Es waren die letzten Stunden, die Angelika Schmitt, Nicole Scharfenberger und Birgit Allgeier im Kindergarten Oberfladungen verbrachten. Die Rede ist von der Übernachtung der Kinder, die im Herbst in die Schule gehen werden. Im August zieht der Kindergarten nun in das neue Haus in Fladungen um.
„Der Abschied fällt sehr schwer”, sagte Leiterin Angelika Schmitt. Zu diesem Abschied gehörte auch eine bewegende Überraschungsaktion, organisiert und durchgeführt von den Kindergarten-Eltern. Denn nach dem gemeinsamen Frühstück im Kindergarten am Samstagmorgen versammelten sich plötzlich alle Kinder und Eltern sowie ehemalige Kinder und Eltern vor dem Kindergartengebäude und verabschiedeten sich von der Oberfladunger Einrichtung. Da staunten die drei Damen des Kindergartens nicht schlecht. „Das haben wir nicht gewusst“, war Angelika Schmitt ganz baff. „Ganz so einfach wollen wir Euch nicht ziehen lassen”, erklärte Sybilla Schmitt-Peter, die Frau des Elternbeiratsvorsitzenden Thomas Peter, die zusammen mit Susanne Lerpscher die Aktion vorbereitet hatte.
Da die Erzieherinnen und Kinderpflegerinnen dann nach Fladungen wanderten zum Haus der Kinder, bekamen sie einen stabilen Wanderstock samt großem Beutel überreicht. Im Beutel war so allerhand: ein Kompass, ein Pflaster, eine Wurst, ein Tee, ein Powerriegel, ein Merkzettel mit Stift, eine Biosaftschorle, um Durststrecken im Beruf zu überwinden, und – ganz unten versteckt – ein Edelstein, „der Euch immer Glück bringen soll.” Dazu sangen Eltern, Kinder und Kindergartenpersonal unter Gitarrenbegleitung: „Möge die Straße uns zusammenführen.“
Jedes Kind hatte einen mit Helium gefüllten Luftballon dabei. An diesen Ballon war eine Postkarte gebunden, auf der das neue Haus der Kinder in Fladungen als Empfänger bezeichnet war, und auf der die Kinder und Eltern viele gute Wünsche vermerkt hatten. Auf das Kommando von Sybilla Schmitt-Peter hin ließen alle Kinder die Luftballons steigen. Es war ein toller Anblick. Nun hoffen Kinder und Eltern, dass die Postkarten von Findern irgendwann zurück geschickt werden, was sicherlich eine schöne Erinnerung für alle im neuen Haus sein wird. Angelika Schmitt, Nicole Scharfenberger und Birgit Allgeier waren ganz gerührt.
Ihr halbes Leben (seit dem Jahr 1984) hat Birgit Schmitt im Kindergarten Oberfladungen verbracht. „Wir haben hier gelebt wie eine große Familie”, so die langjährige Kindergartenleiterin. Die Entwicklung vieler Kinder hat sie begleitet, und nun betreut sie die Kinder ihrer damaligen Kinder. „Und es ist festzustellen, dass viele meiner Kinder einen sozialen Beruf ergriffen haben”, zeigt Schmitt sich stolz.
„Ein Paradies” sei der Kindergarten Oberfladungen für sie gewesen. Ein Paradies mit einem wunderschönen Garten und einem riesengroßen, schönen Gruppenraum, der selten zu finden sei. „Wir haben immer alles genutzt”, blickt sie mit ein wenig Wehmut zurück.
Mit dem Umzug ins Haus der Kinder in Fladungen geht die 63-jährige Geschichte des Oberfladunger Kindergartens zu Ende. Als Kinder der „Wölkchengruppe” ziehen die 24 Oberfladunger Regelkinder im Alter von zwei bis sechs Jahren nach Fladungen. Das gesamte Personal zieht mit um und wird von der Stadt Fladungen als Träger der Kindertageseinrichtung übernommen.
Ihre letzte Nacht verbrachten die Schulabgänger-Kinder traditionell im Kindergarten. Eine Überraschung war für die Kinder Wellness im benachbarten Hotel Sonnentau, wo sie ein Wellness-Stündchen im Kreativ-Seminarraum erlebten. Im Kindergarten durfte am Abend dann jedes Kind auf seinem „Traumkissen“ schlafen. Als Abschiedsgeschenk erhielten Sarah Kirchner, Pauline Scheidler, Justin Schnabel und Eva Kompe eine Schulkiste mit wichtigen Dingen, darunter tolle Fotos aus der Kindergartenzeit, ein Abschiedsbild, ein Gutschein zum Ponyreiten, eine Zeugnismappe und eine Bildermappe.