Peter Herbolzheimer und Albert Mangelsdorf. Hubert Winter ist Professor an der Hochschule für Musik Würzburg mit dem Fach Jazzsaxophon. Begleitet wurden sie vom hörbar-Trio mit Bernhard Pichl (Piano), Hubert Engel (Bass) und dem HR-Bigband-Schlagzeuger Paul Höchstädter.
Bernhard Pichl betonte in seiner Anmoderation, wie gerne nahezu alle Jazzgrößen mit Blue Note Records zusammen arbeiteten. Mit George Gershwins Werk "Summertime" eröffneten Hubert Winter und Axel Schlosser den Abend. Beide Künstler harmonierten prächtig miteinander, im präzisen Zusammenspiel, zum Beispiel bei "Eronel" von Thelonious Monk, und bei den jeweiligen Soli, die sie gefühlvoll und zurückhaltend ergänzten und begleiteten. Da kam ihre jahrelange Erfahrung in renommierten Bands und Orchestern voll zur Geltung.
"Nica's Dream" von Horace Silver war einer der Titel, die auf einer der ersten Vinyl-LPs erschien. Beeindruckend, wie gelassen Schlosser hier die virtuosen Läufe in seinem Solo präsentierte. Mit zwei Kompositionen war Wayne Shorter im Programm vertreten: "Black Nile" mit treibendem, kraftvollem Rhythmus, das dem Schlagzeuger Paul Hochstädter alles abverlangte, und "Infant Eyes", das mit dem flirrenden, dann samtweichen Solo von Hubert Winter unter die Haut ging.
Mit den beiden Kompositionen "One Finger Snap" und "Cantaloupe Island" von Herbie Hancock, klang ein wunderbares Jazz-Konzert in der gut besuchten hörbar der Stadthalle aus.