Starkbier oder auch Fastenbier kennt man vom Münchner Nockherberg. Das süffige Gebräu genießt mittlerweile nicht nur in Bayern einen gewissen Kult-Status. Doch Bockbier ist nicht gleich Bockbier. Braumeister Werner Lang hat sich viele Gedanken gemacht, wie er dem Waltershäuser Bock eine ganz eigene, unverwechselbare Note verpassen könnte. "Unser Bock ist nicht dunkel, sondern hell, süffig und mild, hoch vergoren und hat es mit 17,5 Prozent Stammwürze und 7,5 Prozent Alkohol ganz schön in sich".
Mit anderen Worten: ein Bier mit Tiefgang, das willig die Kehle hinunterläuft, aber mit Vorsicht zu genießen ist. "Deshalb haben wir uns auch für die kleinen 0,33 Liter-Flaschen entschieden, denn wer zwei davon getrunken hat, hat ungefähr genauso viel intus, wie wenn er zwei normale 0,5er Flaschen konsumiert hat", ergänzt Rudi Koob.
Für die Brauerei Lang ist das Ganze ein Versuch. "Seit mindestens 30 Jahren gab es kein Grabfelder Bockbier mehr, deshalb haben wir uns entschlossen, 30 Hektoliter aufzulegen und zu schauen, wie das Bier bei den Bierfreunden ankommt", so Werner Lang. Die erste Feuerprobe hat der süffige Gerstensaft bestanden. Beim "Rock'n Bock-Festival" im Bräustüble zog der St. Vitus-Bock mindestens genauso viele Besucher an die Theke wie die Musiker vor die Bühne.
Lauter lokale Produkte
Während mittlerweile beinahe jede Lebensmittelbranche nur noch von Skandal zu Skandal schlittert, ist das Bier bisher von solchen Dingen verschont geblieben. Das liegt natürlich in erster Linie an der Einhaltung des Reinheitsgebotes von 1516, zum anderen aber auch daran, dass wie bei der Brauerei Lang üblich, ausschließlich Produkte aus der Region verwendet werden. "Wir haben eigens Bauern, die hier für uns Braugerste anbauen", berichtet Werner Lang. Die Hefe wird selbst gezogen und das Brauwasser kommt aus dem eigenen Hausbrunnen.
"Die Nachvollziehbarkeit der Produktionskette wird für den Verbraucher in Zeiten der Skandale immer wichtiger", ist sich Werner Lang sicher. Darauf setzt man in Waltershausen, denn "für eine kleine Brauerei ist es wichtig, dass sie das Vertrauen der Biertrinker ihrer Region hat".
Wie kam es eigentlich zum Namen St. Vitus-Bock: "Der Name lag auf der Hand und es ist eigentlich verwunderlich, dass es bisher kein Bier mit diesem Namen gegeben hat", meint Werner Lang.
St. Vitus ist nicht nur der Schutzpatron der Keuschheit und der Haustiere, sondern auch der Bierbrauer. Die Kirche in der Nachbargemeinde Wülfershausen ist dem heiligen Vitus geweiht und an der Wülfershäuser Saalebrücke gibt es die Gastwirtschaft "St. Vitus-Brückenschänke" (in der das Bier natürlich auch ausgeschenkt wird). Was also lag näher als dem heiligen Vitus, der seit gut 1700 Jahren tot ist, endlich sein eigenes Bier zu widmen.
Außer in den von "Central-Getränke" belieferten Getränke-Shops gibt es den St. Vitus-Bock im "Bräustüble" Waltershausen, in der "Brückenschänke" Wülfershausen und im "Bundschuh" in Münnerstadt.
Zur Person
Der heilige Vitus
Der Legende nach wurde Vitus als
Sohn eines heidnischen Senators
auf Sizilien geboren. Sein Erzieher
Modestus bekehrte ihn gegen den
Willen seiner Eltern zum christ-
lichen Glauben. Sein Vater wollte
ihn zu einem liederlichen Leben
verführen und sperrte ihn mit
musizierenden und tanzenden
Mädchen in ein Zimmer. Als der
Vater durch das Schlüsselloch das
Treiben seines Sohnes belauschen
wollte, sah er ihn von sieben
Engeln umgeben und erblindete.
Gegen alle weltlichen Versuche
und Widerstände ging Vitus seinen
Weg des Glaubens und floh nach
Lucanien, wo er im Jahr 304 starb.