Beim evangelischen Gemeindeabend im großen Saal in Waltershausen wartete Werner Lang von der gleichnamigen Privatbrauerei mit einer überraschenden Premiere auf: Er stellte das frisch gebraute Lutherbier vor.
Ein Bier, das er nach Rezepten aus der Zeit Martin Luthers, also im 15. Jahrhundert, herstellt. Werner Lang hatte recherchierte und die Rezeptur von einst gefunden. „Da kam mir die Idee, zum Lutherjahr ein eigenes Bier zu kredenzen, und zwar nach diesen Rezepten.“ Dreimal hatte der Brauer einen Sud angesetzt, bis der Geschmack und die Färbung des Lutherbieres passte. Ein Braunbier kam dabei heraus, sehr süffig mit einem Alkoholgehalt von gerade mal 4,6 Prozent.
Hinweise an allen Ecken
„Wenn man als Privatbrauerei schon in einem evangelisch geprägten Dorf angesiedelt ist, dann noch eine Gastwirtschaft besitzt, die in der Lutherstraße 7 steht, muss einem zum Lutherjahr doch was einfallen“, lacht Werner Lang, während er das Bier kredenzt. „Schmeckt sehr gut, eine Super-Idee, sehr bekömmlich“, urteilen diejenigen, die das erste Lutherbier probieren. Bad Köngishofens evangelischer Pfarrer Lutz Mertten entschied sich spontan, beim Gemeindefest seiner Kirchengemeinde dieses Bier auszuschenken: „Das passt auch zu unserer Aktion Luther to go.“
Braumeister Werner Lang erzählt, dass in Luthers Zeit Bier ein Alltagsgetränk war. Grund dafür sei unter anderem gewesen, dass es abgekocht und damit bakterienfrei war. Ganz anders das Trinkwasser damals. Das sei sehr bakterienhaltig gewesen, weshalb viele Menschen krank wurden. So hätten sogar Kinder damals Bier getrunken, denn es hatte nicht den Alkoholwert, wie heutige Biersorten. Werner Lang wusste auch, dass die Frau Martin Luthers, Katharina von Bora, selbst Bier gebraut hat. „Das hat Luther so gut geschmeckt, dass er es sich sogar hat nachschicken lassen, wenn er nicht zu Hause war“.
Beim Lutherbier, das in der Privatbrauerei Lang gebraut wird, handelt es sich um ein feinherbes, würziges Pilsner. Zutaten sind unter anderem Dunkelmalz, Karamell und Sauermalz, „das wiederum gibt den vollmundigen Geschmack“, sagt Werner Lang.
Illustre Probier-Runde
„Es ist ein Bier, das Martin Luther ganz sicher geschmeckt hätte“, lacht der Waltershäuser Braumeister. Er erzählt in der illustren Probier-Runde vom sogenannten Pfortenbier, das an Klöstern ausgeschenkt wurde und vom Starkbier. „Das war natürlich besser, als das an der Klosterpforte.“ In der Geschichte des Bieres hätten schon immer Klosterbrauereien eine bedeutende Rolle gespielt. Selbst Hildegard von Bingen war Biertrinkerin und verstand sehr viel vom Brauen.
Bierbrauen sei früher Frauensache gewesen, sagt Werner Lang und so gehörte im Mittelalter der Braukessel sogar zur Mitgift. Frauen richteten außerdem „Bierkränzchen“ ein. Katharina von Bora, die Frau Luthers, war Nonne und lernte im Kloster das Bierbrauen. Hier bekam sie auch die Brauberechtigung. Nach der Heirat mit Martin Luther richtete sie sich zu Hause eine kleine Brauerei ein. Luther selbst habe immer von Katharinas Bier geschwärmt, und es als sein Leibgetränk bezeichnet, sagt Werner Lang. Es sei sogar überliefert, dass er das Bier seiner Frau den Bierpräsenten von Fürsten und Königen vorgezogen habe.
Das Lutherbier gibt es übrigens nur im Bräustüble in Waltershausen. Werner Lang hat es als Fassbier und in Fünf-Liter Dosen vorrätig. In Flaschen wird es nicht abgefüllt. Somit wird es auch keine eigenen Etiketten geben.
Beim Premieren-Ausschank von Lutherbier gab es nur lobende Worte und auch der evangelische Dekan Matthias Büttner war davon angetan.